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089 - Der grüne Henker

089 - Der grüne Henker

Titel: 089 - Der grüne Henker
Autoren: A.F.Morland
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Einsiedlerhexe gestohlen. Der Mut des Kleinen grenzte manchmal an aberwitzige Frechheit.
    Die Elfe nahm das Tongefäß in die Hand, in dem sich das Zauberpulver befand. Sie unterzog es einer neugierigen Prüfung: Es war geruch- und geschmacklos.
    Ruana rieb es zwischen den Fingern und betupfte damit einige Blessuren. Die Wirkung war verblüffend. Ein eigenartiges Kribbeln entstand auf der Haut, doch es blieb nicht an der Oberfläche, sondern ging in die Tiefe, schien dort Wurzeln zu schlagen wie eine schnell wachsende Pflanze.
    Das Elfenmädchen vermeinte tatsächlich, in seinem Inneren etwas wachsen zu spüren, und es dauerte nicht lange, bis die Schramme verschwunden war.
    »Iccigoor, dieses Pulver ist einmalig«, sagte Ruana begeistert. Hastig bestrich sie all ihre Verletzungen damit; und anschließend nahm sie sich der lädierten Flügel an.
    Was mit dem Heiltrank allein viele Stunden gedauert hätte, vollzog sich mit Hilfe des Zauberpulvers innerhalb weniger Minuten.
    Wo mochte Iccigoor das Zauberpulver herhaben? Wo war er »fündig« geworden? Wer vermißte das Pulver jetzt?
    Wieviel Arbeit war nötig, um dieses Pulver herzustellen? Wieviel magisches Wissen setzte das voraus?
    Iccigoor war ein kleines Schlitzohr…
    Während sich die Schmetterlingsflügel neu bildeten, atmete Ruana erleichtert auf. Sie würde bald wiederhergestellt sein. Nichts würde sie mehr an die Gefahren erinnern, die sie überstanden hatte.
    Wenn nur Iccigoor schnell genug zu Jarxis gelangt, dachte das zierliche Geschöpf. Sie verließ sich auf ihren Bruder. Er würde Tony Ballard für sie retten. Er würde die Hexen mit seinen starken Freunden angreifen und den Menschen die Flucht ermöglichen.
    Aber den Weg zum Berg der Kristallschmetterlinge konnte er Tony Ballard und seinen Begleitern nicht abnehmen. Er konnte ihnen lediglich helfen, auch künftige Gefahren zu überwinden.
    Ruana hoffte, Tony Ballard bald wiederzusehen…
    Sie schreckte aus ihren Gedanken hoch, als sie glaubte ein Geräusch vernommen zu haben.
    Wer näherte sich der Höhle? Ein Freund? War es möglich, daß Colock ihren Schlupfwinkel entdeckt hatte?
    Wenn es der Raubvogeldämon war, würde ihn das Holzgitter nicht aufhalten. Er würde mit seinem kräftigen Schnabel zupacken, und das Holz würde splitternd auseinanderbrechen.
    Einigen Feinden konnte das Gitter sicher den Zutritt zur Höhle verwehren.
    Aber nicht Colock!
    ***
    Wir rannten nicht zum Hügel hinauf, sondern auf eine Felsengruppe zu. Der Überfall auf das Hexendorf mußte etlichen Käfermännern das Leben gekostet haben.
    »Die mußten ganz schön Haare lassen, wie mir scheint!« sagte Marty Kanter. »Was sagen Sie dazu, Tony? Verdammt noch mal, was soll nach all dem, was wir hinter uns haben, immer noch dieses blöde Sie? Ich bin Marty.«
    »Du hast recht, Marty«, sagte ich. »Die Hexen scheinen die Käfermänner stark dezimiert zu haben.«
    »Es sind immer noch genug«, sagte Al Owen. »Ich zähle zwölf Gegner.«
    »Du bist ein mathematisches Genie«, stellte ich fest.
    Wir gingen hinter den Felsen in Deckung. »Laßt sie so nahe wie möglich herankommen«, riet ich meinen Freunden. »Jeder Schuß sollte ein tödlicher Treffer sein.«
    »Hast du noch Patronen, Tony?« fragte mich Al.
    Ich gab ihm meinen ganzen Vorrat und bat ihn, sparsam damit umzugehen.
    Marty lud das Magazin seiner Luger nach. »Bei mir ist auch bald Ebbe«, bemerkte er.
    Ich würde erst wieder mitmischen können, wenn die Käfermänner auf Nahkampfdistanz herangekommen waren. Wenn ich es mir hätte aussuchen können, hätte ich darauf liebend gern verzichtet.
    Breitschultrige, hünenhafte Gestalten näherten sich uns. Sie fächerten auseinander. Grauenerregend sahen ihre Monsterschädel aus. Kalt und unerschrocken war der Blick ihrer Killeraugen. Bei jedem Schritt scharrten die Krallen ihrer Füße über den steinigen Boden. Sie verursachten dabei ein Geräusch, das mir kalte Schauer den Rücken hinunter jagte.
    Zwölf Ungeheuer! Zwölfmal der lebende Wunsch, uns zu töten!
    Marty und Al warteten. Ich bewunderte Martys eiskalte Ruhe. Er schien kein bißchen aufgeregt zu sein.
    Völlig emotionslos wirkte er, doch das war er mit Sicherheit nicht. In seinem Innern ging es bestimmt genauso rund wie in Al und mir. Er ließ es sich nur nicht anmerken.
    Al verbarg seine Erregung nicht. Mehrmals leckte er sich die trockenen Lippen, und ab und zu geisterte ein rasches Zucken über sein scharf geschnittenes Gesicht.
    Bis auf acht Schritte
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