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0901 - Aibons Hexenfalle

0901 - Aibons Hexenfalle

Titel: 0901 - Aibons Hexenfalle
Autoren: Jason Dark
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aufgefangen wurde, sondern den heftigen Sog spürte, der mich von vorn erwischte, an mir zerrte und mich in das Zentrum holte.
    Sie war da, sie streckte mir die Arme entgegen. Aber kein einziger Faden schoß aus ihren Nägeln hervor. Sie wollte nur eines: mich umfangen wie eine gute Freundin.
    Und sie tat es auch. Ich spürte ihren Körper, der sich gegen den meinen preßte. Und ich mußte mich von dem Gedanken befreien, es nicht mit einer normalen Frau zu tun zu haben, sondern mit einem Wesen, das zwischen Leben und Tod existierte.
    Sie hielt mich fest wie mit Krallen, und mein Kreuz reagierte nicht. Über meine linke Schulter schaute sie hin und gab mir gleichzeitig den Rat, ebenfalls über ihre Schulter zu schauen, hinein in das Zentrum, hinein nach Aibon.
    »Du kennst es doch«, flüsterte Brigida. »Du hast es mir gesagt. Du bist selbst in Aibon gewesen. Du bist mit seinen Gesetzen vertraut, und deshalb werde ich dich in dieses Land hineinschicken, wo du deinen endgültigen Tod findest.«
    Ich hatte ihre Versprechungen absichtlich überhört, weil sie mich nicht sonderlich berührten. Etwas anderes war für mich viel wichtiger, der Blick nach Aibon hinein, in die Tiefe des Schachts, der mir endlos vorkam.
    Da lauerte die fremde Dimension, das Reich der Druiden, ihr böses Paradies.
    Feinde und Freunde verteilten sich in Aibon, und an einen Freund dachte ich besonders.
    An den Roten Ryan!
    Noch hielten wir uns im Zentrum des Netzes auf, und ich war gezwungen, mir die Worte der Aibon-Hexe anzuhören. »Ich bin Guywano vieles schuldig, denn er hat mich nach meinem Tod aufgefangen. Er hat mich in seine Arme geschlossen. Er hat mir mein Reich an anderer Stelle zurückgegeben. Er war es, der mir das Netz gab, mit dem ich meine Grenzen absteckte, und er sorgte dafür, daß ich durch die Kraft der Fäden die Menschen entleerte. Ich habe ihnen das Leben und auch die Seele genommen, aber dich werde ich nicht leersaugen, dich werde ich Guywano zum Geschenk machen, als Zeichen meiner immensen Dankbarkeit. Wir werden das Reich gemeinsam erreichen, und du wirst im Druidenfeuer schmoren, das am Ende dieses Tunnels einzig und allein auf dich wartet.«
    »Es haben schon andere versucht, mich auf diese Art und Weise zu vernichten«, gab ich leise zurück. Danach schluckte und schnüffelte ich, denn an den widerlichen Geruch, den der Körper ausströmte, konnte ich mich einfach nicht gewöhnen. Er stank nach alter Asche und zusätzlich auch nach verfaultem Laub. In dieser Person schien die Natur ihre Reste zurückgelassen zu haben.
    Zudem dachte ich wieder an mein Kreuz. Schon einmal hatte es mir geholfen. Seine Kraft hatte es tatsächlich fertiggebracht, etwas zu zerstören, was zu Aibon gehörte, und dies wiederum war ziemlich neu für mich. Es gab Zeiten, wo mir das Kreuz kaum geholfen hatte, da war die Macht des Druiden-Paradieses stärker gewesen. Oder reagierte es nur, wenn mich weniger starke Kräfte umgaben?
    Schließlich bestand Aibon aus zwei Teilen, und Aibon war ein Stück Fegefeuer, das der Legende nach entstanden war, als es den ersten großen Kampf zwischen Gut und Böse gegeben hatte.
    »Andere?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Wer?«
    »Sie existieren nicht mehr.«
    Brigida lachte. »Dann waren sie schwach, sehr schwach, aber ich bin anders. Ich hole dich in unser Reich, wo dein Leben endgültig verlöschen wird.«
    »Aibon will keine Menschen.«
    »Wir denken anders.«
    »Guywano?«
    »Ja, auch er!«
    Verdammt, ich wußte nicht, was ich tun sollte. Als einzige Möglichkeit sah ich die Chance, die Formel zu rufen und damit das Kreuz zu aktivieren. Ich hatte es schon einmal getan, als es gegen Aibon ging, das aber hatte nicht viel gebracht, und eine andere Möglichkeit gab es nicht.
    Oder doch?
    Plötzlich zuckte nicht nur ich zusammen, auch die Hexe hatte er erwischt. Jeder von uns hörte das Flötenspiel aus dem Tunnel der Zeiten. Es drang an unsere Ohren, es war schaurig und schön zugleich, melodisch und manchmal schrill, und ich wußte, wer sich da gemeldet hatte.
    Ein Freund, der Rote Ryan!
    ***
    Auf einmal zuckten die Arme der Hexe zurück. Sie stieß mich von sich.
    Ich taumelte durch die Leere des Zentrums, wurde aber nicht in den Schacht hineingezogen, sondern von der anderen Kraft noch immer gehalten.
    Allerdings hatte ich mich nicht gedreht, mein Blick glitt noch immer hinein in den Tunnel, in dem ich nichts sah, sondern nur etwas hörte. Eben das unheimliche Flötenspiel des Roten Ryan, den ich zwar nicht als
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