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0873 - Gabentisch des Grauens

0873 - Gabentisch des Grauens

Titel: 0873 - Gabentisch des Grauens
Autoren: Jason Dark
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legte.
    »Es ist tatsächlich etwas passiert«, sagte Johnny.
    »Na endlich«, meinte Bill. »Wie meinst du das?«
    »Laß deinen Vater. Erzähle ruhig, was dich bedrückt.« Sheila lächelte ihn an. Sie spürte, daß sie in diesem Augenblick mehr Psychologin als Mutter sein mußte.
    »Ich werde es euch sagen«, flüsterte Johnny und wischte über seine Stirn. »Man wollte mich töten!«
    Jetzt war es heraus. Drei Conollys saßen regungslos. Jeder von ihnen kam sich vor wie eingeklemmt. Durch den Garten zog plötzlich ein Eishauch und hinterließ auf den Gesichtern der Menschen eine zweite Haut. Der junge schwieg, er atmete nur heftig und schüttelte den Kopf. Dann fing er an zu zittern, und Sheila strich einige Male mit ihrer Handfläche über seinen Arm.
    »Ich habe richtig gehört?« fragte Bill. »Man wollte dich umbringen?«
    »So ist es, Dad.«
    Der Reporter holte durch die Nase Luft. »Okay, nehmen wir es mal hin. Wer wollte dich töten?«
    »Das glaubt ihr nicht«, flüsterte Johnny.
    »Doch, wir glauben dir«, versicherte ihm Sheila. »Wir haben schon einiges gemeinsam hinter uns gebracht. Da brauche ich die einzelnen Geschichten nicht aufzuwärmen.«
    »Ja, das ist richtig.« Er hob die Schultern. Dann trank er einen Schluck Wasser. »Es war ein Klassenkamerad, der mich mit einem Stein erschlagen wollte.«
    »Bitte…?« hauchte Sheila.
    »Wie heißt er denn?«
    »Dad!« Johnny schaute seinen Vater an. »Es war Marty Stone. Ihr kennt ihn ja.«
    Beide Conollys nickten. Natürlich kannten sie Marty, auch dessen Eltern. Die Stones wohnten nicht weit entfernt. Man hatte sich hin und wieder auf den Nachbarschaftsfesten getroffen, und die Stones waren nette Leute.
    »Glaubt ihr mir?« flüsterte Johnny. Er wollte von Mutter und Vater eine Antwort, deshalb schaute er beide an.
    Sheila nickte.
    Bill sah die Sachlage differenzierter. »Es ist zumindest schwer, dir zu glauben.«
    »Das weiß ich, Dad.«
    »Und du hast dir das nicht eingebildet? frage ich mal vorsichtshalber.« Bill schob eine Hand vor, als er sah, daß sich Johnny aufregen wollte.
    Der Junge beruhigte sich. »Nein, ich habe es mir nicht eingebildet. Es ist alles so geschehen.«
    »Dann wäre es am besten, wenn du der Reihe nach berichtest«, schlug Bill vor.
    »Das werde ich auch tun, Dad, und ich muß ehrlich sagen, daß ich, daß ich… Angst habe.« Er sammelte sich, dann gab er mit stockender Stimme einen Bericht ab, und auch das Zittern kehrte wieder zurück, denn den Schock des Angriffs hatte er noch nicht verdaut. Wenn er sprach, schaute er auf seinen Teller, als fürchtete er sich davor, den Eltern in die Gesichter zu blicken.
    Weder Sheila noch Bill stellten irgendwelche Zwischenfragen. Sie hörten gespannt zu und fragten sich, ob sie das Unglaubliche tatsächlich glauben sollten. Aber wie ihr Sohn seine Erlebnisse erzählte, ließ nicht gerade auf eine Geschichte schließen, die er sich ausgedacht hatte. Zum Schluß fügte Johnny noch eine Bemerkung hinzu. »Wenn ihr mir nicht glaubt, dann könnt ihr euch mein Fahrrad anschauen. Ihr werdet erkennen können, wo der Stein abgerutscht ist. Die Lampe hängt nach unten wie ein starrer Schlauch.« Er hob die Schultern. »Ich weiß auch nicht, was in Marty gefahren ist, ich… ich… weiß es einfach nicht.« Er konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, senkte den Kopf und ließ sich von seinen Eltern trösten.
    Beide waren bleich geworden. Was ihnen Johnny da berichtet hatte, war ungeheuerlich, und selbst Bill war erst einmal nicht in der Lage, darüber klar nachzudenken. Er fühlte sich blockiert, sein Gehirn war abgeschaltet worden.
    Er schaute in den Garten, der im prallen Sonnenlicht lag. Ein sehr gepflegter Garten, in dem zwischen dem satten Grün der Pflanzen und Bäume auch das Weiß eines kleinen Pavillons schimmerte.
    Die Conollys hatten ihn den Sommer über aufgebaut, aber Bill kam die Umgebung plötzlich grau und trist vor. Als wäre der Schatten einer drohenden Zukunft über das Grundstück gefallen und hätte alles in Beschlag gelegt.
    »Was sagst du, Bill?«
    Sheilas leise Stimme hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen. Wie automatisch griff Bill nach seinem Glas und trank zwei Schlucke. Dann hob er die Schultern. »Was soll ich dazu sagen?« murmelte er. »Ich komme damit nicht zurecht.« Er wandte sich an seinen Sohn. »Hat dein Freund Marty tatsächlich mit einer fremden Stimme gesprochen?«
    Der Junge nickte heftig. »Ja, Dad, das ist so gewesen. Ich habe mich nicht
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