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0916 - Der Quellmeister und die Bestie

Titel: 0916 - Der Quellmeister und die Bestie
Autoren: Unbekannt
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dereinst zurückgezogen hatte, und wußten doch nichts von Murcon.
    Pankha-Skrin erinnerte sich an die Unterhaltung mit Awustor. Der Name Murcon war in der Überlieferung der Kukelstuuhr-Priester erhalten. Allerdings bezeichnete er nicht ein Wesen, sondern einen Durchgang zu der Höhle, in der der Götze Kukelstuuhr sich normalerweise aufhielt. Diesen Durchgang, der Pankha-Skrin als ein finsterer Stollen geschildert worden war, nannten die Götzendiener: das Murcon.
    Diese Überlegungen stellte der Quellmeister an - nicht, weil er daran interessiert war, auch das letzte Geheimnis der kosmischen Burg zu enträtseln, sondern weil er seiner Aufgabe gedachte, die darin bestand, in dieser Burg eines der Zusatzteile zu finden, die für das AUGE gebraucht wurden, wenn die Loower die Materiequelle durchdringen wollten. Um das Teil aber in seinen Besitz zu bringen, mußte er bis dorthin vorstoßen, wo der mächtige Murcon Zuflucht gesucht hatte. Die KukelstuuhrPriester standen ihm dabei im Weg. Nur deswegen waren sie für ihn von Interesse.
    Das Nachdenken hatte Pankha-Skrin angestrengt. Er sehnte sich nach Ruhe. Er bereitete sich inmitten des Gestrüpps einen Platz, indem er die Zweige der Büsche beiseite schob, und streckte sich aus. Kurze Zeit später überkam ihn der Schlaf.
     
    *
     
    Der humpelnde Tantha eilte den Gang entlang, so rasch er konnte. Dort, wo er in die halbkreisförmige Halle mündete, blieb er stehen. Die Götzendiener waren aufgestanden. Das Feuer in der Mitte der Halle besaß keine Flamme mehr, und der duftende Qualm verflüchtigte sich allmählich.
    Die Blaßhäutigen bewegten sich zum Hintergrund der Halle hin. Einen Augenblick lang befürchtete Tantha, daß ausgerechnet der Gang, in dem er sich befand, ihr Ziel sein könne. Dann aber erkannte er, daß sie sich auf den mittleren der drei Stollen zubewegten. Sie gingen schwerfällig, noch unter der Wirkung der eingeatmeten Dämpfe stehend, aber ohne zu schwanken. Sie unterhielten sich miteinander, während sie den rückwärtigen Teil der Halle durchquerten, und dem humpelnden Tantha kam der Gedanke, daß er womöglich etwas Wichtiges erfahren könne, wenn er einen Teil ihrer Unterhaltung mithörte.
    Er wandte sich mit dem Gesicht zur Rückwand der Halle und arrangierte seine Kleidung so, daß sie die Farbe der Wand annahm. Dann glitt er bis zu der Mündung des Stollens hinüber, die das Ziel der Kukelstuuhr-Priester war.
    Sie kamen in Gruppen. Der humpelnde Tantha hatte soeben einen Standort unmittelbar neben der Gangmündung erreicht, da sah er drei Blaßhäutige auf sich zukommen, die in eine angeregte Unterhaltung vertieft waren.
    „... nicht sicher, wie wirksam unsere Gebete sein werden", hörte Tantha einen der drei sagen.
    „Das wird sich bei der nächsten Versammlung am Mittelpunkt ergeben", antwortete der zweite. „Sie steht kurz bevor."
    „Es ist eine eigenartige Situation", bemerkte der dritte in der Gruppe. „Man kann sogar sagen, daß sich unsere Gedanken im Kreis bewegen. Es ist uraltes Gesetz, daß jedes Opfer, das Kukelstuuhrs Appetit entrinnt, zum Priesteranwärter gemacht wird. Es scheint, daß der Hunger der Gottheit in jüngster Zeit immer geringer wird. Bei den Opferfeiern bleiben immer mehr Opfer übrig, die wir zu Anwärtern machen müssen. Da die Zahl der Opfer, die wir zur nächsten Opferfeier vorweisen müssen, sich aber nach der Zahl derjenigen richtet, die von Kukelstuuhr bei der vorigen verschlungen wurde, kommen wir durch diese Entwicklung in arge Bedrängnis."
    „Es wäre besser", pflichtete der erste Priester bei, „wenn die Verschmähten nicht sofort zu Priesteranwärtern ernannt würden, sondern erst, nachdem sie zwei- oder dreimal verschmäht worden sind."
    Da aber kam er bei seinen Begleitern an die Unrechten.
    „Was ist das für ein Geschwätz!" fielen sie über ihn her. „Die Gottheit allein bestimmt, wann ein Opfer zum Anwärter gemacht wird! Du kennst das Gesetz und weißt, daß es zu seiner Änderung der Anweisung Kukelstuuhrs bedarf!"
    Der erste gab sich indes nicht so leicht geschlagen.
    „Ich höre eure Worte", antwortete er, „aber wohin führen sie uns? Ihr wißt ebenso gut wie ich, daß die große Opferfeier unmittelbar nach der Versammlung am Mittelpunkt stattfinden wird. Unsere Aufgabe ist es, zur Feier wenigstens vierzig Opfer zu bringen. Wieviele aber haben wir?"
    „Achtzehn", brummte einer der beiden andern.
    „Richtig!" bestätigte der erste Priester. „Dafür haben wir aber seit der
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