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0901 - Aibons Hexenfalle

0901 - Aibons Hexenfalle

Titel: 0901 - Aibons Hexenfalle
Autoren: Jason Dark
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Freund aber als Verbündeten ansah.
    Er war so etwas wie ein Hüter dieser Welt. Der Grenzgänger, der darauf achtete, daß Guywanos böse Macht nicht überschwappte und die Grenzen gewahrt blieben.
    Mein Helfer!
    Und das wußte auch Brigida, die ihm feindlich gegenüberstand. Sie hatte sich von mir gelöst, sie stand zwar noch immer vor mir, aber sie schüttelte wild den Kopf, als wollte sie durch die Bewegung das Spiel der Flöte stoppen.
    Aber Ryan ließ sich nicht beirren. Er spielte weiter, und seine Töne, die er diesmal ausgesucht hatte, paßten haargenau. Sie waren mit einer Waffe zu vergleichen, die die andere Magie zerstörte, denn ich merkte, wie ich immer weiter von Brigida wegkam. Ich rutschte dabei in die Tiefe, ich trat auf Fäden, die unter mir zusammenbrachen, so daß ich immer tiefer fiel, aber trotzdem stets aufgefangen wurde und intervallweise dem Boden entgegenglitt.
    Es war verrückt, aber es stimmte. Durch die Musik des Roten Ryan löste sich das verdammte Netz auf. Die Fäden glühten immer wieder nach, aber sie gaben auch auf. Sie rissen, und größere Lücken entstanden. Ich hatte die Arme in die Höhe gereckt und die Hände ausgestreckt. Immer wieder peitschten die Fäden gegen meine Handflächen, dehnten sich, rissen, aber immer dann, wenn ich sie bereits hinter mich gebracht hatte.
    Der Rote Ryan sorgte mit seiner Musik dafür, daß ich sicher den Boden erreichte.
    Ich dachte auch nicht mehr darüber nach, denn ich wollte endlich wieder die Erde unter meinen Füßen spüren.
    Und dann fiel ich. Ich befürchtete, daß ich bei meinem Gewicht durch die Dachpfannen eines Hauses krachen würde, doch wieder bremste ein Faden meinen Fall. Der Schwung wurde abgebremst, und ich landete sicher.
    Nicht auf einem schrägen, sondern auf einem Flachdach.
    Doch das war nicht alles. Mir hatte der Rote Ryan nur die Chance gegeben, mich in Sicherheit zu bringen, der Kampf gegen seine Feindin brach trotzdem aus.
    Das Netz war verschwunden. Eigentlich hätte der Himmel frei vor mir liegen müssen, was nicht der Fall war, denn etwas war noch geblieben.
    Dieses achteckige Zentrum, ein wirkliches Zentrum der Magie, das Dimensionstor zu Aibon, aus dem weiterhin die Töne klangen, sogar hörbar für mich, aber der Rote Ryan selbst hielt sich zurück.
    Er vernichtete Brigida auf seine Art und Weise. Die Musik war für sie eine Folter. Sie schaffte es nicht, sich normal zu bewegen. Der Klang riß sie hin und her, sie war dabei, den anderen Gesetzen zu gehorchen, die über sie kamen wie gewaltige Wogen.
    Sie taumelte, sie drehte sich. Sie riß die Arme hoch. Die Ketten und Fäden an ihrem Körper verstärkten ihr Licht. Sie glühten auf, und das geschah auch mit der Krone, die plötzlich so brannte wie der Streifenwagen, als er in die Falle hineingerast war.
    Brennen und vernichten!
    Beides gehörte zusammen, und ich sah, wie die Kraft der Krone nach innen drang und den Kopf der Person regelrecht zerstörte. Er explodierte nicht, er zerlief einfach, er wurde zusammengedrückt und zu einem aschigen Brei. Die Musik drang auch weiterhin über die Dächer hinweg, denn der Rote Ryan wollte alles zerstören.
    An den hellen Rändern zuckte und zitterte das Licht. Auch der Tunnel stand dicht davor, zusammenzubrechen, aber noch mußte er bleiben, so lange, bis es Brigida nicht mehr gab.
    Und das ging sehr schnell.
    Kopflos drehte sie sich plötzlich im Kreis. Sie war jetzt der Mittelpunkt, und sie war zu einer sich rasend schnell bewegenden Säule geworden.
    Ich hörte keinen Schrei, nur Musik, schaute weiterhin zu und erlebte, wie sich die Person auflöste.
    Die Drehung blieb, aber es drehte sich bereits kein Körper mehr, sondern eine Aschefahne, die von der Kraft der allmählich leiser werdenden Musik in den Tunnel hineingezogen wurde.
    Und damit verloschen auch die bleichen Grenzen des Zentrums. Es gab keine Brigida mehr, auch kein Netz und keine Musik auf der Flöte.
    Dafür geschah etwas anderes.
    Überall in der Stadt leuchteten die Lichter auf, die vor kurzem ausgegangen waren. Ich hatte das Glück, dies von exponierter Stelle aus beobachten zu können, und ich erlebte diesen Lichterglanz wie einen herrlichen Sonnenaufgang, denn ich wußte, daß Carlow das Leben wieder zurückgegeben worden war…
    ***
    Später, als ich das Dach verlassen hatte, kam ich mir vor wie auf einem Stadtfest, denn überall waren die Menschen auf den Straßen. Sie redeten mit Freunden, Bekannten, auch mit Fremden, und sie wußten nicht so
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