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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand
Autoren: Adrian Doyle
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wiedergekommen…
    Die Stimme war unverwechselbar!
    »Mer-?«
    Mehr als ein Krächzen brachte er nicht zustande.
    Die Frau im Dunkel blieb stumm. Zuvor hatte sie ihn gefragt, wo sie sich befand und… wer er denn sei.
    Nur langsam drang diese Tatsache in sein Bewusstsein vor. Sie musste verwirrt sein, vielleicht noch verwirrter, als er selbst sich gerade fühlte, obwohl etwas in ihm zu pochen begonnen hatte, das mit Worten gar nicht zu beschreiben war, ihn aber unversehens in eine Hochstimmung versetzte, die alle Ungereimtheiten, alle Zweifel wegwischte.
    Sie war wieder da!
    Die Frau, die er über alles liebte und vermisst hatte, die Mutter seiner kleinen Tochter, die monatelang ebenso gelitten hatte wie er, wahrscheinlich sogar noch viel stärker. Fünf Jahre war Beth gewesen, als Meredith bei ihrem Reitunfall ins Moor hinabgezogen wurde - heute war sie sechs. Und wenngleich Kindern nachgesagt wurde, sie würden schneller und leichter vergessen können als Erwachsene, so traf dies in Elisabeth' Fall absolut nicht zu. Im Gegenteil, sie hatte einen gewaltigen Schock erlitten, der noch heute nachwirkte. Auf der einen Seite hatte dieser Schock sie abnorm schnell reifen lassen, auf der anderen irgendetwas in ihrer jungen Seele für immer zerstört. So zumindest kam es Robert Grosvenor vor, der sich eine Mitschuld daran gab - weil er vor Trauer und Depression in all der Zeit nicht der Halt gewesen war, der er für Beth hätte sein müssen. Stattdessen hatte er sich selbst immer tiefer in sich zurückgezogen, sich seiner Todessehnsucht hingegeben. Wann er das letzte Mal mit seinem Kind gesprochen oder es in den Arm genommen hatte, wusste er schon nicht mehr.
    Erst jetzt, da ihre Stimme zu ihm sprach, sie wieder da war, wurde ihm klar, dass er sich anders hätte verhalten müssen. Zumal ihm doch, tief im Herzen, immer klar gewesen war, dass Meredith, seine geliebte Meredith, nicht tot sein konnte.
    Die vom Moor konservierten Mumien, die sie an der Stelle herausgezogen hatten, wo Meredith verschwunden war, bezeugten in gewisser Weise, dass seine Gemahlin dort nicht war. Wie oft hatten sie gestochert und gesucht? Nie war etwas anderes als diese drei schaurigen Leichen an Tageslicht gefördert worden. Was nichts anderes hieß, als dass sich Meredith - irgendwie - selbst aus ihrer misslichen Lage befreit hatte. Aber das Erlebnis musste sie völlig aus der Bahn geworfen haben, sodass sie ein volles Jahr gebraucht hatte, um wieder in ihr Heim zurückzufinden.
    Wo ist sie nur all die Monate gewesen? Was muss sie bloß erlitten haben?
    Ein Gefühl von Wärme und Zuneigung durchströmte Grosvenor.
    In diesem Moment hörte er das Tappen kleiner Füße hinter sich. Kurz darauf stahl sich der Lichtschein einer Kerze, deren Flamme besser gehütet wurde als er es mit seiner getan hatte, in den Raum.
    Elisabeth tauchte im Türrahmen auf. Das Licht, das sie brachte, riss die Frau am Boden neben dem zerbrochenen Fenster erneut und seltsam klar aus dem Dunkel.
    Grosvenor konnte nicht länger an sich halten. Und während Elisabeth entsagungsvoll »Mum!« seufzte, entrang sich seiner Kehle ein befreites Lachen, mit dem er auf Meredith zustürmte.
    »Liebes!«
    »Pardonnez-moi?«, wiederholte sie gebetsmühlenartig und presste sich enger an die Wand, als wollte sie flüchten. Angst flackerte in ihrem Blick. »Ou est-ce que je suis? Et… qui est-ce que vous êtes…?«
    ***
    Wo - bin ich? Und wer… ist das?
    Sie erinnerte sich an fast gar nichts mehr, vielleicht noch verschwommen daran, wie sie über einen Hof gestolpert war, von dem sie geglaubt hatte, ihn zu kennen, erst in einen Stall geraten (Ilja?!?) und dann genau auf dieses Gebäude zugeirrt war, in dem sie sich nun befand. Sie war außer Atem gewesen, und als sie das Gesicht gegen eine der Fensterscheiben gepresst hatte, fühlte sich von etwas gepackt und regelrecht durch das Glas gestoßen.
    Sie hatte sich halb bewusstlos auf der anderen Seite wiedergefunden, in einem dunklen Raum, in dem es unangenehm modrig roch. Und plötzlich… plötzlich war das Unsichtbare, von dem sie durch die Scheibe befördert worden war, wieder bei ihr gewesen. Ganz nah.
    Sie hatte nichts sehen können, keine Gestalt jedenfalls, aber dafür hatte sie gefühlt , wie sich etwas an ihrer linken Brust zu schaffen machte. Es tat nicht weh, und sie fühlte sich auch nicht begrabscht, aber irgendetwas… war in dem kurzen Moment, den sie brauchte, um wieder einigermaßen zu sich zu finden, passiert.
    Dann war die
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