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089 - Der grüne Henker

089 - Der grüne Henker

Titel: 089 - Der grüne Henker
Autoren: A.F.Morland
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nickte zustimmend.
    Al Owen schien mir geistig nicht folgen zu können. Der arme Kerl litt nach wie vor unter dem schmerzlichen Verlust.
    Als Marty und ich losrannten, lief er mit uns. Aber es hätte ihm auch nichts ausgemacht, stehenzubleiben und zu warten, bis der Kampf entschieden war.
    Durch das Dach einer Hütte leckten Flammen. Das Feuer griff auf die Nachbarhütte über. Vielleicht würde bald das ganze Hexendorf in Flammen stehen. So ergötzlich dieser Anblick auch gewesen wäre, wir mußten auf ihn verzichten und unser Heil in der Flucht suchen, denn lange würde der heftige Kampf nicht toben, und wenn wir dann nicht fort waren, würde man uns wieder nach dem Leben trachten.
    Wir jagten davon, während sich Käfermänner und Hexen buchstäblich ineinander verkrallten. Ihre Feindschaft war unser Glück.
    Sie konnten sich auf den Tod nicht ausstehen , und davon profitierten wir. Während Hexen Käfermänner töteten und Käfermänner Hexen den Garaus machten, verschwanden wir im Wald.
    Für den Augenblick waren wir gerettet, aber wie würde es weitergehen? Ruana hatte von vielen Gefahren gesprochen, die es zu meistern galt, wenn wir den Berg der Kristallschmetterlinge erreichen wollten.
    Doch wo befand sich dieser Berg? Keiner von uns wußte es, und Ruana hatte uns den Weg dorthin nicht beschrieben.
    Wir konnten nur in die Richtung weitergehen, die Ruana eingeschlagen hatte. Ich war mit meinen Gedanken bei ihr und hoffte, daß es ihr gutging.
    Es wäre von unschätzbarem Wert gewesen, wenn sie wieder zu uns gestoßen wäre, doch das wagte ich kaum zu hoffen.
    Wir würden allein sehen müssen, wie wir zurechtkamen. Vielleicht begegneten wir jemandem, den wir nach dem Berg der Kristallschmetterlinge fragen konnten.
    Es lebten nicht nur Wesen auf dieser Welt, die uns nach dem Leben trachteten. Ruana war ein Beweis dafür.
    Apropos »nach dem Leben trachten«… Mehr als alle anderen tat dies Thargo. Es war sogar seine Aufgabe, uns zu jagen und zur Strecke zu bringen.
    Wußte er, wo wir uns befanden? Hatte er Kenntnis von allem, was wir taten? Ich wünschte mir, ihm nie zu begegnen, aber ich war ziemlich sicher, daß dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen würde.
    ***
    Eine Hand!
    Ruana kreiselte mit einem heiseren Schrei herum und erblickte einen kleinen, gedrungenen Mann, dessen Gesicht von einem stachelig-struppigen Bart überwuchert war.
    Sie riß überrascht die Augen auf. Das war kein Feind, sondern ein Freund. Das war Iccigoor, der Waldzwerg.
    Er war grün gekleidet, und wenn er zwischen den Blättern stand, konnte man ihn kaum sehen.
    Es war schon eine Weile her, daß Ruana mit ihm Freundschaft geschlossen hatte. Eine Teufelsschlange hatte ihn damals angegriffen und sich mit ihrem geschmeidigen Körper blitzschnell um seinen kurzen Hals geschlungen.
    Sie hätte ihn erwürgt, wenn Ruana nicht eingegriffen hätte. Mit Hilfe der weißen Kraft, die ihr zu Verfügung stand, konnte sie Iccigoor helfen.
    Seither gab es nichts, was der Waldzwerg nicht für sie getan hätte. Sie begegneten einander häufig. Manchmal blieben sie ein paar Tage zusammen, und es war immer eine schöne, unbeschwerte, erheiternde Zeit für Ruana, denn Iccigoor konnte sehr lustig sein.
    Er hatte keinen festen Wohnsitz, wechselte seine Quartiere so oft, daß es Ruana aufgegeben hatte, ihn zur Seßhaftigkeit zu bekehren.
    Er war ein kleiner, liebenswerter Zigeuner mit einer immerzu rastlosen Seele. Wenn er sich heute ein Baumhaus baute, wofür er so viel Sorgfalt anwandte, als wollte er bis an sein Lebensende darin wohnen, konnte er es in einer Woche schon wieder verlassen und anderswo Unterschlupf gefunden haben.
    Es war müßig, ihn zu suchen. Dennoch verschwand er nie mehr aus Ruanas Leben. Zumeist dann, wenn sie nicht damit rechnete, tauchte er plötzlich wieder auf.
    So wie jetzt.
    »Iccigoor!«
    »Tut mir leid, daß ich dich erschreckt habe, Ruana.«
    »Was tust du hier?«
    »Ich wohne hier.«
    »Weißt du nicht, in wessen Gebiet du dich befindest?« fragte die junge Elfe erschrocken.
    Der kleine bärtige Waldzwerg lachte spitzbübisch. »Doch. Aber Colock überwacht vor allem den Luftraum seines Jagdreviers. Was sich hier unten abspielt, interessiert ihn kaum.«
    »Du bist sehr leichtsinnig«, sagte Ruana. »Wenn Colock herausfindet, daß du hier wohnst, lebst du keine Stunde mehr.«
    »Und was ist mit dir?« fragte der Waldzwerg grinsend. »Soviel ich weiß, hast du deinem Bruder versprochen, dieses Gebiet stets zu meiden.«
    »Ich
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