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0876 - Der Dämon von Nigeria

0876 - Der Dämon von Nigeria

Titel: 0876 - Der Dämon von Nigeria
Autoren: W.K. Giesa und Dirk van den Boom
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Provinzen, in die Oyo aufgeteilt war. Doch er hatte keine Chance darauf, nach dem Tode seines noch sehr dynamischen Onkels dessen Nachfolge anzutreten, dafür war er zu weit von Saki entfernt und hatte zu wenig Einfluss auf die lokale Politik. Also war er mitsamt seinen Sklaven und persönlichen Gefolgsleuten nach Neu-Oyo gereist und hatte sich in der Hauptstadt, die wie das Reich hieß, als Eso angedient. Der Alafin hatte ihn in den Dienst aufgenommen und nun erstmals mit einem persönlichen Auftrag bedacht.
    »Der Herrscher hätte hierfür besser einen Ilari schicken sollen«, murmelte Oleuwo mürrisch. »Wir sollten im Norden stehen und die Emirate unter Beobachtung halten, nicht die Ankunft irgendwelcher Oyibo kontrollieren.«
    »Ilari sind die Augen und Ohren des Alafin«, bestätigte Awale und versuchte weiterhin, etwas auszumachen. »Aber es sind Sklaven und es sind keine Militärs. Der Alafin hat uns entsandt, weil er Angst hat, dass die Oyibo Waffen an die südlichen Obas verkaufen. Das muss unter Kontrolle gehalten werden.«
    Awale fügte nichts weiter hinzu. Das Imperium befand sich in einer schwierigen Lage, und die Bedenken seines Freundes konnte er gut nachvollziehen. Im Norden bedrohten die Emirate die Grenzen des Reiches, im Westen drohte das permanent unruhige Benin, obgleich formal zu Tribut verpflichtet. Im Süden tauchten vermehrt die Oyibo aus einem geheimnisvollen Land namens »Portugal« auf, und ihre Präsenz war Segen und Fluch zugleich: Auf der einen Seite brachten sie Reichtum ins Land, denn auch Oyo partizipierte am Handel mit Sklaven. Auf der anderen Seite wuchs das Misstrauen über die letztendlichen Absichten der weißen Männer, und der Alafin war misstrauisch genug, einen Eso mit Soldaten aus der imperialen Leibgarde zu entsenden. Sie sollten Gerüchten nach einer Expedition weniger Weißer in der Nähe der Küste nachgehen.
    Die größte Bedrohung, das wusste der junge Offizier, kam jedoch aus dem Reich selbst. Die Obas der großen Städte, die Herrscher der Ekun, wurden immer unruhiger. Kämpfe waren bereits ausgebrochen, der Reichsfrieden nur mit Mühe bewahrt worden. Awale befürchtete, dass weder die Emirate noch die Weißen dem Imperium den Todesstoß versetzen würden. Am Ende, so seine stille Ahnung, würden es die Yoruba selbst sein, die ihr seit hunderten von Jahren bestehendes Reich in den Abgrund stürzen würden.
    Aber noch, so sagte er sich, war es nicht so weit. Noch gab es genug Chancen, das drohende Verhängnis aufzuhalten. So lange es Eso wie ihn gab, würde kein Alafin an der Treue seiner Untertanen zu zweifeln haben.
    Awale versuchte, die deprimierenden Gedanken zu verscheuchen und sich auf das Naheliegende zu konzentrieren. Alle Männer warteten auf seine Entscheidung.
    »Tunde!«
    Einer der Reiter horchte auf und kam an die Seite Awales geritten. Er war, wie sie alle, von Staub bedeckt. Den Bogen trug er an seiner Seite, ebenso wie den Speer. Tunde gehörte zu den ältesten Leibgardisten des Alafin, ein bärenhafter Mann, der sein Leben im Dienste des Herrschers verbracht hatte und bald aus dem aktiven Dienst ausscheiden würde. Er kannte die Gegend wie kein Zweiter. Er stellte auch den krassesten Gegensatz zu Awale selbst dar, der anstatt des Bogens eine Muskete trug. Tunde war Traditionalist, durch und durch. Der Eso nahm ihm das nicht übel, solange er seine Befehle ausführte, und hier fehlte der kräftige Krieger niemals.
    »Eso!«
    »Tunde, dort den Weg herunter liegt…«
    »Ota. Dann kommt die Grenze.«
    Awale nickte. Er kannte sich im Süden weniger gut aus als im Norden, also verließ er sich auf Tundes Urteil.
    »Die Weißen werden sich in Eko an Land begeben haben«, fügte der Krieger hinzu. Eko - die Weißen aus Portugal nannten es Lagos - war Yorubaland, gehörte aber nicht zum Reich. Der Oba von Eko sandte seinen Tribut nach Benin, hatte aber seine Unabhängigkeit behalten. Benin zahlte Tribut an Oyo. Es war alles sehr kompliziert, aber immerhin durfte es kein großes Problem für ihn sein, seine Nachforschungen in der rasch wachsenden Stadt anzustellen. Die imperiale Provinz Egbado grenzte an das Herrschaftsgebiet. Der Oba in Ota würde ihn darüber informieren können, wie die Lage war.
    »Wir reisen nach Eko und reiten durch Ota«, entschied Awale. Dorthin verschwand auch die Staubwolke, sie waren also in jedem Fall in der richtigen Richtung unterwegs. »In Ota entsenden wir einen Boten. Dort weilt zur Zeit auch ein Ilari. Ich kenne ihn, es ist
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