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0890 - Die Vergessenen

0890 - Die Vergessenen

Titel: 0890 - Die Vergessenen
Autoren: Jason Dark
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ein alter Hobbykahn, der kieloben lag, so konnte er sich bei Regen nicht mit Wasser füllen.
    Einmal war Ferry auf den See hinausgerudert. Er hatte sich allerdings stets in der Nähe des Ufers bewegt, weil ihn gewisse Befürchtungen oder Vorwarnungen überkommen hatten, doch bitte nicht auf die Seemitte zu rudern.
    Er schaute über das Wasser.
    Nein, da bewegte sich nichts. Dennoch war er sicher, daß es in dieser dicken, trüben Brühe etwas gab, mit dem er nicht zurechtkam, wo alle Logik endete.
    Dort versteckte sich das Grauen…
    Keine Fische, keine Pflanzen oder irgendwelche Fabelwesen aus Märchen und Mythen. Es war etwas anderes, er wußte es, und es war ja auch schon ins Dort gelangt.
    Ruhig lag die Oberfläche vor ihm. Es wehte kaum Wind. Die dünnen Dunstschleier konnten sich an der Oberfläche festkrallen. Sie wurden kaum bewegt. Ein totes Gewässer.
    »Nein«, flüsterte Grey, »du bist nicht tot. Du lebst, aber du lebst auf deine Art und Weise.« Er nickte sich selbst zu, um sich zu bestätigen.
    Ersuchte nach einem Vergleich, und wieder mußte er daran denken, daß ihm der See wie eine organische Maschine vorkam, die auf ihre Weise ein-und ausatmete, die verdaute, spuckte und sich übergab. Die ausstieß, die in ihrem Innern arbeitete oder durch das in ihr vorhandene Böse arbeiten ließ.
    Ferry bewegte sich am Ufer entlang und kam sich dabei vor wie ein Trapper auf Spurensuche. Tatsächlich suchte er nach Spuren. Allerdings nicht nach Spuren von Personen, die in den See hineingegangen waren, sondern ihn verlassen hatten.
    Sie waren da, auch wenn er sie nicht entdeckt hatte. Er wußte es genau, er war sensibel, er kannte die böse Vorgeschichte, und er hätte sich nicht gewundert, wenn sie plötzlich die Oberfläche durchbrochen hätten.
    Auch aus diesem Grund war er bis nahe an den See herangetreten, um sich überzeugen zu können.
    Aber er sah nichts.
    Keine Bewegung unter der schmutzigen Oberfläche. Keine Welle, die ihr Entstehen in der Tiefe des Gewässers hätte. Alles war so verdammt still.
    Der Atem kondensierte vor seinen Lippen. Er klebte an seinem Mund, als wollte er nie mehr verschwinden. Zu hören waren die Geräusche seiner eigenen Tritte, manchmal auch das Schmatzen des Brackwassers.
    Er blieb stehen.
    Es war eine günstige Stelle, denn von dort aus konnte er das gesamte Gewässer überblicken. Der Mann konzentrierte sich einzig und allein auf die Oberfläche, weil er hoffte, dort etwas erkennen zu können, das aus der Tiefe nach oben stieg.
    Nichts, gar nichts…
    Aber damit hatte er rechnen müssen. Der Weg zum See war sowieso für ihn nur ein Alibi gewesen. Er wollte sich zunächst überzeugen, daß es dort nichts gab.
    Wirklich nicht…?
    Sobald der Ruheständler daran dachte, überkamen ihn wieder die großen Zweifel. Der See barg ein Geheimnis. Er barg etwas, daß zu schrecklich war, um es auszusprechen.
    Aber es stieg hoch. Es kam hervor. Es würde…
    Seine Gedanken drehten sich nicht mehr weiter. Sie stockten. Nicht deshalb, weil er etwas auf dem Wasser entdeckt hatte, ein anderer Vorgang war ihm aufgefallen.
    Nicht vom See her, sondern vom Land.
    Da zitterte der Boden, noch schwach, aber immer stärker werdend, und Ferry Grey schaute sich um, weil er herausfinden wollte, aus welcher Richtung dieses Vibrieren und auch leise Rumoren kam.
    Er sah die Strecke, die er gegangen war, jetzt vor sich, und sein Herz klopfte schneller.
    Nicht das Wasser bewegte sich und warf Wellen, es war der Boden vor ihm, der es tat.
    Erde wie Wasser, Wasser wie Erde. Es wollte Ferry nicht in den Kopf. Er mußte mit ansehen, daß hier die Naturgesetze auf den Kopf gestellt worden waren.
    Mit allem hatte er gerechnet, damit nicht. Er wußte nicht, was er tun wollte. Natürlich dachte er an Flucht, denn die Wellen bewegten sich geradewegs auf ihn zu, aber die Schrecksekunden waren für ihn einfach zu lange gewesen.
    So blieb er wie angenagelt auf der Stelle stehen, starrte nach vorn, und seine Augen weiteten sich immer mehr, als wollten sie im nächsten Moment aus den Höhlen springen.
    Die Welle war da!
    Ferry Grey war kein ängstlicher Mensch. In diesem Fall aber hörte er sich schreien.
    Und dann packte ihn das Unerklärliche mit einer ungeheuren Gewalt!
    ***
    Der Mann konnte nichts dagegen tun. Die andere Macht war einfach stärker. Sie riß ihn in die Höhe, schleuderte ihn in die Luft, wo er in eine Rücklage geriet.
    Sein Gesicht hatte sich verzerrt. Er dachte an den Aufprall, versuchte noch sich
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