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0890 - Stygias Plan

0890 - Stygias Plan

Titel: 0890 - Stygias Plan
Autoren: Volker Krämer
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Sektierer waren von Wesen aus der Stadt fast gänzlich ausgelöscht worden. Nur vereinzelte Gruppen fand man noch von ihnen, die diese Vernichtung als göttliche Weisung erkannten. Niemand kümmerte sich um diese Verblendeten. Man ließ sie gewähren, denn sie konnten kaum Schaden anrichten.
    Die Stadt selbst hatte dem Spuk also ein Ende gesetzt. Niemand aus der Schwarzen Familie hatte auch nur einen Finger rühren müssen. So regulierte sich alles wieder einmal von ganz alleine.
    Er jedoch war damit nicht zufrieden, denn für seine Machtansprüche mochte Armakath wichtiger Brückenkopf oder aber ständig schwelende Gefahr sein. Er wollte kein Risiko eingehen - er, Lucifuge Rofocale!
    Seine Spione hatten ihn stets auf dem Laufenden gehalten, was die Aktivitäten um den Kokon herum anging. Schließlich konnte nicht einmal er überall sein. Alle Mächtigen der Schwefelklüfte hatten ihr funktionierendes Spionagenetz, über das natürlich niemand sprach. Ganz sicher ließ sich auch Stygia von ihren Sklavenwesen jede Neuigkeit zutragen - sie waren überall, die unbedeutenden, unwerten Wesen, die von ihren Herren wie der letzte Dreck behandelt wurden, und an denen man im Ernstfall wunderbar seine unbändige Wut auslassen konnte. Wie wichtig sie im Grunde waren, erfuhren sie nie. Wozu auch? Sie waren doch nur der Dreck unter den Fingernägeln derer, die sie beherrschten.
    Eine gewisse Lust an den Zerstörungen, die Lucifuge Rofocale hier überall fand, konnte er nicht verbergen. Wer oder was auch immer in diesem Kokon herrschte, verstand sein Handwerk. Das war etwas, das der ehemalige Ministerpräsident der Hölle durchaus anerkannte.
    Er trat hier völlig ungetarnt auf. Warum sollte er sich vor heimlichen Blicken verbergen? Lucifuge Rofocale war einer der ältesten Dämonen, die es in den Schwefelklüften gab - er hatte es nicht nötig, seine Macht und seinen Willen hinter einer falschen Fassade zu verbergen.
    Er rief sich die Bilder ins Gedächtnis, die ihm sein Spion übermittelt hatte. Der Kokon war undurchdringlich, so sagte man. Rofocale selbst hatte noch nie einen Versuch gestartet, doch wozu sollte er sich womöglich eine Niederlage einhandeln? Er kannte die Stelle, an der ein Wesen aus dem Kokon heraus auf die vorgelagerte Ebene getreten war. Ein Tor? Oder nur eine Schwachstelle? Das war ihm gleichgültig. Es war ein Weg, das reichte als Erklärung.
    Lucifuge Rofocale war sich nicht sicher, was er genau in diesem Kokon zu finden hoffte, aber bei einer eventuellen Auseinandersetzung auf dem Weg zu seinem wahren Ziel - dem Weg nach ganz oben, was die Hierarchie der Schwefelklüfte betraf - mochte ein Refugium unter gewissen Umständen sehr nützlich sein. So nützlich wie ein Brückenkopf, wenn es zu einer langen Schlacht kommen sollte.
    Lucifuge Rofocale wusste, dass genau hier, wo jetzt die Stadt wie ein schlafendes Raubtier ruhte, einst Sarkanas Refugium gestanden hatte. Seit dem Tag, da Armakath sich seinen Weg an die Oberfläche gebahnt hatte, war es in dieser Region keinerlei Veränderungen der Struktur mehr gekommen. Vielleicht war das hier in dieser Beziehung jetzt der sicherste Ort in der Hölle. Keine üble Voraussetzung, um dem künftigen Herrscher der Schwefelklüfte als Hauptquartier zu dienen.
    Etwas raschelte hinter Lucifuge Rofocale - ein kleines Wesen, kaum größer als eine irdische Katze und der auch nicht unähnlich, huschte zwischen den Felsbrocken hin und her. Auf seinen zwei dünnen Beinchen laufend glich es einer Karikatur eines Geschöpfs, das irgendwer zum Spaß falsch zusammengesetzt hatte.
    Rofocale grinste. Wahrscheinlich einer von Stygias Spionen. Sollte sie doch ruhig wissen, was er tat. Sie würde noch rechtzeitig an der Reihe sein… und Rofocale war sicher, dass er vor ihrem Ende noch eine Menge Spaß mit ihr haben konnte.
    Lucifuge Rofocale straffte seinen muskulösen Körper. Für einen Menschen musste er wie das Urbild des Bösen erscheinen - seine braune Körperfarbe, der durchaus menschliche Oberkörper, die widerlich brutalen Gesichtszüge… und dann die geschwungenen Hörner, die aus den Schläfen wuchsen. Abbild der Urangst, die in allen Wesen steckte, denen man schon als Kleinkind mit dem Erscheinen des Bösen gedroht hatte. So musste es aussehen, so und nicht anders.
    Den Gegenpart besetzten in den meisten Religionen die Engel - die reinen, die unschuldigen Wesen, die ihre Flügel wie einen Schutzschirm über die Bedrohten spannten. Engel… die musste man hier ganz
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