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0919 - Bücher des Grauens

0919 - Bücher des Grauens

Titel: 0919 - Bücher des Grauens
Autoren: Simon Borner
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Lärm, denn Jannik und die anderen verursachten.
    »Ins Risiko«, rief Zamorra zurück. »Im Idealfall entweder in mein Château, oder ins Mainz von 1455. Hin und wieder muss man einfach mal alles auf eine Karte setzen, um einen Unterschied zu bewirken. Finden Sie nicht?«
    Dann war er herangekommen, streckte die Arme aus und umfasste den Slissak an seiner schuppigen Kehle. Nun endlich fühlte sich das Wesen nennenswert bedroht und setzte an, sich aus dieser unerwarteten und unkontrollierbar gewordenen Situation zu entfernen. Ganz, wie Zamorra es erwartet hatte.
    »Bon voyage, mon professeur!«, drang Aldebars Ruf noch an sein Ohr, danach verschwand der Slissak. Und Professor Zamorra mit ihm.
    ***
    Es gibt zwei Möglichkeiten .
    Der Gedanke war alles, was der Professor in der Schwärze und Kälte zwischen den Welten und Zeiten noch geblieben war. Er war alles, was noch existierte - von der Realität und dem Dämonenjäger gleichermaßen: nur ein Bewusstsein in der Leere.
    Und Zamorra wiederholte ihn wieder und wieder, klammerte sich an ihn, wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring.
    Es gibt zwei Möglichkeiten. Nur zwei. Ich weigere mich, alle anderen auch nur in Erwägung zu ziehen. Sie sind Brücken, an deren Überquerung ich erst dann einen Gedanken verschwende, wenn ich vor ihnen stehe. Nicht früher.
    Entweder ich lande im Mainz von 1455 und suche Gutenberg, oder im Château von 2009, meinem Ausgangsort, und hole die Zeitringe. Mit denen kann ich mich selbst durch die Geschichte bewegen und den Unterschied bewirken, auf den ich baue. Ohne auf dieses… dieses Slissak-Lotto setzen zu müssen.
    Das sind die zwei Alternativen, die ich dem Schicksal zugestehe. Alles andere ist inakzeptabel. Einfach inak…
    Es begann. Wie schon bei seinen letzten Reisen schälten sich mit einem Mal Formen aus dem Nichts, gewann das Substanzlose Substanz und wurde zu… einem Zuhause. Seinem Zuhause. Zamorra konnte sein Glück kaum fassen, als er sich plötzlich im Foyer des Château Montagnes wiederfand.
    Kaum war er materialisiert, ließ Zamorra von dem Fischwesen ab. Es schnaubte einmal widerwillig und löste sich sofort wieder auf. Optimal, vielen Dank. Er grinste. Heute ist Fortuna aber ganz schön gut gelaunt…
    Ein Blick durch die offen stehende Haustür zeigte dem Professor, dass er buchstäblich zur rechten Zeit angekommen war. Die Wiesen, Garagen und sonstigen Grünanlagen, die das Château umgaben, waren verschwunden und einer staubig-trostlosen Ebene gewichen, die aussah wie tausend Jahre Dürre. Die Welt der Titanen, wie er sie schon einmal erblickt hatte. Aber das Château stand noch, und mit ihm existierte die Hoffnung, dass auch die Zeitringe dem unkontrolliert umherwütenden Lichtblitz bisher entgangen waren. Wenn ja, waren wieder alle Türen offen - das wusste Zamorra. Mit den Ringen hatte er eine reale Chance, zum Ursprung dieses ganzen Chaos zu reisen und es vielleicht zu verhindern. Es ungeschehen zu machen.
    Sofort setzte er sich in Bewegung. Er hatte kaum die Hälfte des Weges zu dem Zimmer hinter sich gebracht, in dem er die magischen Schmuckstücke wusste, als er auf die eine Person traf, die wiederzufinden er schon abgeschrieben hatte. Nicole.
    Sie kam aus einem anderen Flur, sah sich gehetzt um. Und Zamorra konnte ihr an der Nasenspitze ablesen, dass sie den gleichen Plan verfolgte wie er.
    Sobald sie ihren »Chef«, und Lebenspartner erblickte, ging ein Ruck durch ihre Züge. »Das glaube ich jetzt nicht«, flüsterte sie fassungslos. »Mit dir hätte ich nicht mehr gerechnet.«
    Er zuckte die Achseln. »Wir Dämonenjäger sind wie alte Pferde. Zur Not finden wir den Heimweg auch allein. Egal, wohin es uns verschlägt.« Mit wenigen Worten umschrieb er Nicole, was er seit ihrer unfreiwilligen Trennung erlebt hatte, und sie tat es ihm gleich. Zamorra zuckte innerlich zusammen, als Nicole von Madame Claires grausamer Mutation berichtete, beruhigte sich aber mit dem Gedanken an sein Ziel: die Zeitringe.
    »Wir können das alles vielleicht wieder aufheben«, sagte er bestimmt. »Wir müssen es nur versuchen. Und bei all dem Glück, das ich heute schon hatte, sehe ich dem recht entspannt entgehen.«
    »Na dann, los!«, stimmte Nici ihm bei. »Wie hieß das noch in diesem Märchen: Etwas Besseres als den Tod durch die Auslöschung aus der Zeit und der Realität finden wir überall. Oder sollte ich sagen: überwann?«
    Trotz der absurden Situation musste Zamorra kichern. »Ich kenne da einen weisen alten Mann,
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