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089 - Der grüne Henker

089 - Der grüne Henker

Titel: 089 - Der grüne Henker
Autoren: A.F.Morland
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zuckte der große Nager wieder zusammen.
    Nahrung! In dieser Höhle befand sich lebende Nahrung…
    Ruana war einer grenzenlosen Verzweiflung nahe. Sie war vom Regen in die Traufe gekommen. Schon lange war ihr Leben nicht mehr so aufregend und gefährlich verlaufen wie in dieser Nacht.
    Sie fühlte sich in der Höhle gefangen. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte sie die Flucht ergriffen, aber es gab nur diese eine Öffnung, die nach draußen führte, und vor dieser hockte die Riesenratte und wollte herein.
    Abermals beschnupperte das Tier die Stäbe, diesmal aber viel interessierter. Es hatte keinen Zweck mehr, sich zu verstecken. Die große Ratte wußte ohnedies, daß sich jemand in der Höhle befand, deshalb trat Ruana hervor.
    Die ungesunde Blässe einer heftigen Angst legte sich über ihr hübsches Gesicht.
    Sie nahm ihren ganzen kümmerlichen Mut zusammen und trat der Ratte mit vorgetäuschter Entschlossenheit entgegen.
    Noch konnte sie das gefahrlos tun. Noch trennte das Gitter sie von dem pelzigen Tier. Sie hoffte, mit ihrer falschen Entschlossenheit Eindruck auf die Ratte zu machen.
    Vielleicht gelang es ihr, das hungrige Biest zu verscheuchen. Sie hob einen Stein vom Boden auf, als wollte sie auf die Ratte einschlagen.
    »Verschwinde!« schrie sie den Nager an. »Such dir anderswo etwas zum Fressen!«
    Das Tier rührte sich nicht, wich keinen Millimeter zurück. Es schien zu wissen, daß ihm Ruana nichts anhaben konnte.
    So, wie das Gitter sie schützte, genoß auch die Riesenratte auf der anderen Seite dessen Schutz. Die Elfe wagte sich bis an die armdicken Holzstäbe heran. »Hörst du nicht? Du sollst verschwinden!« schrie sie wütend.
    Die Ratte starrte sie nur an, gierig, hungrig, mordlüstern. Und plötzlich schnellte sie vor.
    Mit einem jähen Satz sprang das Tier gegen das Gitter. Ruana entfuhr ein Aufschrei. Sie wich entsetzt zurück.
    Der Schnauze der Ratte entwich ein aggressives Fauchen. Das Biest entblößte die langen gelben Nagezähne.
    Ruanas Angst drohte auszuufern. Um sie herum drehte sich alles. Sie nahm sich zusammen, kämpfte gegen den gefährlichen Schwindel an, der sie erfaßt hatte.
    Beinahe wäre sie gegen das Gitter gefallen. Die Riesenratte hätte in diesem Fall sofort zugebissen.
    Diese Zähne! Diese grauenvollen Zähne! dachte Ruana. Für sie schien das ganze Tier nur noch aus diesen schrecklichen Mörderzähnen zu bestehen.
    Sie spürte schon jetzt überall schmerzhafte Bisse. Es war die Hölle für das Elfenmädchen.
    Die Ratte setzte die langen gelben Zähne am Gitter an. Ruana vernahm ein trockenes, schabendes Geräusch, das sie peinigte.
    Gehetzt und verzweifelt blickte sie sich um. Sie mußte raus aus der Höhle. Draußen könnte sie laufen.
    Und sie konnte auch wieder fliegen. Ihre Flügel waren zwar, noch nicht ganz in Ordnung, aber für einen kurzen Flug würde es reichen.
    In der Enge der Höhle konnte sie kaum etwas zu ihrer Rettung beitragen. Hier war die Ratte im Vorteil.
    Holzspäne rieselten ununterbrochen zu Boden. Ruana ging dieses nagende Geräusch durch und durch. Es drohte ihr den Verstand zu rauben.
    In ihrer wilden Verzweiflung griff sie die Riesenratte an. Sie schlug mit dem Stein nach den widerlichen Zähnen. Für einen Augenblick zuckte das Biest zurück, hörte auf zu nagen. Aber dann machte es gleich wieder weiter.
    Ruana wich stolpernd zurück. Was tun? Was sollte sie tun? Sie war in ihrem jungen Leben noch nie ratloser gewesen.
    Ihr flackernder Blick strich suchend durch die Höhle. Gab es wirklich keinen zweiten Ausgang?
    Sollte Iccigoors neue Behausung für sie zur schrecklichen Todesfalle werden? In ihr lehnte sich alles gegen ein solch grauenvolles Schicksal auf.
    Jetzt blieb ihr Blick am schwelenden Feuer hängen. Eine Rauchsäule stand darüber.
    Eigentlich hätte sich der Rauch auf das Gitter zu bewegen müssen, doch das tat er nicht. Er zog anderswo ab.
    Folglich mußte es noch eine zweite Öffnung geben. Durfte Ruana hoffen? Würde die Öffnung groß genug sein, daß sie hindurchschlüpfen konnte?
    Die Ratte nagte schnell. Fast schien es, als würde das Tier Ruanas Gedanken erraten.
    Ruana suchte die Stelle, wo der Rauch abzog. Sie sah die blaugraue Säule, die sich gegen die Höhlendecke stemmte. Dort oben verteilte sich der Rauch erst einmal, und dann kroch er in einen dunklen Felsschlauch.
    Da muß ich durch, dachte Ruana.
    Sie hörte hinter sich Holz klappern. Die Riesenratte hatte den ersten Gitterstab durchgenagt!
    Panik drohte das
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