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0890 - Stygias Plan

0890 - Stygias Plan

Titel: 0890 - Stygias Plan
Autoren: Volker Krämer
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Widersacherin griff nicht unkontrolliert an. Die Kriegerinnen sahen einander an wie zwei Schlachter, die es kurz und schnell hinter sich bringen wollten. Tigora grinste, denn sie sah in Eklas Augen Verblüffung und Wut zugleich. Wut darüber, dass sie ihre beiden Dolche nutzlos geschleudert hatte. Nun hatte auch sie nur noch ihr Schwert, und sie war sich absolut nicht sicher, ob sie in einem offen geführten Kampf gegen Tigora bestehen konnte.
    »Sieh an…« Tigora wollte die Unsicherheit ihrer Gegnerin noch schüren. »Bist auch du diesen Weg gegangen. Wahrscheinlich hätte der verdammte Nebel dich auch um ein Haar stranguliert, was?« Die andere antwortete nicht. Ekla war viel zu nervös, um sich einem Wortduell zu stellen. Langsam, Schritt für Schritt, rückte Tigora vor.
    »Du hast geahnt, dass auch ich es schaffen würde. Und jetzt verstehe ich auch, warum du mich mit deinem Spielzeugdolch nicht so richtig getroffen hast. Ich bin gerollt - und du, du hast dich wohl auf allen vieren in Sicherheit gebracht. Wie ein dreckiger Straßenköter… Ekla, Ekla, das hat sicher nicht sehr würdevoll ausgesehen. Du hast mich gehört, aber da ich zu flach am Boden war, ging dein Wurf fehl, nicht wahr? Eine schwache Leistung, wenn du mich fragst.«
    Eklas Wutschrei brach sich an den Gangwänden, als sie mit voller Wucht angriff. Die Schwerter der Frauen prallten mit Macht aufeinander. Sechs, sieben Mal… dann sprang Ekla zurück, brachte sich außer Reichweite der Klinge Tigoras. Nun standen andere Emotionen in ihrem Gesicht geschrieben als noch vor der Attacke: Erkenntnis und blanke Angst.
    Die Erkenntnis, dass sie Tigora im Schwertkampf nicht gewachsen war, Angst vor dem, was nun kommen musste. Denn Tigora bewegte sich unerschütterlich auf Ekla zu. Die Kriegerin wollte Ekla keine Chance lassen, sie erneut in einen Hinterhalt zu locken. Sie wollte die Entscheidung hier und jetzt.
    Ekla begann zu schwitzen. Plötzlich wandte sie sich zur Flucht, doch Tigoras Stimme traf sie wie ein Peitschenhieb. »Das würde ich mir an deiner Stelle genau überlegen. Eine Kriegerin flieht nicht. Zudem wirst du sicher nicht glauben, dass du panisch fliehend die nächste Falle rechtzeitig bemerken wirst, oder? Also stelle dich zum Kampf, wie es sich unter Schwestern gehört.«
    Ekla erstarrte. Selbst wenn sie zu fliehen versuchte, so würde Tigora sie sicher bald einholen, denn die Nebelfalle hatte Ekla weitaus mehr an Kraft geraubt, als sie es sich hatte eingestehen wollen. Sie stellte sich Tigora. Das zweite Aufeinandertreffen der Schwertkämpferinnen war länger als der erste Durchgang. Schmerzlich bekam Ekla Tigoras Klinge zu spüren, immer weiter wurde sie nach hinten gedrängt. Dann, als Ekla den Todesstoß bereits zu schmecken glaubte, ließ Tigora von ihr ab.
    Nichts hielt Ekla nun noch. In wilder Panik wandte sie sich um und rannte den Gang entlang.
    Sie kam nicht weit. Der Boden unter ihren Füßen wurde von einem Schritt zum nächsten weich wie Wachs. Ekla versuchte die Füße zu heben… es wollte ihr nicht gelingen. Schon steckte sie bis zu den Knöcheln im Boden fest, dann bis zu den Knien. Treibsand! Sie war blind in die Falle gelaufen, die Tigora rechtzeitig erkannt hatte.
    Hektisch bewegte sie ihren Oberkörper hin und her, versuchte sich so ruckartig zu befreien, doch das beschleunigte nur noch ihr endgültiges Einsinken. Tigora war bis nahe an den Rand der Falle getreten. Ekla spürte ihre Beine nicht mehr. Todesangst… sie hatte oft getötet, hatte andere gequält, doch nie hatte sie sich gefragt, wie sich so etwas anfühlen mochte.
    »Tigora - Schwester! Du… dumusst mir…« Ekla hatte das Schwert fallen lassen, das nur einen Augenblick später versunken war. Tigora lachte laut auf.
    »Was muss ich? Dir helfen ? Wolltest du das sagen? Mach dich nicht auch noch im Moment deines Todes lächerlich. Hast du vergessen, warum wir beide hier im Labyrinth sind? Also schweig und stirb in Ehre.«
    Ekla ließ den Kopf auf die Brust sinken. Sie begann ihr Ende zu akzeptieren. Der Sand - wenn es denn Sand war - hatte sie nun bereits bis zur Brust in seiner Macht.
    Tigora nahm ihr Schwert in die rechte Hand.
    »Du wolltest mich töten - ich wollte dich töten. So waren die Regeln in diesem Spiel, Schwester. Ich habe gewonnen, wie es aussieht. Doch ich werde dich ganz sicher nicht elendig ersticken lassen. Wir sind Amazonen, wir sind Schwestern. Also hebe deinen Kopf.«
    Ekla sah die Klinge durch die Luft sausen. Es war ein
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