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0901 - Aibons Hexenfalle

0901 - Aibons Hexenfalle

Titel: 0901 - Aibons Hexenfalle
Autoren: Jason Dark
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hören, sie aber klangen weit entfernt, als lägen Meilen dazwischen und keine Hauswände oder Mauern.
    Der Sirenenklang hatte abgenommen. Die Stadt Carlow befand sich in einem Lauerzustand.
    Niemand traf Anstalten, sich in der Kirche zu verstecken. Sie war plötzlich nicht mehr existent. Ich sah auch keinen Pfarrer, sondern blieb allein in der Stille hocken und wartete auf sie. Und sie kam.
    Etwas funkelte in der Dunkelheit, als wäre es plötzlich hineingestellt worden. Wo sich die Person versteckt gehalten hatte, war für mich nicht zu sehen gewesen. Vielleicht hatte sie sich eine Mauer als Schutz gesucht und abgewartet.
    Jetzt kam sie näher.
    Und sie schälte sich immer stärker aus der Finsternis hervor, wurde von Sekunde zu Sekunde deutlicher, so daß ich sie genau erkannte.
    Sie sah nicht anders aus als vor kurzem noch in ihrem Netz. Der nackte Körper, die Ketten und Fäden, die ihn umgaben, das war ihre Kleidung.
    Hinzu kam die Krone, die für mich aussah, als wäre sie ein Helm. Oder zu einem Helm geworden, denn etwas hatte sich bei ihr verändert. Zwar befand sich diese Person nicht mehr direkt im Zentrum des Netzes, aber sie war mit ihm verbunden.
    Von der Krone zweigten die Fäden ab. Ich konnte erkennen, daß sie sich in den Himmel reckten, bis hoch zum Netz, so daß mir diese Person vorkam, als wäre sie verkabelt.
    Moderne Zeiten à la Aibon!
    Ein verrückter Gedanke, der mir durch den Kopf schoß, aber der Spaß verging mir schnell, als ich die zischelnde Stimme der Person vor mir hörte.
    »Ich bin gekommen, um dich zu holen…«
    ***
    Obwohl ich die Worte genau verstanden hatte, gab ich zunächst keine Antwort. Ich ließ die Person schmoren, die nur die gespreizten Finger bewegte, als wollte sie mich im nächsten Augenblick einfangen.
    Schließlich gab ich ihr eine Antwort und fragte: »Warum denn ich?«
    »Weil du mich durchschaut hast.«
    »Tatsächlich?«
    »Du hast es verstanden, kleine Teile meines Netzes zu zerstören. Ich muß versuchen, mich schon den Anfängen entgegenzustellen. Ich kann dich nicht in Ruhe lassen, denn ich weiß auch, daß du hierhergekommen bist, in mein Gebiet, um es mir zu entreißen. Das aber werde ich nicht zulassen, auf keinen Fall! Wenn es eine Siegerin gibt, dann werde ich es sein, nur ich!«
    »Ja, so denkst du«, erwiderte ich und blieb dabei sehr gelassen. »Aber ich habe mit dir nichts zu tun. Ich bin auch nicht dabeigewesen, als dir ein Stück Paradies entrissen wurde…«
    »Das werde ich später erledigen.«
    »Du willst dir das Land zurückholen?«
    »Ja!«
    »Als Tote?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nicht als Tote, sondern als Geschöpf des Landes Aibon. Ich bin eingegangen in das Paradies der Druiden, leider zu früh, um Rache nehmen zu können. Aber meine Freunde aus dem Paradies haben mir die Möglichkeit der Rückkehr gegeben. Ich bin erschienen, um mich zu rächen.«
    »Was hast du davon, wenn Menschen sterben?«
    »Es ist eine Bestrafung!«
    Ich lächelte kalt. »Bestrafung. Sie haben nichts gewußt, als sie ihre Häuser bauten, dafür kannst du sie nicht bestraf en. Es war nicht fair von dir.«
    Sie öffnete den Mund und lachte. Plötzlich drang grüner Atem aus der Öffnung hervor. Er kondensierte vor ihren Lippen, und durch diese Farbe hatte sie mir tatsächlich den Beweis erbracht, zu Aibon zu gehören, aber sie würde auf der falschen Seite stehen, und ich fragte sie ganz konkret nach Guywano.
    Das Lachen verstummte blitzartig. »Du kennst ihn?«
    »Ja.«
    Sie war etwas unsicher geworden. Wahrscheinlich dachte sie daran, daß ein Mensch eine Begegnung mit Guywano in der Regel wohl nicht überstehen konnte.
    »Wer bist du?«
    »Jemand, der Aibon kennt. Sowohl die eine als auch die andere Seite. Ich weiß Bescheid, Brigida, ich bin informiert, Aibon ist für mich kein Rätsel…«
    Sie nickte. Und dieses Nicken gefiel mir überhaupt nicht. Für mich deutete es auf eine Aktivität hin, die sehr bald folgen würde, und ich stand wie auf dem Sprung.
    Trotzdem überraschte sie mich mit ihren verdammten Fäden. Sie schössen einfach zu schnell aus ihren Fingerkuppen hervor. Mir gelang es nicht mehr, auszuweichen. Diese verdammten Dinger wickelten sich blitzartig um meinen Körper, und einen Moment später wurde ich hochgerissen und verlor den Boden unter den Füßen.
    Brigidas Ziel war erreicht.
    Jetzt hatte sie mich!
    ***
    Brigida hatte es raffiniert angefangen und die Fäden so auf mich zuschießen lassen, daß sie nicht nur meinen Körper
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