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092 - Der Herr des Schreckens

092 - Der Herr des Schreckens

Titel: 092 - Der Herr des Schreckens
Autoren: Earl Warren
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geschlossen.
    Immer noch war Nicole Dulac bewußtlos.
    Um Roberts Verzweiflungsaktion, die zum K.O. Schlag Taschmoschs und der Vernichtung des Lönchen geführt hatte, kümmerte sich vorerst niemand.
    Arvois tätschelte sanft Nicoles Wangen.
    „Nicole, mein Liebling, wach auf! Sag doch etwas!“
    Das Mädchen schlug die Augen auf. Nicole sah Roberts Gesicht über sich. Ihr Blick irrte von ihm ab durch das Zimmer. Doch nichts Furchtbares, das ihr Leben und ihren Verstand bedrohte, war zu sehen. Nur Professor Dulac, Robert Arvois und Kommissar d’Estienne standen da und sahen das Mädchen an.
    „Nicole, bist du unverletzt?“ fragte der Professor.
    Nicole betastete zunächst ihre Glieder.
    „Ja, Vater, ich glaube schon.“ Sie warf die Arme um Robert Arvois. „Robert, ach, Robert, es war so gräßlich. Es waren die schlimmsten Augenblicke meines Lebens.“
    „Es ist gut, Nicole, es ist alles gut.“
    Nicole löste sich aus Roberts Umarmung. Ihr Schock war etwas abgeklungen, der erste Schreck vorbei. Das Mädchen konnte wieder klar und logisch denken.
    Die drei Männer und das Mädchen setzten sich an den niederen Tisch. Nicole schilderte nun mit knappen Worten, wie sie ins Kloster der Finsternis gebracht worden war, und Robert Arvois erzählte ihr, wie er, der Professor und Kommissar d’Estienne von Paris hergekommen waren.
    „Ist dir ein Leid zugefügt worden?“ fragte der Professor seine Tochter.
    „Nein. Ich bin auch erst seit gestern hier und war mit drei anderen jungen Frauen zusammen gefangen.“
    Nicole sagte, daß sie und Sirtana die Gefangenenrevolte inszeniert hatten, um ausbrechen zu können.
    Robert Arvois vermied es zu sagen, daß das Grauen noch kein Ende gefunden hatte. Noch befanden sie sich in der Gewalt Chandar-Chans, des Herrn des Schreckens.
    Der Professor strich über das lackschwarze Haar seiner Tochter.
    „Es war ein völliger Fehlschlag“, schloß sie, „Sirtana ist tot und ich bin wieder im Kloster der Finsternis gefangen. Chandar-Chan hat uns demonstriert, wie grenzenlos seine Macht ist. Diese Berghöhle ist eine Brutstätte dämonischer Schrecken. Einen schlimmeren Ort kann es auf der ganzen Welt nicht geben.“
     

     
    Die Männer mußten dem Mädchen zustimmen. Chandar-Chans Position war unangreifbar. Finster starrte der Professor auf den Horngriff des Stöckchens nieder, das er von Giscard Chardier erhalten hatte. Dulac war völlig deprimiert und niedergeschlagen.
    Wie konnte er mit ein paar amateurhaften Beschwörungsformeln und einem armseligen Stöckchen gegen die geballte Macht des Herrn des Schreckens und der Schwarzen Lama angehen? Es war, als wolle ein Kanu mit ein paar Eingeborenen ein schwer bestücktes Schlachtschiff angreifen.
    Dulac kam die ganze Ausweglosigkeit der Lage zu Bewußtsein. Der Professor war Realist. Er überlegte sich, ob er nicht vielleicht doch mit Chandar-Chan zusammenarbeiten sollte. Zuerst galt es jedenfalls abzuwarten, was Chandar-Chan eigentlich von ihm wollte.
    Ein Gespräch mußte Klärung bringen.
    Robert Arvois und Kommissar d’Estienne drängten auf eine Entscheidung.
    „Was sollen wir tun, Professor?“
    Dulac breitete die Arme aus und hob die Schultern, eine Geste der Hilflosigkeit.
    „Abwarten. Was sonst?“
    „Wenn wir noch lange warten, kann es zu spät sein“, wandte der stürmische Arvois ein.
    „Wenn wir blindlings losstürmen, verschlechtern wir unsere Situation nur noch“, meinte der besonnenere Kommissar.
    D’Estienne war seit dem Abflug vom Pariser Flughafen Orly auf eine Statistenrolle beschränkt. In Frankreich hatte er als Kriminalkommissar die Fäden in der Hand, doch hier in Tibet war er lediglich eine Nebenperson, ein Begleiter Professor Dulacs.
    D’Estienne war diese Rolle nicht unrecht. So konnte er beobachten, abwarten, und im geeigneten Moment schnell und konsequent handeln.
    In der nächsten halben Stunde wurde im Besucherraum wenig gesprochen. Plötzlich trat ein Schwarzer Lama ein, Taschmosch. Mit glühendem Blick und haßverzerrtem Gesicht sah er Robert Arvois an. Doch dann wandte er sich an Dulac.
    „Der Herr des Schreckens wünscht Sie zu sprechen, Professor Dulac, allein.“
    Dulac erhob sich und nickte den Freunden und seiner Tochter zu.
    „Ich will mit Chandar-Chan bereden, was es zu bereden gibt. Wir sehen uns später.“
    Der zierliche Professor ging hinaus, und Taschmosch führte ihn durch die von Fackeln erhellten, dennoch düsteren und kalten Gänge des Klosters zurück zu den Räumen des
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