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0880 - Ich will dein Blut, Sinclair!

0880 - Ich will dein Blut, Sinclair!

Titel: 0880 - Ich will dein Blut, Sinclair!
Autoren: Jason Dark
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er bildete überall Wände, wohin ich auch blickte, und er war leider nicht einmal unterschiedlich stark, so daß es für mich keine Lücken gab, die mich etwas hätten erkennen lassen.
    In den Wald wollte ich nicht direkt hinein. Der Pfad mußte an der Seite der Lichtung beginnen, auf die ich mich zubewegte, aber er war so schwer zu finden.
    Ich hielt den Blick gesenkt. Vor mir wuchsen die ersten Bäume wie verschwommene Riesen hoch, und ich dachte daran, daß am Ende des schmalen Pfads, wo es zum Wald hin eine Lücke gab, der Range Rover des Försters geparkt war.
    Wenn ich ihn erreichte, würde es nicht mehr zu kompliziert sein, diese alte Ruine zu finden, denn wir hatten sie kurz vor dem Ziel passiert, daran erinnerte ich mich noch gut.
    Manchmal brauchte der Mensch Glück. Das war mir in dieser Minute treu, denn ich fand den Pfad.
    Wie ein schmaler Strich stach er in den Wald hinein, so zumindest wirkte er bei normalem Wetter.
    Der Nebel hatte auch von ihm Besitz ergriffen, so daß sich die kreisenden Wolken über ihm und zwischen den ihn eingrenzenden Bäumen drehten. Vom Unterholz war so gut wie nichts zu erkennen, doch ich stellte sehr bald fest, daß ich nicht das einzige Lebewesen war, das in dieser tückischen Nacht seinen Weg durch den Wald suchte.
    Immer öfter hörte ich die raschelnden Geräusche. Mal lauter, mal leiser. Aber ich sah kein Tier.
    Kein Reh, keinen Fuchs, kein Eichhörnchen.
    An den Nebel gewöhnte ich mich allmählich. Immer wieder drückten sich die Figuren gegen mich, umarmten mich und zerrissen, nachdem ich sie durchschritten hatte.
    Über den Fall, der bisher noch keiner war, wollte ich nicht zu lange nachdenken, um meinen Ärger in Grenzen zu halten. Wenn ich mir vorstellte, jetzt im warmen Bett in meinem Schlafzimmer liegen zu können, kroch die kalte Wut in mir hoch. Aber Dienst ist nun mal Dienst, und Schnaps ist Schnaps.
    So wanderte ich weiter, von der Hoffnung beseelt, doch noch auf die Spur des Unheimlichen zu stoßen.
    Auf dem Hinweg war mir die Strecke schon nicht sehr lang vorgekommen, und das blieb auch auf dem Rückweg. Es dauerte nicht zu lange, bis ich das Ende des schmales Pfads erreicht hatte und dort eben den zurückgelassenen Range Rover sah.
    Neben ihm blieb ich stehen. Zweige und Äste bildeten über dem Wagen und meinem Kopf ein Dach. Wenn ich jetzt in den Wagen stieg und startete, dann brauchte ich nicht weit zu fahren, um eine kleine Straße zu erreichen, die mit einem Parkplatz verbunden war, denn dort würden bald die Fahrzeuge der Jagdgesellschaft stehen. Von diesem Ort aus war es nicht mehr weit bis zu dieser Ruine.
    Seltsam, daß ich immer wieder an Camdon Manor oder Camdon House denken mußte. Mir war so, als wollte mir das Gehirn einen Hinweis geben, mich dort einmal umzuschauen.
    Allein, zu zweit?
    Ich dachte daran, daß ich mir einen Schlüssel hätte mitnehmen sollen, aber so war der Wagen kaum zu starten. Und kurzschließen wollte ich ihn auch nicht.
    Wenn ich Camdon Manor erreichte, dann eben zu Fuß.
    Ich schaute auf die Uhr.
    Bis zur Tageswende waren es nur wenige Minuten. Bei dem Begriff Mitternacht fiel mir so manches ein, denn dann begann für viele Menschen die Geisterstunde, wo sich vieles änderte, das meiste im nicht sichtbaren Bereich. Aber es gab auch Überschneidungen, wo das Unsichtbare sichtbar wurde und es zu ungewöhnlichen Erscheinungen kam.
    Das passierte mir an diesem Ort mitten im Wald nicht. Dafür hörte ich etwas anderes. Es war ein Geräusch, das so gar nicht in die Stille hineinpassen wollte und mich auch irritierte.
    Flapp… flapp…
    Ich stand plötzlich stocksteif.
    Hatte ich mich geirrt oder…?
    Nein, jetzt wieder.
    Flapp… flapp… flapp…
    Ich hatte mich darauf konzentrieren können und suchte nach einem Vergleich. Es hörte sich an, als wäre jemand dabei, gegen irgendwelche Wäschestücke zu schlagen, die an einer Leine hingen. Es konnte auch sein, daß der dichte Nebel das Geräusch verzerrte oder veränderte. Hier war nichts sicher, aber alles war möglich.
    Ich preßte mich gegen den Range Rover. Das Warten wurde mir lang. Ich lauerte ja darauf, daß sich das Geräusch wiederholte, besonders in meiner Nähe. Mittlerweile ging ich davon aus, daß diese Laute von einem Flügelschlagen stammten. Demnach mußte es ein Vogel geschafft haben, seinen Weg über dem Geäst der Bäume zu finden.
    Ich hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Eine nicht angenehme Haltung, denn sehr schnell spürte ich das Ziehen der Sehnen.
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