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0876 - Der Dämon von Nigeria

0876 - Der Dämon von Nigeria

Titel: 0876 - Der Dämon von Nigeria
Autoren: W.K. Giesa und Dirk van den Boom
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eingab. Es klickte und die Tresortür öffnete sich.
    Für Zamorra war dies wie ein Schlag ins Gesicht. Er taumelte zurück, rang um sein Gleichgewicht. Als hätte der Tresor wie eine Abdeckung funktioniert, schlug dem Professor aus der Öffnung eine massive Welle magischer Energie entgegen. Er spürte kaum, dass er bis an die Wand zurückgewichen war. Merlins Stern glühte auf seiner Brust, als ob das Amulett einen Ansturm negativer Kraft abzuwehren hätte. Doch Zamorra fühlte nur einen mächtigen Tritt gegen seine Brust, ohne selbst Schaden zu nehmen. Sein Blick klärte sich, doch er erkannte das schimmernde Etwas, das Malborough aus dem Tresor hob, nicht.
    Doch diese Präsenz - diese massive Bündelung magischer Macht. Zamorra konnte sich nicht entsinnen, so etwas Komprimiertes jemals wahrgenommen zu haben. Es wirkte erdrückend, überwältigend, alles konsumierend. Und doch: Es fehlte ein Ziel, eine Absicht.
    Langsam klärte sich Zamorras Eindruck. Er konnte zwar immer noch nicht optisch wahrnehmen, was genau das war, was der Untote nun in Händen hielt, aber er fühlte mit zunehmender Gewissheit, dass es nicht negativ oder böse war - genauso wenig, wie es gut oder »weiß« wirkte. Es war…
    Zamorra suchte nach Worten.
    Malborough hatte sich wieder in Bewegung gesetzt. Er ignorierte Zamorra völlig, obgleich er direkt an ihm vorbeilief. Je näher er mit dem… Artefakt kam, desto spürbarer, dominanter und überwältigender wurde die schiere Präsenz seiner Macht. Es wirkte wie eine Bombe, die kurz vor der Explosion stand, nur mühsam in Fesseln gehalten.
    Malborough war an ihm vorbei, da fiel Zamorra das passende Wort ein.
    Wild.
    Sehr wilde Magie.
    Und er wusste, woher diese Macht kam und welche zerstörerische Wirkung sie in den falschen Händen haben würde.
    ***
    Awale stieß seinen Speer in den aufgedunsenen Leib der Leiche und scheuchte einen dichten Schwärm Fliegen hoch. Der Mann musste bereits seit über einem Tag in der Hitze liegen, jedenfalls sah er so aus und roch auch so. Durch den wirbelnden Tanz der Fliegen, die sich in ihrem Mahl gestört sahen, erkannte der Eso die tiefe Wunde, die durch einen Dolch oder Speer verursacht worden war.
    Oleuwo gesellte sich zu ihm.
    »Die Männer haben zehn Tote gezählt. Alles Männer. Keine Frauen, keine Kinder.«
    »Sie werden die Kinder für ihre Rituale brauchen und die Frauen, um ihre Opfer bis dahin ruhig zu halten«, 20 erläuterte Awale trocken. Sein Stellvertreter nickte, an der Logik gab es nichts auszusetzen. Der massive Gebrauch von Kindesopfern war es, der Ekeke in Oyo schließlich das Genick gebrochen hatte, vor allem, als die Neugeborenen verschiedener Obas spurlos verschwunden waren.
    »Ekeke ist also wieder aktiv, und das in Edo«, stellte Awale fest. Sie waren auf die kleine Ansiedlung auf ihrem Weg in die Stadt getroffen. Jede Hilfe war um mindestens einen Tag zu spät gekommen.
    »Und er hat die gleichen schlechten Angewohnheiten bewahrt.«
    »Ich habe nichts anderes erwartet. Rufe die Männer zusammen, wir reiten weiter!«
    Oweulo wandte sich um, rief den Befehl. Auch Awale wollte sich bereits in Richtung der Pferde in Bewegung setzen, als er ein schmerzhaftes Stöhnen hörte. Er wandte sich um und erkannte eine schwache Bewegung hinter einer Mangrove. Er winkte seinen Stellvertreter herbei, der ebenfalls stehen geblieben war, und sie schoben die Blätter beiseite. Ein schwer verletzter Mann, aber offenbar noch am Leben, hielt sich hier verborgen. Aus panischen, aufgerissenen Augen starrte er die Männer an. Seine Rechte war auf eine tiefe Wunde gepresst, an seiner Seite, direkt unter dem Brustkorb. Er musste viel Blut verloren haben.
    »Hol Wasser!«, befahl Awale. Er kniete sich nieder und hielt dem Verletzten die Handflächen entgegen.
    »Hab keine Angst«, meinte er in beruhigendem Tonfall. »Ich bin Awale, Eso des Alafin. Wir fügen dir kein Leid zu!«
    Oleuwo kam mit einer Kalebasse. Vorsichtig ließ er das Nass auf die aufgesprungenen Lippen des Verletzten fließen. Dieser schluckte hektisch, dann entspannte er sich erkennbar und etwas wie Ruhe und Verstand kehrte in seine Augen zurück.
    »Kannst du mir berichten, was passiert ist?«, fragte der Eso.
    Der Verletzte stöhnte noch einmal auf, als er versuchte, sich aufzurichten.
    »Lass das! Bleib liegen!«, befahl Awale. »Deine Wunde ist zu schwer. Wir werden sie verbinden!«
    »Nein, nein, dafür ist es zu spät«, wandte der Verletzte stockend ein. »Es ist zu spät, viel zu
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