Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0913 - Im Land der Riesen

Titel: 0913 - Im Land der Riesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
vermochte weder er einen Ertruser zu sehen noch die Ertruser ihn. Das Vaku-Rohrbahnsystem, das er betrat, befand sich in den gewaltigen Stromschienen der ertrusischen Vaku-Rohrbahn. In jahrelanger Arbeit mit Desintegratoren waren die röhrenförmigen Hohlräume und die halbkugelförmigen Hallen der Bahnhöfe geschaffen worden. Die für alle Arbeiten benötigte Energie war im Überfluß vorhanden. Das größte Problem war gewesen, sich gegen die Hochenergieströme zu schützen, die durch die Stromschienen jagten und aus ihnen leistungsfähige Linearmotoren machten.
    Heute funktionierte alles so reibungslos, daß die Siganesen manchmal vergaßen, daß sie nicht allein auf Zaltertepe waren, sondern nur eine heimliche Subkolonie darstellten.
    Bagno Cavarett brauchte sein Antigravgerät noch nicht einzuschalten, da innerhalb des Rohrbahnsystems - genau wie im Baum - stationäre Antigravprojektoren die zaltertepische Schwerkraft (2,77 Gravos) auf 1,1 Gravos reduzierten. Selbstverständlich gab es in der Rohrbahn keine siganesischen Stromerzeuger, da alle benötigte Energie von den Hochenergieströmen innerhalb der Stromschienen abgezapft wurde.
    Der Einfachheit halber hatten die Siganesen auch keine eigenen Linearmotoren gebaut, sondern ließen ihre Rohrbahnzüge von den energetischen Strömen der ertrusischen Linearmotoren „ziehen". Das war natürlich nur deshalb möglich, weil die Ertruser ihre Rohrbahnzüge nur mit maximal zweihundert Stundenkilometern laufen ließen. Schneller brauchten ihre Züge nicht zu sein, da sie nur innerhalb der einzigen Stadt des Planeten verkehrten und viele Haltestellen anlaufen mußten.
    Selbstverständlich brauchte hier der Luftwiderstand nicht einkalkuliert zu werden, da die Röhrensysteme der Rohrbahnen sowohl bei den Ertrusern als auch bei den Siganesen hochevakuiert waren, das heißt, im Zustand des maximal möglichen Vakuums gehalten wurden.
    Das alles ging Bagno durch den Kopf, während er zusah, wie der nächste Zug gleich einer blitzblanken stählernen Raupe aus der Vakuschleuse kroch und am Bahnsteig hielt. Zischend gingen die Türen auf. Hunderte Siganesen der Mitternachtsschicht verließen die Abteile.
    Bagno Cavarett grüßte einige Bekannte, dann stieg er in den Zug und setzte sich auf die gepolsterte Bank eines Abteils. Ziemlich schnell füllte sich der Zug, dann glitt er in die Vakuschleuse. Als er sie auf der anderen Seite wieder verließ und vom Linearmotor der ertrusischen Stromschiene vorwärts gerissen wurde, tastete Bagnos Hand unauffällig zum Schaltknopf für den Antigrav.
    Andere Passagiere machten es genauso, aber sie zogen ihre Hände genau wie Bagno wieder von den Schaltknöpfen zurück, weil sie wußten, daß sie ihre Antigravs auf keinen Fall mehr einschalten konnten, wenn ein Katastrophenfall eintrat, das heißt, wenn irgendwo auf der Strecke die stationären Antigravprojektoren ausfielen. Die zupackende Schwerkraft würde ihre Hände zu nutzlosen Anhängseln werden lassen.
    Aber die Wahrscheinlichkeit eines solchen Unfalls war gering. Erst einmal, vor siebenundfünfzig Jahren, war so etwas geschehen. Die Schwerkraft hatte den betreffenden Zug so hart auf die Stromschiene gerissen, daß er infolge der Reibung abbremste, während die Hochenergieströme in der Schiene ihn gleichzeitig geradeaus weiterzerrten.
    Bagno Cavarett erschauderte bei der Erinnerung an’ die Bilder des Unglücks, die er damals auf dem TVSchirm gesehen hatte. Es war grauenhaft gewesen. Niemand hatte das Unglück überlebt. So schlimm wie damals würde ein ähnlicher Unfall allerdings nicht mehr ausgehen. Inzwischen war eine Sicherung eingebaut worden, die die Energiezufuhr für die Stromschiene unterbrach, sobald sich der Wagenboden ihr über eine bestimmte Grenze näherte. Außerdem gab es weitere Sicherungen.
    Nach Abfahrt von der nächsten Station sagte jemand zu Bagno: „Verzeihung, wenn ich Sie einfach anspreche, Mister Cavarett, aber es sind übergeordnete Interessen, die mich die Regeln des Anstands durchbrechen lassen."
    Bagno blickte auf und erkannte das Gesicht von Mobai Cutus, eines Kosmobiochemikers, der, soviel er sich erinnerte, die Tante von Bagnos Großneffen geheiratet hatte.
    Er rutschte ein Stück zur Seite und erwiderte „Nehmen Sie bitte Platz, Mister Cutus! Ich bin gern bereit, Sie anzuhören."
    Mobai Cutus verneigte sich gegen die anderen Passagiere, dann nahm er behutsam Platz, wobei er sich so schmal wie möglich machte, um jede Tuchfühlung mit den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher