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0915 - Macht des Schicksals

0915 - Macht des Schicksals

Titel: 0915 - Macht des Schicksals
Autoren: Jason Dark
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Katharer, hatten auch unsere Religion, mit der Rom nicht zurechtkam, ebensowenig wie der Staat. Deshalb wurden wir gejagt. Wir waren weiter im Denken, wir waren reicher, denn uns standen die Handelswege in Richtung Süden offen. Wir waren auch reicher im Geiste, denn uns blieben die arabischen und altjüdischen Mysterien nicht verborgen. Wir waren gebildeter, denn in unseren Schulen konnte jeder die Kunst des Lesens und des Schreibens erlernen. Bei vielen Adeligen aus dem Norden war es dagegen eine Sensation, wenn sie wenigstens ihren Namen schreiben konnten. Das alles führte zu Neid, zu Haß und zur ersten großen Vernichtung eines Volkes, wobei Kirche und Staat keine Rücksicht auf Frauen und Kinder nahmen.«
    Ich nickte ihm zu. »Ja, darüber bin ich informiert. Ich kenne mich ein wenig in der Geschichte aus. Es waren die Albigenser-Kriege, nach dem Konzil von Albin genannt.«
    St.Clair lächelte. »Es ehrt dich, daß du viel über unsere Zeit weißt.«
    »Leider nicht genug.«
    »Du stehst in ihr.«
    »Das ist mir klar.«
    »Was willst du noch?«
    »Wieder zurück. Ich brauche hier nicht zu sein. Ich habe eine andere Aufgabe zu erfüllen.«
    Gilles de St.Clair schwieg. »Ich kann dich verstehen, daß du dorthin willst, wohin auch ich fliehen mußte, als es hier zu schlimm wurde und ich nicht mehr forschen konnte. Die Insel im Norden kam uns damals wie das gelobte Land vor, und wir sind dort auch aufgenommen worden. Wir haben uns wohl gefühlt, aber die Vorbereitungen habe ich hier an diesem Ort treffen können. Zu meinem Glück.«
    »Dann hast du hier deine Seele an den Teufel verkauft.«
    »So ist es gewesen, John Sinclair. Hier in dieser Kapelle trafen altes und neues Wissen zusammen. Hier habe ich den Kontakt gefunden, hier wurde mir das ewige Leben versprochen, und das Versprechen ist eingehalten worden. Ich existiere noch immer, zusammen mit meiner Seele, die sich vom Körper gelöst hat.«
    »Sie geht also ihren eigenen Weg.«
    »Ja.«
    »Und dann hast du meinen Vater davon abgehalten, zwei Menschen zu töten, auf die er im Wald nahe seines Hauses stieß?«
    »Das tat ich. Wundert es dich?«
    Ich verzog den Mund, als ich antwortete. »Natürlich muß es mich wundern, denn du bist doch derjenige, der dem Teufel dient und…«
    Er hob einen Arm und brachte mich zum Schweigen. »Nein, nicht ich bin es, sondern meine Seele.«
    »Hast du noch Verbindung zu ihr?«
    »Sie ist da, wenn ich es will.«
    »Du kannst sie also beeinflussen?«
    »Nicht immer und auch nicht so direkt. Ich muß jedesmal einen Preis zahlen.«
    »Wie sieht dieser Preis aus?«
    »Ein Menschenleben. Um eines zu schonen, muß ich ein anderes hergeben. Der große, schwarze Engel, auch Teufel oder Satan genannt, ist unersättlich. Er will Seelen haben, und so hat er eine Seele bekommen, während dein Vater noch verschont wurde.«
    Ich wußte Bescheid. Es lag auf der Hand, und ich hatte plötzlich das Gefühl, explodieren zu müssen.
    »Sprichst du von dem Mann mit den roten Haaren, Gilles?«
    »Ja, er starb, damit dein Vater leben konnte. So einfach sind die Regeln. Sie waren früher so, und sie werden es immer bleiben, das muß ich dir nicht sagen. Du bist eben ein Sinclair, und ich weiß über dich Bescheid. Es hat lange gedauert, bis ich mich an dich herangetraut habe, aber nun ist es geschafft. Wir haben uns kennengelernt, und du hast erfahren können, daß die Sinclairs etwas Besonderes sind. Sowohl ich als auch du. Wir beide stammen aus verschiedenen Zeiten, aber wir gehören zu den Wissenden und haben deshalb die Macht.«
    »Ich habe dich genau verstanden, und ich weiß auch Bescheid. Aber du hast wohl meine Neugierde überschätzt, Gilles. Ich will wieder zurück in meine Heimat, zu meinen Eltern, die ich nicht allein lassen kann, das weißt du genau.«
    »Wegen meiner Seele.«
    »So ist es.«
    Er schüttelte den Kopf. »Da muß ich dich enttäuschen. Deine Eltern sind ihr versprochen. Der Teufel hat mich nicht grundlos am Leben gelassen, ich muß seine Auflagen erfüllen. Du bist ein Sinclair, deine Eltern sind es, euer Stammbaum ist weit verzweigt, aber die Zeit ist reif, um die Sinclairs sterben zu lassen, die gegen IHN sind. Du weißt, wen ich meine.«
    »Sehr genau sogar«, flüsterte ich.
    »Da ich wußte, daß du gegen IHN kämpfen würdest, ich mein Versprechen IHM und meiner Seele gegenüber aber halten muß, habe ich dich in die Vergangenheit mitgenommen. Du wirst sicherlich irgendwann in deine Zeit zurückkehren, aber das
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