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0879 - Das Erdmonster

0879 - Das Erdmonster

Titel: 0879 - Das Erdmonster
Autoren: Jason Dark
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auch meine Aufgabe. Ich konnte die Leute nicht direkt warnen, sie hätten mich nicht gehört und ausgelacht. Schon jetzt haben sie meine Berichte unterdrückt, nur wenige haben sie ernst genommen, was auch Zeit wurde, denn ich merke, daß ich sehr bald in die Erde zurückkehren werde, weil dort meine eigentliche Heimat ist.«
    »Bitte…?« Mehr sagte Jill nicht, aber den Schauer konnte sie nicht unterdrücken. Die Furcht hatte sich in Eiswasser umgewandelt, daß durch ihre Adern floß.
    »Du hast mich schon gehört, meine Liebe. Ich gehöre zur Erde, zum Licht, denn ich hab alles gewußt.«
    Noch immer türmten sich die Rätsel vor Jill auf. Aber es war ein Stichwort gefallen.
    Das Licht!
    Für sie war es das große Rätsel überhaupt. Sie wollte endlich wissen, wie es hatte entstehen können, deshalb fragte sie: »Erzählst du mir mehr über das Licht?«
    »Du hast es nicht begriffen, wie?«
    »Nein.«
    »Es ist auch schwer, das gebe ich zu.« Die Gefesselte deutete ein Nicken an. »Das Licht ist ein Geist, ein Funke, denn auch in der Erde existieren Geister, ebenso wie in der Luft. Die Geschichten, die man sich erzählt, sind nicht alle an den Haaren herbeigezogen. In vielen Legenden und Märchen tauchen die Erdgeister auf. Sie sind manchmal sichtbar und dreidimensional, hin und wieder aber sind sie nur ein Funke. Das ist dann, so ungewöhnlich es sich auch anhört, der Geist der Erdgeister. Wie auch dieses Licht nur ein Funke war, der freikam und anschließend seine Rache beginnen wollte. Es wurde größer und größer, denn es kriegte den Nachschub, den es brauchte. Es tanzte über die Welt auf der Suche nach Energie, und es hat diese Energie gefunden.«
    »Wo denn?« rief Jill.
    »In den Menschen!«
    Die Reporterin war geschockt. »Was denn? In uns?«
    »Nicht in dir. In mir. Ich bin ein Teil dieses Lichts. Je stärker es wird, um so schwächer werde ich. Ich bin ein Teil dieser Rache, denn das Licht entzieht mir die Energie. Ich gebe ihm die Kraft, damit es stark werden kann. Zu Beginn war ich damit einverstanden, doch jetzt merke ich, daß meine oder die Kraft des Lichts falsch eingesetzt wurde. Ich habe es stark gemacht, und es hat diese Stärke radikal ausgenutzt, um brutal zu töten. Es hat vernichtet, es hat sich um Menschen gekümmert, es hat deinen Kollegen in die Tiefe gezerrt, um ihn zu zerstören. Nicht nur das Licht hat getötet, ich war indirekt daran beteiligt. Ich habe es schon lange gewußt, und meine Trauer hat sich von Tag zu Tag stark verstärkt. Ich bin die Mittlerin der Erdenrache, ich bin die Quelle, ich merke, wie an meiner Seele gezerrt und gezogen wird, und ich sage dir auch, daß ich bald nicht mehr sein werde. Ich weiß nicht, was mich erwartet und was dann geschehen wird, deshalb bitte ich dich um eines: Töte mich, Jill!«
    Die Journalistin hatte den Wunsch, der mehr als Befehl gesprochen war, verstanden, doch sie weigerte sich, ihn zu erfüllen. Nie würde sie es übers Herz bringen können, einen anderen Menschen vom Leben in den Tod zu befördern, das… das… war einfach nicht möglich. So etwas ging ihr gegen den Strich, das war Mord, und sie gehörte zu den Menschen, die Mord immer abgelehnt hatten.
    Energisch schüttelte sie den Kopf. Am liebsten hätte sie es hinausgeschrieen, aber ihre Kehle war zu, und ihre Worte wären, wenn überhaupt, nur ein hilfloses Gestammel gewesen.
    Wieder setzte ihr der Kreislauf zu. Die schaurige Umgebung drehte sich vor ihren Augen, und Jill hatte das Gefühl, als würde der Himmel über ihr zusammensinken.
    Jill fing sich wieder. Es war vom Licht gesprochen worden. Plötzlich wollte sie es sehen. Sie hatte sich in der letzten Zeit nicht mehr darauf konzentriert, nun drehte sie den Kopf und bewegte sich auch auf der Stelle, und sie schrak zusammen, als sie plötzlich glaubte, die huschende Bewegung am Rand des alten Friedhofs erkannt zu haben.
    Ein Tier?
    Wenn ja, dann war es ziemlich groß, und es war auch flink hinter einem Grabstein verschwunden.
    Jill wurde abgelenkt, als sie den roten Ball sah.
    Im ersten Augenblick erschrak sie. Er war tiefer gesunken, stand jetzt meßbar über dem Gelände, und seine Farbe war noch kräftiger geworden. Wie ein blutendes, zuckendes Auge stand der Ball in der zunehmenden Dämmerung und überblickte alles.
    Sie atmete tief ein.
    Einmal, zweimal…
    Der Schwindel war vorbei.
    Aber die Angst vor dem Licht blieb. Dann hörte sie das leise Stöhnen der gefesselten Frau. Dieser Laut glich einer Initialzündung.
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