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0890 - Die Vergessenen

0890 - Die Vergessenen

Titel: 0890 - Die Vergessenen
Autoren: Jason Dark
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zusammenzurollen, was ihm jedoch nicht mehr gelang, denn die Landung erfolgte rasch und war verdammt hart. Doch Ferry hatte sich nichts gebrochen. Er bewegte sich nicht aus eigener Kraft, und trotzdem lag er nicht ruhig. Die Erde unter ihm zitterte weiter, sie schüttelte sich, aber die Vibrationen ließen nach, wie der Mann sehr rasch merkte, und deshalb richtete er sich auch wieder auf.
    Zuerst blieb er sitzen. Die Rückenschmerzen ignorierte er. Er konnte keinen Blick auf den See werfen, denn der Buschgürtel am Ufer war einfach zu dicht. Im Sitzen gelang es ihm nicht, darüber hinwegzuschauen. Deshalb stand er mit etwas mühsamen Bewegungen auf.
    Seine Sicht war wieder gut.
    Himmel, wie hatte sich das Wasser verändert!
    Als wäre es von einem Sturm aufgewühlt worden, so tanzte und kochte es innerhalb seiner natürlichen Grenzen. Die Vibrationen hatten nicht gestoppt, für sie waren das Ufer und letztendlich das Wasser kein Hindernis gewesen, und Ferry Grey, der einige Schritte nach vorn gelaufen war, konnte sehen, daß sich auch die Farbe des Wassers verändert hatte. Diese rasch hintereinander folgenden Stöße hatten den Grund regelrecht aufgerissen, wobei sie das Unterste zuoberst spülten.
    Schlamm, Dreck, Abfall erschienen für einen Moment an der Oberfläche, bevor sie wieder in die Tiefe sanken.
    Schmutziger, braungrüner Schaum tanzte auf den Wellen. Mehr und mehr glich das Gewässer jetzt einer widerlichen Kloake. Sein fauliges Innenleben war nach außen gekehrt worden.
    Ferry Grey war fasziniert und abgestoßen zugleich. Er lief dem Ufer entgegen, ohne es richtig zu merken. Wie ein Magnet zog es ihn an. Die Faszination nahm zu, er spürte auch, wie sein Herz immer schneller schlug.
    Dann blieb er stehen.
    Das Wasser wallte und wellte vor ihm. Er hörte die klatschenden Geräusche, wenn die hohen Wellen übereinander herfielen. Er sah sie ans Ufer wuchten, wo sie in den dichten Gestrüppgürtel eindrangen und dafür sorgten, daß die kahlen Zweige durcheinandergewirbelt wurden.
    Immer wieder kochte das Wasser über.
    Und immer öfter wurden die Gegenstände, die auf dem Grund gelegen hatten, in die Höhe geschleudert. Ferry konnte nie erkennen, welcher Abfall es genau war, aber das von ihm Erhoffte zeigte sich noch nicht. Es befand sich weiterhin unter Wasser, und er wußte auch nicht, ob er es überhaupt noch sehen wollte.
    Für ihn reichte zunächst die Kraft, die durch die Erde gelaufen war. Dieses Böse mußte in der Lage gewesen sein, den See verlassen zu können. Es hatte es geschafft, es war an Land gekommen, hatte sich dort ausgebreitet und war nun wieder zurückgekehrt.
    Grey merkte, daß sein Gesicht schweißnaß war. Diesen Ausflug hatte er sich wahrlich anders vorgestellt. Auf der anderen Seite war er froh, so etwas gesehen zu haben, da konnte er seinem Freund Bill Conolly mit Fakten dienen.
    Hier hielt ihn nichts mehr. Den nächsten Weg zum See würefe er nicht allein gehen, sondern Bill und hoffentlich auch der Geisterjäger John Sinclair mitnehmen.
    Tief atmete er aus.
    Er zitterte und ärgerte sich selbst darüber. Er war verdammt viel in der Welt herumgekommen, aber das hatte er noch nie erlebt. Das war hier unfaßbar, unbegreiflich, und er konnte es leider nicht in die Schublade Einbildung ablegen.
    Grey wollte sich abwenden und wieder zurück zu seinem Wagen gehen, als er einen letzten Blick über das sich noch immer unruhig bewegende Gewässer warf.
    Er sah etwas auf der Oberfläche.
    Es tanzte und schaukelte dort!
    Der Mann riß die Augen ganz weit auf, weil er es besser erkennen wollte. Das war leider nicht möglich. Das Objekt hatte die Form eines Körpers. Es konnte sich aber auch um einen Baumstamm handeln.
    Ein Körper, der plötzlich einen Kick bekam und tatsächlich in die Höhe schnellte.
    Für einen Moment sah es so aus, als wollte er sich durch Wassertreten an der Oberfläche halten, und er hatte sich auch so gedreht, daß Ferry gegen ihn blicken konnte.
    Gegen ein langhaariges, nasses Wesen, dessen Gesicht und Körper mit Tang, Pflanzen und Dreck behangen waren. Vor dem Gesicht baumelte das Zeug wie ein dünner Vorhang, durch den die Augen schimmerten.
    Kalte, glänzende und auch tote Augen. Glotzer, die ins Leere starrten und ihn trotzdem anschauten.
    Ferry wandte sich ab. Er wollte nicht hinsehen. Drei, vier Sekunden lang starrte er zu Boden, dann siegte die Neugierde. Er hob den Kopf und drehte sich wieder um.
    Das Wesen war verschwunden, abgetaucht…
    Ferry
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