Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0878 - Impulse aus dem Nichts

Titel: 0878 - Impulse aus dem Nichts
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Niki, hat er gesagt, komm mit mir in die weite Welt. Ich geh' mit, wenn ich Boyt davon nichts sage.
    Aber ich bitte ihn wenigstens jetzt schon um Verzeihung, denn er wird mir sehr abgehen.
    Lieber Boyt, wenn du das hörst, bin ich schon weg, mit Dun und seinen Freunden, aber ich weiß gar nicht, was ich dann vor Hunger machen werde, und ich schäme mich auch ein bißchen, weil ich von ihm Saft haben wollte, er aber keinen geben konnte, aber ich gehe trotzdem hin ... Schnickschnack, die Nurse 'nen dicken Hintern hat..."
    Die Nurse hatte sich gerade gebückt und schnellte in aufrechte Haltung zurück. Mit hochrotem Gesicht kam sie zu ihm und schaltete das Diktiergerät aus. „Wenn das erste Symptome beginnender Pubertät sind, dann kündige ich", sagte sie.
    Niki wußte nicht, was sie damit meinte. Er konnte sie auch nicht mehr danach fragen, denn da kam Boyt herein.
    Er war gelöster als sonst, er lächelte, und Niki fand, daß sein Gesicht so jung war wie das seines Jugendfreunds, den er auf Saint Pidgin gehabt hatte. „Wie geht's, Niki?" fragte Boyt aufgeräumt. „Machst du Fortschritte? Sprachunterricht, oder irre ich?"
    „Ich habe Niki gebeten, seinen Lebenslauf zu diktieren, Sir", sagte die Nurse förmlich. Sie wurde in Boyts Gegenwart immer so unerträglich förmlich. Im gleichen geschraubten Ton fuhr sie fort: „Durch den Vergleich der verschiedenen Lebensläufe miteinander lassen sich gute Schlüsse auf seine seelischen Veränderungen ziehen. Niki hat gute Fortschritte gemacht, aber der fortschreitende Sprachverfall in den letzten Tagen läßt darauf schließen, daß er einer neuen Krise zusteuert."
    „Mal hören", sagte Boyt und schaltete das Diktiergerät auf Wiedergabe. Niki sah mit steigender Nervosität, wie sich die Kassette umpolte, und dann ertönte seine Stimme. „Niki ist lyrisch begabt", meinte Boyt anerkennend, als er den Beginn von Nikis Lebenslauf hörte. Sein Gesicht verdüsterte sich aber merklich, als Niki seinen neuen Freund ins Spiel brachte. „Du bist trotzdem mein Freund, Boyt", sagte Niki in besonders schönem Interkosmo, um ihn mit sich zu versöhnen. „Aber ja, Niki", sagte Boyt und streichelte seinen Hinterkopf. Er hatte das Gesicht des Jugendfreunds aufgesetzt, aber seine Augen waren, zwei Brutusspinnen, die zum Todessprung ansetzten. „Ist schon in Ordnung, Niki. Du wirst zu deiner Verabredung gehen. Glaube mir, ich verstehe dich. Ich will, daß deine Freunde auch die meinen sind."
    Boyt log. Niki erkannte das ganz deutlich, und er durchschaute seinen hinterhältigen Plan.
    Außerdem wußte er, daß Dun mit Boyt irgendwelche Schwierigkeiten hatte. Niki schwieg Boyt gegenüber jedoch, weil er Dun nicht verraten wollte. Sie waren beide seine Freunde, auch wenn sie Feinde waren.
    Niki suchte vergeblich nach einem Ausweg aus seiner Lage. Was sollte er nur tun, um den Konflikt zwischen seinen Freunden beizulegen? Er war hilflos. Er hatte keine andere Wahl, als sich vorerst abwartend zu verhalten. Vielleicht bot sich die Lösung von selbst.
    Auf jeden Fall würde er zu Dun gehen.
    Dun Vapido erwartete Eawy ter Gedan und Bran Howatzer am Bootssteg unterhalb des Klosters Dionysiou. Er stand außerhalb der Absperrung und sah das Luftkissenboot schon, als es um eine Klippe kam. Man nannte diese Fährschiffe, die die Besucher an Land brachten, immer noch Kaiki, obwohl sie mit jenen Gefährten aus den Tagen der Mönchsrepublik keinerlei Ähnlichkeit mehr hatten.
    Mit Eawy und Bran stiegen sechs weitere Besucher aus. Dun beobachtete, wie sie ihre Passierscheine an der Robotkontrollstelle überprüfen ließen. Unwillkürlich hielt er den Atem an, aber nichts passierte. Die beiden Gefährten passierten ungehindert die Kontrollen.
    Statt einer Begrüßung sagte Eawy: „Die ganze Halbinsel wimmelt nur so von automatischen Spionen. Margor kann damit fast jeden Winkel der 320 Quadratkilometer großen Fläche überblicken. In meinem Kopf summt es wie in einem Bienenstock, wenn ich mich auf das Überwachungsnetz konzentriere."
    „Dann laß es bleiben", sagte Dun lakonisch. „Von dieser Seite droht keine Gefahr. Margor hat andere Sorgen, als sich um die Spione zu kümmern."
    „Du hast etwas herausgefunden?" sagte Bran Howatzer.
    Vapido winkte ab. „Verschwinden wir erst einmal von hier und suchen wir uns einen Platz, wo wir uns ungestört unterhalten können.
    Eawy soll uns sagen, wo unser Gespräch nicht mitgehört werden kann."
    Sie stiegen den schmalen, Jahrtausende alten Pfad hinauf,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher