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0916 - Der Quellmeister und die Bestie

Titel: 0916 - Der Quellmeister und die Bestie
Autoren: Unbekannt
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vor dem schwarzen, glänzenden Geschöpf einer längst vergangenen Zeit. Er schloß die Tür so behutsam, als fürchtete er, das Maschinenwesen aus dem Schlaf zu wecken.
    In diesem Augenblick erstarb plötzlich der monotone Gesang der Kukelstuuhr-Diener, der dem Humpelnden bis jetzt ununterbrochen ans Ohr gedrungen war.
     
    *
     
    Eine geraume Zeitlang wandelte Pankha-Skrin wie im Traum die breiten Terrassenstufen der Pflanzung auf und ab. Bei einzelnen Pflanzen blieb er stehen und inspizierte sie. Manche kamen ihm bekannt vor. Er hatte sie auf einer der zahllosen Welten gesehen, die die Kairaquola, die Quellmeisterflotte, angeflogen hatte.
    Hier und da aß er von den Früchten. Er besaß einen sicheren Instinkt dafür, was er genießen konnte und was nicht. Es kam ihm in den Sinn, daß er schon lange nicht mehr so angenehm gespeist hatte wie in diesen Stunden.
    Schließlich aber rief er sich zur Ordnung. Sein Vorgehen war unvernünftig. Diese Pflanzung war angelegt worden, um ihren Besitzer mit Nahrung zu versorgen. Es konnte jederzeit jemand auftauchen, um Früchte zu sammeln oder nach dem Wohlergehen der Pflanzen zu sehen. Um seiner eigenen Sicherheit willen mußte er sich mit der Örtlichkeit vertraut machen und ein Versteck suchen.
    Er stellte fest, daß es außer dem, durch den er mit dem humpelnden Tantha gekommen war, noch einen zweiten Zugang gab. Es handelte sich bei diesem um einen finsteren Gang, den Pankha-Skrin nur soweit untersuchte, bis er sich überzeugt hatte, daß er schon lange nicht mehr benützt worden war. Die Vermutung lag nahe, daß, wer auch immer die Pflanzung aufsuchte, durch denselben Gang kommen würde wie er mit seinem Begleiter.
    Dadurch wurden bestimmte Bedingungen für die Suche nach einem Versteck gesetzt. Das Versteck mußte sich an einer Stelle befinden, von der aus der Gang, aus dem eine Störung materialisieren konnte, einsehbar war.
    Pankha-Skrin fand auf der zweitobersten Terrassenstufe ein dichtes Gestrüpp von annähernd mannshohen Büschen, die schwarze Beeren trugen. Das Gestrüpp war ein Drittel der Rundung des Raumes von dem Ausgang des Ganges entfernt. Inmitten der Büsche machte er es sich bequem, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß ihre Früchte wohlschmeckend waren.
    Während er in seinem Versteck kauerte, begann er darüber nachzudenken, aus welchem Grund und mit welchen Mitteln die Kukelstuuhr-Priester diese Pflanzung angelegt haben mochten. Die Zaphooren, die auf der Oberfläche des Asteroiden lebten, ebenso wie die Blinden, die sich etliche Stockwerke weit in die Tiefe zurückgezogen hatten, ernährten sich aus Vorräten, die von automatisch arbeitenden Maschinen ständig ergänzt wurden. Die Maschinen waren ein Überbleibsel aus Murcons Zeit, und es handelt sich bei ihnen um Produkte einer überaus hoch entwickelten Technik. In Murcons Burg gab es keine organischen Rohstoffe. Die Synthetisierung der Nahrung begann mit der primitivsten aller Substanzen: dem Wasserstoff.
    Die Zaphooren waren sich des Umstands, daß sie von automatischen Maschinen versorgt wurden, nicht bewußt. Wenn sie der Nahrung bedurften, gingen sie zu einer Verteilerstelle und nahmen sich dort, was sie brauchten. Auf ähnliche Weise wurden sie mit den Materialien versorgt, die sie zur Herstellung ihrer Kleidung benötigten.
    Die Götzendiener waren ebenfalls Zaphooren. Was hatte sie dazu bewogen, von der Norm abzuweichen? In seiner Unterhaltung mit Awustor, dem Anführer der Suchgruppe, deren Gefangener er für kurze Zeit gewesen war, hatte Pankha-Skrin ermittelt, daß die Kukelstuuhr-Priester von den Verhältnissen in der Oberwelt so gut wie nichts wußten. Sie waren davon überzeugt, daß der Götze Kukelstuuhr diese „Welt", wie sie sie nannten, mit zwei Arten Von Bewohnern erschaffen hatte: denen, die ihm dienten, und den anderen, die weiter oben lebten und zu weiter nichts gut waren, als dem Götzen zum Fraß vorgeworfen zu werden. Wer hatte die Götzendiener dazu gebracht, auf die Nahrung, die aus den Maschinen kam, zu verzichten und statt dessen fruchttragende Pflanzen zu züchten? Und woher waren die Pflanzen gekommen?
    All das waren Fragen, die Pankha-Skrin nicht beantworten konnte, die ihn jedoch in der Überzeugung bestärkten, daß die Götzendiener nicht in das Bild paßten, das er sich von Murcons Burg machte. Sie waren Zaphooren und wußten doch nichts von ihren Brüdern, die an der Oberfläche lebten. Sie hausten im innersten Kern der Burg, wohin Murcon sich
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