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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand
Autoren: Adrian Doyle
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Einstiegsrahmen und Fahrertür stehen und spähte über das Verdeck hinweg in Richtung des steinernen Treppenaufgangs. Das fast parkähnliche Gelände rund um das Tate Britain war abgesperrt… sollte abgesperrt sein - aber außer den im Wind flatternden Plastikbändern, auf denen ZUTRITT VERBOTEN stand und die sich weiträumig um das monumentale Gebäude des Kunstmuseums spannten, war davon wenig zu sehen.
    Auch Zamorra wunderte sich. »Hatten Sie nicht vorhin noch, während der Fahrt, mit einem Ihrer Leute telefoniert, die hier für die Einhaltung des Verbots sorgen sollen?«, fragte er, während er auf der Beifahrerseite ausstieg und die Umgebung aus schmalen Augen sondierte. Die Abenddämmerung hatte bereits eingesetzt, die in regelmäßigen Abständen stehenden Straßenlampen begannen stärker zu glimmen. In spätestens einer Stunde würde ihr Schein für das einzige Licht auf den Wegen sorgen. Auch hinter den Scheiben des Tate drang grünlicher Schimmer hervor. Die übliche Notbeleuchtung, in der sich normalerweise auch die Nachtwächter der Galerie bewegten, um ihren Pflichten nachzukommen, wurde automatisch über Zeitschaltuhren und Sensoren gesteuert. Da drinnen wurde es nie komplett dunkel, auch jetzt nicht, da das ganze Gebäude menschenverlassen war.
    Niemand sollte sich mehr darin aufhalten - weil es lebensgefährlich geworden war, wie der Tod und das Verschwinden mehrerer Personen überdeutlich bewies.
    Und dennoch…
    »Da!«, rief Hogarth plötzlich und zeigte mit ausgestreckten Arm auf einen bestimmten Bereich des Tate. »Gottverdammt, das darf doch nicht wahr sein! Welcher Idiot…«
    Er brach ab.
    Zamorra schlug die Beifahrertür zu, umrundete das Auto und trat neben den Yard-Beamten. Schon vorher war sein Blick dem ausgestreckten Arm gefolgt und hatte einen Uniformierten ausgemacht, der kurz hinter einem Fenster im zweiten Stock des Ostflügels sichtbar geworden war. Inzwischen war er wieder verschwunden.
    Verschwunden war das Stichwort.
    Hogarth fischte sein Handy aus der Trenchcoat-Tasche und drückte eine Kurzwahltaste. Während er kopfschüttelnd immer wieder zum Tate hinüberblickte, wo aber kein Gesicht mehr hinter einer Scheibe auftauchte, wartete er ungeduldig, dass sein Gesprächspartner sich meldete.
    Vergebens.
    »Wie viele Leute hatten Sie hier stationiert?«, fragte Zamorra und legte die Hand um das silberne Amulett vor seinem Hemd. Es fühlte sich an, als existiere keine unmittelbare Gefahr und verhielt sich absolut passiv. Aber davon wollte er sich nicht täuschen lassen. Der Augenschein widersprach dem vehement, und das Geräusch, mit dem der von der Themse kommende Wind die Absperrbänder in der Nähe zum hörbaren Flattern brachte, verstärkte die ohnehin erwachte Unruhe noch mehr.
    Hogarth tippte bereits eine neue Nummer, und diesmal bekam er jemanden an die Strippe. Aus seinen Fragen entnahm Zamorra, dass er mit dem Yard sprach, mit seiner dortigen Dienststelle. Das Gespräch dauerte nur kurz, und am Ende stand fest, dass es von dort keine neue Order gegeben hatte, die eine vorgesetzte Stelle möglicherweise über seinen Kopf hinweg gegeben haben mochte.
    »Sie müssten noch da sein«, wandte sich Hogarth an Zamorra. »Und sie sind es auch noch, sie können sich ja nicht alle in Luft aufgelöst haben. Sie sollten einen Kordon um das ganze Gelände bilden, entlang der errichteten Bandabsperrung.«
    »Wie viele?«, fragte Zamorra knapp und mit besorgtem Blick zum Tate Britain, dessen Bedrohung, davon war er in diesem Moment überzeugt, eine neue Qualität erreicht hatte.
    »Eine Hundertschaft.«
    Hogarth hatte die Stirn in tiefe Falten gelegt. In diesem Moment wirkte er wie ein steinalter Mann, in dessen Augen sich die Vorahnung dessen gestohlen hatte, wovon Zamorra bereits fest überzeugt war.
    Hogarth las in Zamorras Mienenspiel… und seine Schultern sanken. »Sie meinen doch nicht etwa…?«
    Mit Blick auf das Tate erwiderte der Professor achselzuckend: »Haben Sie eine wahrscheinlichere Erklärung als die, dass sie da drin sind - alle, ohne Ausnahme?«
    »Aber…«
    »… das wäre gegen den Befehl?« Zamorra lachte bitter auf. »Stellt sich nur die Frage, wessen Befehl. Für mich sieht es gerade so aus, als wären wir einen Tick zu spät gekommen.«
    »Zu spät? Wofür?«, fragte Hogarth mit bebender Stimme.
    »Um zu verhindern, dass dieser Moloch von Bauwerk erneut erwacht…«
    »Moloch«, rann es von den Lippen des Detectives, als gehorchten sie ihm ebenso wenig wie
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