Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0873 - Gabentisch des Grauens

0873 - Gabentisch des Grauens

Titel: 0873 - Gabentisch des Grauens
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
einen Nebenjob als Zeitungsausträger annehmen, um sein Taschengeld aufzubessern. Er war in einem Alter, wo er mehr brauchte, als Sheila und Bill ihm zugestanden. Die CDs waren teuer, und in den Discos war der Eintritt auch nicht frei.
    Bill fand es gut, daß sein Sohn einen Job annehmen wollte. Nur als Zeitungsausträger konnte er ihn nicht gut vorstellen, denn die Arbeit vor Beginn der Schule würde seine Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Davon ging zumindest Bill aus. Für Johnny war das kein Thema. Er war der Überzeugung, es zu schaffen.
    Es sah also nach Meinungsverschiedenheiten aus.
    Bill rückte den Sonnenschirm zurecht, damit er im Schatten saß. Wasser und Rotwein hatte er mit nach draußen genommen. Er schenkte Sheila und sich ein, die ihm sehr bald mit dem vollen Tablett folgte. Sie hatte von der großen Pizza zwei Stück abgeschnitten und sie auf die entsprechenden Teller gelegt.
    Bills Frau war sommerlich angezogen. Die lockere Bluse zeigte ein strahlendes Gelb, auf dem sich zahlreiche blaue Kreise in einem unregelmäßigen Muster verteilten. Sie trug dazu eine weiße Jeans und hatte ein ebenfalls blaues Stirnband in die Haare gebunden. Bill zog Teller und Besteck zu sich heran. »Sie duftet so herrlich, daß ich noch mehr Hunger bekomme.«
    »Ich habe noch genug. - Guten Appetit!«
    »Ja, danke gleichfalls.«
    Beide aßen. Bill nippte hin und wieder an seinem Wein, er lobte die Pizza noch einmal, bemerkte aber auch, daß Sheila ihn anschaute und die Stirn gerunzelt hatte.
    »Was ist denn los?«
    Sheila lehnte sich zurück. Sie ließ ihren Blick durch den dicht bewachsenen Garten schweifen und meinte: »Du bist irgendwie nicht bei der Sache. Wenn du das Essen lobst, dann hört es sich an, als würde ein Automat zu mir sprechen.«
    »Meinst du?«
    »Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
    Der Reporter legte sein Besteck neben den Teller und schaute für einen Moment auf die Pizza. »Ja, du kannst recht haben«, sagte er, »so richtig bin ich auch nicht bei der Sache.«
    »Aha. Es geht dir um Johnny…?«
    »Erraten.«
    »Da brauchte ich nicht viel zu raten. Du bist Mittags nur selten im Haus. Es ist völlig normal, daß er nicht zu einer bestimmten Zeit hier auftaucht. Ich weiß wirklich nicht, was du willst.«
    »Er wußte doch, daß wir über gewisse Dinge miteinander reden wollten.«
    »Ja.«
    »Also konnte er auch pünktlich sein.«
    Sheila verdrehte die Augen. »Mein lieber Bill. Erinnere dich an deine Jugend. Bist du immer pünktlich gewesen und…?« Sie verstummte und drehte sich um, denn Sheila hatte eine Gestalt gesehen, die am Küchenfenster stand und ihnen zuwinkte. Es war Johnny, der ihnen zurief, ob er das Essen mit in den Garten bringen sollte.
    »Ja, das kannst du.« Sheila wandte sich wieder ihrem Mann zu. »Na, bist du nun zufrieden?«
    »Ja.«
    »Es ist alles klar.«
    Johnny kam, lächelte seinen Eltern zu und nahm Platz. Das Stück Pizza war nicht eben groß, und Sheila wunderte sich darüber. »Komisch, sonst ißt du viel mehr.«
    »Weiß ich, Mum.«
    »Warum heute nicht?«
    Johnny starrte auf seinen Teller. Er hob die Schultern. »Ich habe kaum Hunger.«
    »Aber du mußt essen.«
    »Weiß ich ja, mache ich auch.« Er griff nach dem Besteck.
    Sheila schenkte ihm Wasser ein und es war nicht zu übersehen, daß Johnny anders war als sonst. Er schwieg vor sich hin, sprach weder über die Schule noch über den Job, in den er einzusteigen gedachte. Er war einfach zu ruhig.
    Sheila unterbrach das Schweigen. »Was hast du, Johnny?«
    »Nichts.«
    »Aha.«
    »Wieso aha?«
    »Du bist so ruhig. Hattest du Streß in der Schule?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wer nicht will, der hat schon«, sagte Sheila und aß weiter.
    Doch es war Bill, der den Faden wieder aufnahm. »Deine Mutter hat recht, Johnny, du benimmst dich nicht so wie sonst. Das merke selbst ich. Da muß doch etwas vorgefallen sein.«
    Johnny hob die Schultern und aß weiter. Es war ihm anzusehen, daß er keinen großen Appetit hatte.
    Er aß wohl nur, weil er seinen Eltern damit einen Gefallen tun wollte.
    Bill und Sheila ließen ihn in Ruhe. Sie selbst schwiegen auch. Nur das Schaben der Bestecke auf den Tellern war zu hören und manchmal leichte Kaugeräusche.
    Johnny wagte nicht, den Kopf zu heben. Er machte den Eindruck eines jungen Menschen, der sich mit einem schlechten Gewissen herumquälte, zudem schwitzte er stark und atmete manchmal etwas heftiger. Sheila sprach ihren Sohn an, als dieser das Besteck neben den Teller
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher