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0876 - Der Dämon von Nigeria

0876 - Der Dämon von Nigeria

Titel: 0876 - Der Dämon von Nigeria
Autoren: W.K. Giesa und Dirk van den Boom
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bedeuten sollten, dann legte er das Handy beiseite. Zamorra sah ihn alarmiert an.
    »Wir müssen sofort in die Botschaft zurück«, murmelte Wilkins, mühsam um Fassung ringend. »Sie werden nicht glauben, was…«
    »Malborough ist verschwunden!«, unterbrach Zamorra ihn. Der Botschafter sah ihn fassungslos, dann misstrauisch an.
    »Woher… ?«
    »Ich bin nicht unerfahren in diesen Dingen. Lassen Sie mich raten: Er…«
    »…er ist aufgestanden und ist ohne jeden Kommentar aus der Botschaft marschiert«, vervollständigte Wilkins tonlos. Es hatte ihn sichtlich mitgenommen. »Das kann nicht wahr sein!«
    »Oh doch«, erwiderte Zamorra, der den Botschafter an den Schultern packte und hochriss. »Und wir sollten uns in der Tat auf den Weg machen. Wir müssen ihn finden.«
    Wilkins ließ sich willenlos fortzerren.
    ***
    »Es tun sich ausgesprochen seltsame Dinge, mein Freund!«
    Der Palast des Oba von Ota war klein, letztendlich war er nicht mehr als ein babakekere, einer der kleinen Lehnsherren des Alafin, und sein Amtsbereich bescheidener Natur. Dennoch hatte er Awale mit allem notwendigen Respekt empfangen, nicht zuletzt deswegen, weil mit Abipa ein Ilari anwesend war. Ilari waren so etwas wie mobile Inspektoren des Reiches, die im Auftrage des Alafin untergeordnete Herrscher kontrollierten, Informationen sammelten und Botschaften überbrachten. Sie als die Augen, Ohren und Münder des Alafin zu bezeichnen, war nicht falsch. Abipa war mit Awale gut bekannt, beide hatten im Palast des Herrschers viel Zeit miteinander gebracht, und das, obwohl Abipa ein Sklave war und Awale frei. Doch da auch und gerade Sklaven in höchste Staatsämter aufsteigen konnten, war dieser Unterschied von geringerem Wert gewesen als manche glaubten.
    »Es sind also Oyibo in Eko eingetroffen?«, fragte Awale.
    Der Ilari schnaubte. »Es treffen dauernd Weiße dort ein, um Sklaven zu kaufen und zu verkaufen. Ich habe aufgehört, sie zu zählen.«
    »Diese sollen etwas Besonderes sein«, entgegnete Awale. »Aber ich habe auch keine viel besseren Informationen.«
    »Eine Expedition ist vor kurzem bis nach Ota gekommen. Sie bestand aus drei Weißen und einer Reihe von Helfern, die sie in Eko rekrutiert haben. Darunter einer ihrer Priester.«
    Awale hörte die Abscheu in der Stimme seines Freundes und sagte nichts. Für ihn waren alle Yoruba Abkömmlinge Oduduwas, und jeder, der seine eigene Herkunft vergaß und zugunsten fremder Götter ablegte, betrog im Endeffekt nur sich selbst. Allerdings, und das musste er pragmatisch sehen, vor allem der Islam drang vom Norden her immer stärker in das Reich ein und fand neue Anhänger. Er würde Oyo eher erobern als die Armeen der Emirate. Noch allerdings überlagerte die Treue zum Alafin religiöse Unterschiede. Wenn aber jetzt auch noch die Weißen mit ihrem eigenen Glauben dazukamen, mochte dies das Reich endgültig zerreißen.
    »Sie haben Waffen bei sich?«, fragte er nun.
    »Natürlich, aber nur diejenigen, die sie persönlich tragen. Ihre Begleiter haben Musketen erhalten, jedoch keine besseren als jene Waffe, die du trägst. Sie schleppen natürlich allerlei Gepäck mit sich herum, aber ich habe nicht gehört, dass dieses Waffen enthält. Du wirst das natürlich nachprüfen können.«
    »Wenn ich sie finde.«
    »Als sie Ota verließen, haben sie nicht gesagt, wohin es gehen soll. Aber ich habe meine eigenen Erkundigungen eingezogen. Sie haben viele Fragen gestellt. Spezifisch haben sie nach einem Schrein Shangos gefragt, der sich in dieser Gegend befinden soll. Du hast von Ekeke gehört?«
    Awale spuckte auf den Boden. Ekeke war ein abtrünniger Priester gewesen, der sich selbst, angeblich berufen vom Gott des Donners selbst, zum Alafin hatte aufschwingen wollen. Seine Interpretation der offiziellen Staatsreligion des Reiches war düster und ungleich brutaler gewesen als das, was allgemeine Praxis war. Der Alafin hatte den im Aufbau befindlichen Aufstand rechtzeitig entdeckt und niedergeschlagen, Ekeke war dann geflohen, nach Süden, so hatte es geheißen.
    »Also hat er sich hier niedergelassen?«, wollte Awale wissen. »Und die Weißen suchen nach ihm?«
    »Innerhalb der Reichsgrenzen sicher nicht, denn er weiß, dass er auf Geheiß des Alafin von jedem getötet werden darf. Aber in Eko soll er wieder eine kleine Schar Getreuer um sich gesammelt haben, um seine finsteren Pläne weiterverfolgen zu können. Er soll einen Schrein errichtet und Rituale gefeiert haben. Das Gerücht sagt, er habe einen
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