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0913 - Im Land der Riesen

Titel: 0913 - Im Land der Riesen
Autoren: Unbekannt
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auf einen der Antigravschächte zu, aus dem ein verdächtiges Knirschen und Knistern ertönte.
    Tramton eilte zum Einstieg des Antigravschachts, hielt sich mit einer Hand an einem Haltegriff fest und spähte hinein. Im flackernden Licht der von Wackelkontakten geplagten Beleuchtung sah er, wie die Schachtröhre hin und her schwankte. An vielen Stellen hatten sich Risse gebildet.
    Das alles schien Mulka aber nichts auszumachen. Sie stieß sich lediglich mit einer Hand und den Füßen ab, wenn die Wände ihr zu nahe kamen.
    Schweißgebadet verfolgte Tramton den „Abstieg" seiner Frau bis zum glücklichen Ende. Als sie von der Grundplatte nach rechts abging, eilte er in den Sicherheitsschacht, um nach seinen Kindern zu sehen.
    „Oh!" sagte er, nachdem sich das Panzerschott vor ihm geöffnet hatte und er auf das Durcheinander sah, was dahinter herrschte.
    Mindestens dreihundert Kinder hatten sich aus den Schaumstoffwaben „Festungen" gebaut und zwei Gruppen gebildet, die einander bekämpften. Als „Waffen" benutzten sie dazu Treppenplatten aus Kunststoff, die sie zuvor abgerissen hatten.
    „Tacky!" schrie er, als er seine Tochter sah, wie sie sich von oben auf eine Sicherungsmatte aus federnden Plastikschnüren fallen ließ, wieder emporschnellte und im Vorbeiflug einem Jungen ihre Treppenplatte über den Kopf schlug.
    Der Junge spähte mit dümmlichem Gesichtsausdruck in seine Richtung. Plötzlich grinste er, versetzte sich an einem Seil in Schwingungen und schnellte auf den Kybernetiker zu.
    Tramton Kalackai begriff so lange nicht, was der Bursche beabsichtigte, bis er ihm den Verpflegungspacken aus der Hand gerissen hatte und im Getümmel untergetaucht war. Sofort schnellten sich andere Jungen und Mädchen zu ihm und bildeten ein wirres Knäuel, aus dem ab und zu Fetzen der Verpackung flogen.
    Tramton holte tief Luft.
    „Fröhliches Beben!" sagte er sarkastisch, ließ das Schott zufahren und eilte zum Antigravschacht, um zu der Subetage zu schweben, auf der sich die Rohrbahnstationen befanden. Es wurde höchste Zeit, daß er in seinen Kontrollraum kam.
    Wenige Meter unter ihm stießen zwei andere Ertruser zusammen. Sie lachten, dann sagte der eine: „Hast du schon gehört, Kreitu, die Siganesen sollen heute nacht im Stechschritt durch die Chateaubriand Avenue marschiert sein und dadurch das Beben verursacht haben."
    Kreitu brüllte vor Heiterkeit.
    Tramton Kalackai lächelte tolerant. Er war weniger für diese lautstarken Gefühlsäußerungen, aber auch für ihn war das SiganesenThema stets eine Quelle der Erheiterung.
    Seit Nagelia erbaut war, ging das Gerücht um, irgendwo auf Zaltertepe oder gar in der Stadt selbst hätten Siganesen heimlich eine Subkolonie gegründet und schmarotzten seitdem von den Werten, die die Ertruser schufen.
    Selbstverständlich war sich Tramton über die Unhaltbarkeit dieses Gerüchts im klaren. Aber im Lauf der Jahre war aus dem Gerücht beinahe so etwas wie ein Aberglaube geworden. Manche Ertruser, die alles Schlechte, sogar das schlechte Wetter, auf die Siganesen schoben, waren sich zeitweise nicht mehr sicher, ob nicht doch ein Körnchen Wahrheit hinter den vielen Geschichten steckte, die man sich über den siganesischen „Untergrund" erzählte.
    Und einmal hatte es sogar eine militärische Suchaktion nach der „siganesischen Subkolonie" gegeben.
    Selbstverständlich war diese Aktion ein Schlag ins Wasser gewesen. Nicht einmal die Fußspur eines Siganesen hatte sich finden lassen.
     
    *
     
    Bagno Cavarett schaltete den Rasierapparat aus, mit dem er die Stoppeln von seinem Schädel entfernt hatte. Im nächsten Augenblick saß er auf dem Fußboden.
    Es dauerte eine Weile, bis der Prellungsschmerz etwas nachließ und Bagnos Augen nicht mehr tränten. Er registrierte weitere Erschütterungen. Doch keine war stärker als die Erschütterungen, die er bisher kennengelernt hatte -und von denen konnte keine den Baum gefährden, da er als lebendes Produkt der Natur widerstandsfähiger war als Menschenwerk.
    Seine jüngste Tochter Tarantella wirbelte ins Bad.
    „Hast du das Beben gespürt, Papi?" fragte die Zwölfjährige.
    Bagnos Gesicht wurde dunkelgrün.
    „Tarantella, du weißt sicher, daß das hier mein Badezimmer ist, oder?"
    „Aber ja!" rief Tarantella.
    „Und daß ein persönliches Badezimmer zur Intimsphäre einer Person gehört, weißt du bestimmt auch, Schatz?" fragte Bagno weiter.
    „Aber ja!" sagte Tarantella unbekümmert. „Und ich sehe sogar, daß du unter deinem
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