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0920 - Mandragoros Alptraum

0920 - Mandragoros Alptraum

Titel: 0920 - Mandragoros Alptraum
Autoren: Jason Dark
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konnte ich schlecht feststellen, nur wunderte es mich, daß ich diese Erscheinung kannte.
    Sie bestand nicht aus einer kompakten Masse. Vielmehr sah sie aus, als bestünde sie aus zahlreichen Ästen und Zweigen, die zudem so zusammengefügt waren, daß sie ein, wenn auch nicht überdeütliches, Gesicht bildeten.
    Ein Gesicht, das eigentlich keines war, das aber filigran und alterslos wirkte. Das Gesicht eines Stück Naturs, wo alles eben aus Rinde, aus Zweigen und aus mit Moos bedeckten angedeuteten Organen bestand.
    So sah nur einer aus.
    Mandragoro!
    Damit wußte ich, daß ich im Zentrum seines Alptraum gelandet war…
    ***
    Ich konnte darüber nicht jubeln, aber ich hatte keine Todesfurcht, denn Mandragoro und ich respektierten uns. Bei ihm verhielt es sich ähnlich wie beim Spuk, und ich hoffte, daß sich im Laufe der Zeit daran nichts geändert hatte.
    Wir waren uns nah, aber trotzdem lagen kaum meßbare Zwischenräume in dieser Welt.
    Wir konnten uns auf eine gewisse Art und Weise unterhalten. Ich wurde plötzlich herumgedreht und fühlte, wie mich ein Sog packte, der mich in seine Nähe brachte.
    Dann hörte ich seine Stimme.
    Oder das, was man Stimme nennen konnte, denn durch meinen Kopf tobte seine Botschaft.
    Es war ein seltsames Singen und Rascheln, aber ich war in der Lage, die Worte zu verstehen. Und ich erlebte, wie er sich auf meine Seite stellte, wie er mir recht gab und mir erklärte, daß es keinen Sinn hatte, die vielen Menschen zu opfern.
    In gewisser Weise widersprach ich ihm auf gedanklicher Ebene.
    ›Aber es war dein Alptraum, den Oliveiro erfüllte.‹
    ›Ja, nur nicht so.
    Ich wollte nicht die Opfer. Ich wollte nicht die Unschuldigen in den Tod schicken. Er ist einen Schritt zu weit gegangen. Und er hat meine Botschaft nicht richtig verstanden. Es sollten keine guten Menschen sterben, aber er will es durchziehen…‹
    ›Was soll ich tun?‹
    ›Er gehört dir!‹
    ›Wo befindet sich sein Körper? Ist er noch Mensch? Kann man ihn noch retten?‹
    ›Nein, er hat sich meiner Welt voll und ganz hingegeben. Er hat den Trank zu sich genommen. Es gibt keine Rückkehr mehr für ihn. Aber ich kämpfe weiter, das weißt du. Ich werde nicht zulassen, daß man die Welt zerstört. Du wirst immer wieder von mir hören, und es werden auch Menschen sterben, aber keine Unschuldigen…‹ Ich wollte gedanklich noch etwas erwidern, doch dazu ließ er mich nicht kommen.
    Wieder wurde ich von diesem Sog gepackt und herumgewirbelt.
    Ich wußte nicht, wo oben und unten war, aber in meinem Innern hatte sich ein gutes Gefühl ausgebreitet.
    Und dann war ich frei!
    Ich wurde nicht aus dem Maul zurückgeschossen, ich war einfach wieder auf dem Dach, wo ich plötzlich Boden unter den Füßen spürte und einige Schritte wie zum Test lief.
    Dabei hörte ich Bills Schrei.
    Ich stoppte und drehte mich um.
    Mein Freund saß auf dem Boden. Mit zuckender Hand wies er in die Richtung, aus der ich erschienen war.
    Dort sahen wir das Wesen.
    Und Mandragoro hatte sein Wort gehalten. Er selbst war dabei, es auszulöschen…
    ***
    Die Gestalt, die mehr einem Baumstumpf glich als einem Menschen, zeigte jetzt eine andere Farbe. Das dichte Grün war verschwunden und hatte dafür dem rostigen, aber intensiven Rot Platz geschaffen.
    Noch hatte das Wesen die alte Form, aber der Körper selbst war durchsichtiger geworden, er erinnerte uns Zuschauer jetzt an Gelee.
    Der gesamte breite Pflanzensee auf dem Dach hatte seine Form verloren und sich dabei zusammengezogen. Nur so konnte er sich auf einen Punkt konzentrieren.
    Und in ihm war die Gestalt des ehemaligen Priesters einbezogen.
    Ich hielt den Atem an, als ich das sah, denn dieses Wesen war dabei, sich selbst zu zerstören. Das tat es sicherlich nicht freiwillig. Mandragoro hatte ihm die Unterstützung verweigert, und allein war Oliveiro verloren. Das Gesicht zuckte immer wieder. Vor allen Dingen die Augen, aber auch das Maul, das mal offenstand, sich dann wieder schloß und sich einen Moment später abermals öffnete.
    Eine dicke Flüssigkeit entstand. Sie quoll an den Seiten hoch – und in der Mitte. War die Erdanziehung außer Kraft gesetzt worden? Im Innern dieses Wesens schob sich etwas zusammen – und dehnte sich zugleich aus.
    Auf uns wirkte es wie eine Sprengkraft. Fetzen flogen zu allen Seiten weg. Wir mußten uns ducken, um von diesem Schlamm nicht getroffen zu werden.
    Zudem klang dort, wo sich der Explosionsherd befand, ein tierischer Schrei auf.
    Er raste mir durch
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