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0890 - Stygias Plan

0890 - Stygias Plan

Titel: 0890 - Stygias Plan
Autoren: Volker Krämer
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überdachte sie die Möglichkeit, zu Abzweigung zurückzugehen, und dort dann den Weg nach links zu wählen. Doch das würde sie aus ihrem Konzept bringen. Zudem war klar, dass auch in dieser Richtung der Tod lauerte. Vielleicht in einer anderen Gestalt, aber er war da. So gesehen war dies hier vielleicht die bessere Wahl. Oder? Sie zwang sich, diese Gedankenspielereien einzustellen, denn sie brachten sie keinen Meter weiter in Richtung Ausgang.
    Tigora holte tief Atem, dann drang sie vor.
    Schlagartig verschwamm alles um sie herum. Feuchte Kälte umklammerte sie wie ein Panzer, doch darauf achtete die Kriegerin nicht. Angst… sie musste es sich selbst gegenüber eingestehen. Sie hatte entsetzliche Angst. Nichts und niemand konnte Tigora im offenen Kampf Furcht einflößen, doch das hier war anders, war so undefinierbar. Auch nach den ersten Schritten geschah noch nichts. Fast wünschte Tigora sich, dass die Falle nun zuschnappen oder gegen sie angehen würde. Der Gefallen wurde ihr getan!
    Ganz unvermittelt begann es. Tigora begann schwerer zu atmen. Das Etwas, in dem sie sich befang, griff mit Macht nach ihrem Hals, ihren Schultern. Die Beine konnte sie nach wie vor ohne Widerstand bewegen, doch ab dem Brustbein legte sich nun eine schwere Klammer um ihren Körper.
    Schneller, lauf… noch kannst du es! Tigora versuchte sich selbst anzufeuern, doch sie ahnte, wie sinnlos das war. Luft - sie bekam keine Luft mehr. Wild und unkontrolliert schlug sie mit dem Schwert um sich, doch das brachte keine Veränderung. Tigora fühlte das Rauschen in ihren Ohren, hörte ihr Herz wild schlagen. Luft… sie erstickte.
    Vielleicht war es der unbedingte Lebenswille, der in der Amazone ruhte, vielleicht auch ihr Instinkt, doch darüber machte sie sich keine Gedanken. Tigora ließ sich fallen! Der Druck verschwand, sie atmete gierig wie eine Ertrinkende ein, schnappte die Luft mit aller verbliebenen Kraft in sich hinein.
    Und sie erkannte ihre Chance. Hier unten war diese Nebelmasse nach wie vor leicht zu durchdringen, doch das mochte sich rasch ändern. Sie durfte ihrem Gegner, dem Feind, der sie zu erwürgen drohte, keine Zeit lassen um zu reagieren.
    Tigora legte sich flach hin, drehte sich parallel zum Gang, streckte das Schwert weit über ihren Kopf, um sich damit nicht selbst zu verletzen, und fing an sich rollend vorwärts zu bewegen. Sie konnte es nicht fühlen, doch sie war sicher, dass der Mordnebel nach ihr suchte. Ganz sicher würde er sie auch finden, doch wenn sie schnell genug war, dann… vielleicht hatte sie dann eine Chance. Sie registrierte, wie ihr mit jeder Drehung schwindeliger wurde, doch sie schob das weit von sich.
    Wie lange sie sich so wie eine menschliche Walze bewegte, konnte sie später nicht mehr sagen, doch irgendwann fühlte sie, wie etwas an ihr vorbei sauste. Ein beißender Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen, doch davon ließ Tigora sich nicht beirren.
    Weiter und weiter… und plötzlich lichtete sich das Grau um sie herum.
    Tigora sprang hoch, doch die Welt um sie herum drehte sich wild in einem schnellen Reigen - sie stolperte, konnte sich gerade noch vor den Dornen in Sicherheit bringen, die an der Wand auf sie lauerten. Erst langsam normalisierte sich ihr Gleichgewichtssinn. Die Amazone konnte es kaum glauben, doch sie war dem Würgenebel entkommen. Jeder Knochen in ihrem Körper schmerzte, die nicht vom Panzer geschützten Stellen an ihrem Leib waren zerschunden; blutige Abschürfungen, die nicht der Rede wert waren.
    Doch über ihren linken Oberschenkel zog sich eine blutige Furche, die zwei Handspannen lang war. Das hatte seinen Ursprung nicht innerhalb des Nebels gehabt, Tigora erinnerte sich an den Schmerz, als etwas nach ihr griff. Die Wunde war Zeugnis genug, dass sie sich das nicht eingebildet hatte, denn die Blutfurche war eindeutig das Ergebnis einer Klinge.
    Es gab nur eine Person, von der dieser Angriff gekommen sein konnte - nur eine einzige!
    Tigora fuhr auf dem Absatz herum. Sie sah den silbernen Blitz auf sie zu rasen und reagierte, wie nur eine Kriegerin reagieren konnte, die in unzähligen Kämpfen gelernt hatte, sich auf die eigenen Reflexe zu verlassen.
    Das breite Schwert zuckte nach oben. Stahl und Stahl trafen aufeinander… und der Dolch, der seinen Weg in Tigoras Brust gesucht hatte, sauste nun abgelenkt auf die Wand zu, in der er bis zu seinem Heft tief stecken blieb.
    Tigora hörte den wütenden Schrei. Sofort ging sie in Kampfstellung, doch ihre
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