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0915 - Macht des Schicksals

0915 - Macht des Schicksals

Titel: 0915 - Macht des Schicksals
Autoren: Jason Dark
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magisches Gespenst aus Bildern, das seine Unsichtbarkeit verlassen hatte und sich nur nach vorn drängte, um in den dreidimensionalen und sichtbaren Bereich zu gelangen.
    Sehr dünn nur, sehr schwach, gespenstisch und auch geisterhaft, dabei leicht zerfließend und trotzdem noch zu erkennen. Zumindest sah Suko die beiden Personen, auf die er so lange gewartet hatte.
    John Sinclair und seine Vorfahren St.Clair!
    ***
    Ich hörte das Schnauben des Pferdes und entdeckte die Gestalt, die auf dem Rücken des Tieres gesessen hatte. Wir standen in der Vergangenheit, umgeben von den Wänden einer Kapelle, von der ich nicht wußte, welchem Zweck sie diente. War sie nun der Kirche oder dem Teufel geweiht?
    Möglicherweise traf beides zu, denn auch Gilles de St.Clair war, was seinen Hintergrund anging, so etwas wie ein Zwitter, der auf zwei Hochzeiten tanzte.
    Zwei Männer also standen sich gegenüber.
    Auf der einen Seite ein Mensch wie ich, auf der anderen ein Katharer und Mystiker, der seine Seele dem Teufel verkauft hatte, um selbst überleben zu können. Es war ein Vorfahr der Sinclairs, nur hatte er damals noch St.Clair geheißen, im Süden Frankreichs gelebt, wo unser Name herstammt.
    Da hatten die Wurzeln gelegen, und mich hatte es wieder in diese Zeit hinein verschlagen. Ausgerechnet für mich war es ein Schock gewesen, erfahren zu müssen, daß einer mit dem Namen St.Clair einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte, aber ich hatte auch erleben müssen, wie vielfältig die Welt schon damals gewesen war. Mit diesem Problem würde ich umgehen können, mit einem anderen weniger.
    Da ging es um meine Eltern, die einen grausamen und nicht erwarteten Besuch bekommen hatten.
    Ein Schatten, etwas Urböses, hatte sich ihnen genähert und war auch in ihr Haus eingedrungen. Ein böses Etwas, eine Seele, wie ich jetzt wußte, und sie hatte einmal diesem St.Clair gehört, der mir gegenüberstand. Um nicht sterben zu müssen, hatte er sie an den Teufel verkauft und sich dabei der alten arabischen und jüdischen Mysterien bedient, die schriftlich hinterlassen worden waren. Uralte Zauberformeln hatten ihm dabei geholfen. Seine Seele war vom Körper getrennt worden und führte praktisch ein gefährliches Eigenleben, besonders für meine Eltern, die die Seele in ihren Bann gebracht hatte.
    So hatte mein Vater versucht, seine Frau zu töten.
    Auch andere Menschen hatte er vernichten wollen, war aber durch St.Clair, der aus der Vergangenheit bei ihm erschienen war, daran gehindert worden. Da mich meine Eltern als Helfer zu sich geholt hatten, war ich darüber informiert worden, ohne allerdings die genauen Gründe für das Eingreifen zu kennen. Es paßte eigentlich nicht zusammen, daß die Seele den Tod eines Menschen wollte und der Körper eine Rettung.
    Dann war ich am Haus meiner Eltern mit Gilles de St. Clair zusammengetroffen, wobei ich zuvor noch die Leiche Sergeant McDuffs gefunden hatte. Dieser Mann war in das Grauen hineingeraten und dabei getötet worden. Der Schatten oder die Seele hatte ihn gepackt und auf brutale Weise ermordet.
    Es lag alles noch in der Schwebe. Ich wußte einiges, aber im Prinzip viel zu wenig, und ich war auch nicht über die Hintergründe eingeweiht worden. Ich hatte nur nichts dagegen unternehmen können, von diesem Reiter in die Vergangenheit geholt zu werden und damit in diese Kapelle, die auch in der Gegenwart eine Rolle spielte, denn dort hatte ein Mann namens Sven Hansen ebenfalls eine Begegnung mit dem Reiter gehabt und war von ihm in die Vergangenheit geschleppt worden.
    Dieser Mann war dann über den Knochensessel wieder in seine Zeit transportiert worden und hatte sich bei den Templern des Abbé Bloch wiedergefunden, der mich über den Fall informiert hatte. Da ich zu meinen Eltern mußte, war Suko losgefahren, um die Templer zu besuchen, aber der große Kreis des Schicksals hatte sich wieder geschlossen.
    »Es war mein Reich«, flüsterte mir St.Clair zu. »Hier in dieser Kapelle habe ich geforscht und gearbeitet.«
    »Auch gebetet?«
    »Auch das. Ich habe meine eigenen Gebete erfunden.« Er lächelte schmallippig. »Du kannst dir vorstellen, daß ich sie nicht unbedingt der Kirche preisgeben wollte.«
    »Sie war dein Feind!«
    »Sie war unser aller Feind!« betonte er. »Der Feind des Menschen, die hier im Languedoc ihre Heimat gefunden hatten. Uns gehörte der Süden, bis hin zur Küste. Wir fühlten uns dort sehr wohl. Alles war in Ordnung. Wir hatten unser Leben eingerichtet, und wir, die
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