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0910 - Der Totflüsterer

0910 - Der Totflüsterer

Titel: 0910 - Der Totflüsterer
Autoren: Oliver Fröhlich
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sie wollte. Außerdem lähmte ihn die Angst.
    Er musste mit ansehen, wie auch Nicole scheiterte. Mit einer lächerlich einfach anmutenden Handbewegung nahm der Dämon ihr den Dhyarra ab.
    Jetzt waren beide hilflos!
    Tu endlich was!
    Ja, aber was? Was konnte er gegen einen Feind unternehmen, der Zamorra und Nicole, zwei erfahrene Kämpfer gegen das Böse, mit einer Beiläufigkeit besiegte, die beängstigend war? Was sollte da ein fünfzehnjähriger Junge ausrichten, dessen magische Meisterleistungen bisher darin bestanden hatten, einen Tintenfleck oder die Buchstaben eines Fahrplans zum Leben zu erwecken? Eine tolle Fähigkeit! Blöd nur, dass er sie nicht steuern konnte oder sie in dieser Situation überhaupt kein bisschen von Nutzen wäre.
    »Außerdem habe ich weder einen Tintenfleck noch einen Fahrplan dabei«, murmelte er.
    Das ist lächerlich! Das ist dir klar, oder?
    Nein, es war nicht lächerlich. Er konnte nichts unternehmen!
    Doch! Und du weißt auch, was! Du hast nur Angst davor, dass es wieder schiefgehen könnte. Dass du wieder jemanden tötest, der dir etwas bedeutet.
    Er schloss die Augen, als der Schmerz der Erinnerung gegen ihn anbrandete. Als er sie wieder öffnete, sah er Nicole. Sie schwebte einen halben Meter über dem Boden, strampelte mit den Füßen, rang nach Luft.
    Es sah aus, als…
    Oh, Gott!
    Es sah aus, als hinge sie in einer unsichtbaren Schlinge.
    So wie deine Mutter!
    Er schüttelte unwillig den Kopf. Nein, nicht seine Mutter, sondern Logans! Und wie Logans Stiefvater.
    Rhett stand auf. Noch bevor er merkte, was geschah, trugen ihn seine Beine über die Zugbrücke.
    Vor Angst verzerrte Gesichter tanzten einen Reigen des Grauens vor seinem inneren Auge.
    Logans Mutter! Haskell, Logans Stiefvater!
    Wut umspülte Rhett! Pure, kristallklare Wut!
    Selverne! Seine geliebte Selverne. Die schönste, strahlendste Blüte auf der Wiese des Lebens. Verdorrt in einer einzigen Nacht!
    Nie wieder durfte so etwas geschehen! Nie, nie wieder!
    Und Riley! Kleiner, süßer, unschuldiger Riley. Niedergestreckt von einem Blitz, den er gerufen hatte!
    Nie wieder! Er würde nicht zulassen, dass so etwas noch einmal geschah!
    Rhett griff in sich, packte die Wut und kanalisierte sie. Er stieß einen wüsten Schrei aus. Innerhalb einer einzigen Sekunde verdunkelte sich der Himmel. Wie aus dem Nichts türmten sich schwarze Wolken auf. Brodelnd, Unheil versprechend, gewaltig.
    Ein greller Blitz zuckte hervor - und traf genau in das linke Horn des Dämons!
    Das Brüllen des Unholds ging im urwelthaften Donner unter.
    Nicole stürzte zu Boden und blieb regungslos liegen.
    Der blaue Energiestrom, der Zamorra in Schach gehalten hatte, streifte den Professor an der Schulter und versiegte.
    In der Luft lag der Geruch nach Ozon und verbranntem Fleisch.
    Rhett jubelte innerlich! Er hatte es geschafft! Er wusste nicht, wie - aber er hatte den Gehörnten mit einem Blitz abgeschossen. Treffsicher und…
    »Was bildest du dir eigentlich ein, du lächerlicher Wicht?«
    Der Erbfolger erstarrte.
    Jetzt erst wurde ihm klar, dass der Dämon immer noch auf den Beinen war. Das linke Horn war verschwunden, das rechte zur Hälfte geborsten. Die Schwingen waren verkohlt, nur noch ein paar Hautfetzen hingen traurig am ansonsten nackten Korsett der Flügelknochen. Von der Haut des Dämons stiegen Rauchwolken auf.
    Trotzdem stand er noch! Und er wirkte grimmiger denn je.
    Er machte eine lässige, wegwischende Handbewegung. Eine gewaltige Kraft schlug Rhett gegen die Brust und schleuderte ihn meterweit durch die Luft. Mit voller Wucht knallte er auf den Kofferraumdeckel des BMW.
    Sein letzter Gedanke, bevor die Dunkelheit ihn verschlang, war: Wenn das Auto eine Beule hat, bringt Zamorra mich um!
    ***
    »Nein!«
    Foolys Schrei hallte durch die Küche und ließ die Fensterscheibe erzittern.
    Das gebratene Hühnerbein entglitt seiner vierfingrigen Hand und fiel zu Boden.
    Nach einem langen, guten Gespräch mit dem Erbfolger hatte der für ein paar Minuten alleine sein und seine Gedanken auslüften wollen. Der Jungdrache hatte die Gelegenheit genutzt und sich von Madame Claire, der Köchin, einen kleinen Imbiss zubereiten lassen.
    Gerade als Fooly ihr einen Vortrag darüber halten wollte, wie bedauerlich er es fand, dass ein Huhn nur zwei dieser schmackhaften Beine hatte und dass die auch noch viel zu klein waren, um einem Drachen in der Pubertät den Magen zu füllen, wurde es draußen schlagartig dunkel. Kurz darauf blitzte es und ein
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