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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand
Autoren: Adrian Doyle
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vor seinen Vorgesetzten in ein besseres Licht zu rücken. Ihm ging es wirklich um die Menschen, deren Leben hier bedroht war. Er litt mit jedem Vermissten und trauerte um jeden Toten, von denen es schon jetzt viel zu viele gab.
    »Gut.« Zamorra nickte und machte eine ausholende Geste. »Dieses Aufgebot hier wird es schwer machen, die bisherige Version einer Sperrung des Tate für den Publikumsverkehr wegen technischer Mängel aufrechtzuerhalten.«
    Hogarth grinste schief. »Stimmt. Würde uns niemand mehr abkaufen. Die Presse ist da immer sehr hellhörig, und sobald sie Wind von unseren sichtbaren ›Verstärkungen‹ bekommt, wird sie nicht lockerlassen, bis sie eine glaubhafte Begründung dafür geliefert bekommen hat - und die wird sie spätestens morgen Vormittag bekommen. Die Regierung hat eine Pressekonferenz angekündigt. Das Ganze wird darauf hinauslaufen, dass wir es mit einer Terrordrohung zu tun haben, die sich gegen ein so wichtiges kulturelles Zentrum wie das Tate richtet.«
    Zamorra nickte zufrieden. »Eine sehr effektive Lüge - mit Kampf gegen den internationalen Terror lässt sich heutzutage ja alles rechtfertigen, ohne dass allzu kritisch hinterfragt wird.«
    Hogarth verstand die verblümte Kritik und schien sie zu teilen, denn er nickte nachdenklich. »Wir werden die Welt nicht ändern«, seufzte er.
    Auf Zamorras Gesicht legte sich ein Ausdruck grimmiger Entschlossenheit. »Aber retten«, sagte er. »Vielleicht werden wir sie retten müssen…«
    ***
    Auf dem Grund und Boden des Tate liritain hatte vor langer Zeit eine Mühle der Westminster-Abtei, danach das Familiengut eines Adligen und zu guter Letzt sogar ein für seine damalige Zeit absolut revolutionäres Gefängnis gestanden, das berühmt-berüchtigte Millbank Penitentiary. Nichts war von all diesen Bauten geblieben oder in die Neuzeit herübergerettet worden.
    Zumindest nichts Sichtbares , dachte Zamorra, während er langsam die Stufen zum Eingangsportal des Museums hinaufstieg. Aber seit seiner Recherche war er überzeugt, dass die Wurzel des Übels, das seine Auswirkungen mehr und mehr zeigte, nicht in nächster, sondern in ferner Vergangenheit zu suchen waren. Immer wieder war er auf den Namen Grosvenor gestoßen, Sir Robert Grosvenor. Dieser hatte seinerzeit, im 18. Jahrhundert, den Grund und Boden von der Kirche erworben und sich darauf ein schmuckes Landgut errichtet. Warum es später eingeebnet worden war und darauf ein gewaltiger Zuchthauskomplex gebaut worden war, darauf hatte er keine zufriedenstellende Antwort gefunden.
    Möglich, dass auf diesem Boden einmal Dinge passiert waren, die einen Fluch heraufbeschworen hatten, dessen verderbliche Auswirkung sich erst heute in großem Umfang zeigte - möglich aber auch, dass es auch schon früher zu unerklärlichen oder auch einfach nur erschreckenden Vorfällen gekommen war, die noch irgendwo dokumentiert waren. Zamorra hatte Hogarth damit beauftragt, in die entsprechende Richtung zu ermitteln, und der Detective hatte sofort alles Erforderliche in die Wege geleitet.
    Danach aber war es zu einer Meinungsverschiedenheit zwischen ihnen gekommen.
    Hogarth hatte darauf bestanden, Zamorra ins Innere des Tate zu begleiten. Eine Idee, der der Professor vor dem Eintreffen noch offen gegenüber gestanden hatte. Doch die jüngsten Ereignisse, das Verschwinden der Hundertschaft Polizisten, hatte ihn von seinem ursprünglichen Plan, mit Hogarth gemeinsam ins Museum vorzudringen, Abstand nehmen lassen.
    Seit seinem letzten Betreten des Gebäudes schien ein Quantensprung in Sachen Gefahr stattgefunden zu haben. Die Bedrohung war selbst hier draußen, auf den Stufen, schon spürbar. Als wäre die Luft elektrisch aufgeladen wie vor einem reinigenden Gewitter. Als knistere jeder Atemzug in den Lungen und jeder Blick auf der eigenen Netzhaut…
    Er hielt kurz inne und schaute noch einmal zurück. »Test«, klang die leicht verzerrte Stimme des Yard-Manns aus Zamorras Achselhöhle. Der Detective hatte darauf bestanden, dass der Parapsychologe wenigstens ein Walkie-Talkie bei seinem Alleingang mit sich führte. Zamorra hatte keinen Grund gesehen, es abzulehnen. Er zog es aus dem Holster, drückte den Sendeknopf und antwortete: »Der Empfang ist sehr gut. Ich hoffe, umgekehrt auch und es bleibt so…«
    Hogarth winkte von unten zum Zeichen des Verstehens. Zamorra schob das Funkgerät wieder ins Holster zurück, ließ es aber sende- und empfangsbereit. Neben dem Millbank-Eingang befand sich ein kleiner
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