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0879 - Das Erdmonster

0879 - Das Erdmonster

Titel: 0879 - Das Erdmonster
Autoren: Jason Dark
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unseren Füßen, dann ein Brechen und Krachen hinter uns. Wir fuhren herum und sahen das Beben der alten Hütte. Das provisorische Dach stürzte jeden Augenblick ein. Die Mauern schwankten bereits bedrohlich.
    »Weg hier!«
    Ich schrie die Worte, obwohl wir uns nicht in unmittelbarer Gefahr befanden, es war einfach der Trieb, diesen Teil des Erdboden zu verlassen, und wir starteten mit langen Sätzen.
    Das Haus brach nicht zusammen, es explodierte. Am Rande nahm ich wahr, daß der Feuerring verschwunden war, hinter uns wurden Stein und Mauerreste in die Luft geschleudert. Wir selbst lagen am Boden, aber ich hatte den Kopf so gedreht, daß ich das Haus beobachten konnte.
    Es blieb nichts mehr zurück!
    Diese unsichtbare Riesenfaust hatte es in die Höhe geschleudert. Da gab es kein Dach mehr, keine Mauern, nur noch eine gewaltige Staubwolke, die Steine und Dreck umhüllte, die dann aus ihr hervorrutschten, uns allerdings nicht erreichten. Zum Glück waren wir in die richtige Richtung gelaufen, die Schräge einfach hoch, und wir standen auf, als wir sicher sein konnten, außer Gefahr zu sein.
    Die Staubwolke senkte sich, wobei sie dünner wurde und uns das Ausmaß der Zerstörung erkennen ließ. Da stand kein Stein mehr auf dem anderen, die Hütte hatte es buchstäblich zerrissen. Zudem war die Erde aufgebrochen, und ein Großteil der Steine war in dieses Loch hineingekippt wie über eine Rutsche.
    Geblieben war der Kamin. Er stand wie ein Denkmal in all den Trümmern, allerdings schief, als müßte er noch darüber nachdenken, ob er kippen sollte oder nicht.
    Wir klopften uns den Dreck von der Kleidung. Mein Herz schlug schneller, und auch mein Freund Bill Conolly war ziemlich blaß geworden.
    »Das war haarscharf!«
    Ich nickte. »Und jetzt?«
    Ich drehte mich um, weil ich das Flackern schräg über mir wahrgenommen hatte.
    Vor uns malte sich die Lichtkugel ab, als hätte sie jemand in die Luft gezeichnet. Sie schimmerte wieder in ihren unterschiedlich roten Farben. Sie war einfach da, sie wirkte so harmlos und sah aus, als würde sie uns zuzwinkern.
    »Eine erste Warnung«, murmelte ich.
    Bill lachte daraufhin kratzig. »Fragt sich nur, wie die zweite aussieht.«
    »Kann ich dir sagen.« Mein Arm glitt hoch. Der ausgestreckte Finger wies gegen den Lichtball. »Er will, daß wir ihm folgen.«
    Auch Bill begriff die Bewegung, denn das Licht tanzte einmal vor, dann wieder zurück. In der hereinbrechenden Dämmerung wirkte es unheimlicher als bei Tageslicht.
    Vor und zurück.
    Weiter zurück als vor.
    Wir verstanden das Zeichen und machten uns auf den Weg. Wie damals die Heiligen Drei Könige.
    Nur wurden sie an einen Ort des Friedens geführt. Wir waren davon noch weit entfernt…
    ***
    Jill McCall weinte und zitterte zugleich, als sie den letzten Knoten um die Handgelenke der Einsiedlerin drehte und den Strick an einem kahlen Ast festband, der ebenso kahl war wie der gesamte Baum, denn ihn hatten Wind und Wetter gezeichnet. Es war an einigen Stellen schwarz, an anderen grau, und in seinem kahlen Geäst hing kein einziges Blatt, das von einer Gesundung berichtet hätte.
    Der Journalistin kamen die letzten Stunden vor wie ein böser Traum. Sie waren dem Licht gefolgt, und es hatte sie quer durch die Landschaft geführt, dann einen großen Bogen geschlagen, um schließlich an das Ziel zu gelangen.
    Aber welch ein Ziel!
    So etwas hätte sie in dieser Gegend nie und nimmer vermutet, denn sie befanden sich auf einem einsamen Totenacker mit verwitterten Grabsteinen. Das kahle Geäst der wenigen Bäumen schien wie skelettierte Arme die überwucherten Gräber zu beschützen.
    Natürlich hatte die Neugierde bei All gesiegt, und sie hatte auch Fragen gestellt. Sie hatte von Delphi wissen wollen, wer hier begraben worden war.
    »Damals, vor sehr langer Zeit, da hatten sie all die Mörder, Verbrecher und Entehrten in die Erde gesteckt. Ohne den Segen der Kirche, ohne ein Gebet. Es war ein verfluchter Ort.« Mehr hatte sie nicht gesagt und anschließend von Jill die Fesselung verlangt. Zuerst hatte sich Jill geweigert und war mit einer Frage konfrontiert worden.
    »Willst du sterben?«
    »Nein.«
    »Dann tu es!«
    Es war ihr nichts anderes übriggeblieben, als sich den für sie unverständlichen Anordnungen zu fügen, und so stand Delphi schließlich mit in die Höhe gereckten Armen am Stamm des blattlosen Baumes, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte gegen den grau werdenden Himmel, der einen ungewöhnlichen Glanz
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