Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0916 - Feuerengel

0916 - Feuerengel

Titel: 0916 - Feuerengel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
noch immer nicht fassen. Es wollte einfach nicht in meinen Kopf hinein, denn hier brannte ein Mensch, und er starb trotzdem nicht.
    Regenerierte er sich?
    Das war die große Frage, auf die ich keine Antwort wußte. Es konnte durchaus sein, daß sich Leila dem Feuer hingab, um abermals geboren zu werden, ausgerüstet mit einer mörderischen Kraft, die nur in anderen Reichen entstehen konnte.
    Für einen Moment dachte ich an einen brennenden Tannenbaum, wobei aus den Zapfen Feuerzungen geworden waren, die ihre Spitzen in die Höhe gerichtet hatten. Sie brannten ruhig. Es gab keinen Windzug, der sie bewegt hätte. Leila stand einfach da, und ich konnte nicht mal sehen, ob ihre ebenfalls von Flammen umtanzten Füße den Kontakt mit dem Bett bekommen hatten.
    Alles war so anders geworden, auch deshalb, weil dieses Feuer keine Hitze abstrahlte, obwohl ihr Körper heiß gewesen war. Als flammender Engel, der nicht verbrannte, würde sie sich auf mich stürzen, um mich zu Asche werden zu lassen.
    Vielleicht war es ihr Fehler, daß sie damit gewartet hatte, denn ihr lähmender Bann war von mir gewichen und gab mir deshalb Gelegenheit, über eine Gegenaktion nachzudenken.
    Ich löste mich von diesem unheimlichen und zugleich faszinierenden Anblick und wuchtete mich selbst zurück, was Leila mit einem aus der Flammenwand schallenden Lachen quittierte.
    Mit dem Rücken landete ich noch auf dem Bett. Dann rollte ich mich über die Schulter ab, fiel zu Boden und schlug dort auf, wo Leila die Jacke hingeschleudert hatte.
    Ich kam sofort wieder in die Höhe und riß beim Aufstehen mein Jackett mit.
    So schnell mich meine Beine tragen konnten, hetzte ich auf den Ausgang zu, und Leila ließ mich sogar in Ruhe. Sie freute sich diebisch, und ich wußte auch warum, denn als ich die Klinke nach unten drückte, war die Tür nicht mehr zu öffnen.
    Um sie aufzubrechen, hatte ich keine Zeit. Zudem machte Leila Cannaro jetzt ernst.
    Sie blieb nicht mehr auf dem Bett, sondern verließ es inmitten ihres Feuermantels.
    Ich hielt die Jacke am Kragen fest. Mit der rechten Hand glitt ich an ihr entlang, um den Taschenschlitz zu fingen. Ich wollte das Kreuz haben, denn es war meine einzige Chance.
    Reichte die Zeit?
    Ich schaute sie an, damit ich Leila von meiner Hand etwas ablenkte. Sie kam, sie schwebte, sie floß über den Boden. Was auch eine Täuschung sein konnte, weil die Flammen nicht mehr ruhig brannten, sondern sich ebenfalls bewegten und das auch unter den Füßen der nackten Person.
    Dann drehte sie sich etwas, und ich sah auf ihrem Hinterteil und auch an den Oberschenkeln das grelle Leuchten. Heller, viel intensiver als das Feuer, denn die Tattoos zeichneten sich dort scharf und exakt von der Haut ab. Sie waren das Erbe ihres Meisters. Er hatte ihr die fremdartigen Wesen auf die Haut tätowiert. Unter anderem die Fratze eines drachenartigen Dämons, der seine Zunge aus dem Maul gestreckt hatte und diese sogar bewegte.
    Oder lag es nur daran, daß sich beim Gehen auch die Haut bewegte und Falten warf?
    Ich wußte es nicht. Es war alles anders geworden. Ich stand inmitten der Hölle, während sich um die Fratze herum ebenfalls schlangenartige Gebilde bewegten, als wollten sie sich jeden Moment von der Haut ablösen.
    Die Schlange war das Sinnbild des Urbösen, und der Drache war die Fortführung dessen.
    Hier trafen sie zusammen, noch gehalten von der Kraft eines Magiers, der die Welt längst verlassen hatte, wobei sein verfluchtes Erbe noch weiterlebte.
    Sie gaben den feurigen Nachschub, sie trieben die Frau an, die noch Mensch und nicht Engel war, sondern ein Zwischenreich verlassen hatte, von dem ich bisher noch nichts wußte. Die dämonischen Welten wurden immer komplizierter und verzwickter.
    Sie berührte den Boden.
    Ich hörte ihr Lachen.
    Aber ich hatte mittlerweile das Kreuz aus der Tasche ziehen können und hielt es in der Faust.
    Es »lebte«. Das leichte Vibrieren war genau zu spüren, aber nicht überall, wie mir plötzlich auffiel, sondern nur an den vier Enden. Hatte es etwas Bestimmtes zu bedeuten, daß die übrige Masse meines Talismans kalt blieb?
    Ich kam damit nicht zurecht, aber ich mußte jetzt handeln.
    Ich wußte nicht, ob mir die Idee von allein gekommen war oder ob man sie mir eingegeben hatte.
    Vielleicht der Seher oder ein anderer mächtiger Helfer, jedenfalls schoß sie durch meinen Kopf wie ein Blitzstrahl, und sie formten sich zu Worten um.
    ›Du mußt sie rufen, John!‹
    Wen, dachte ich.
    ›Ruf sie -
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher