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0873 - Gabentisch des Grauens

0873 - Gabentisch des Grauens

Titel: 0873 - Gabentisch des Grauens
Autoren: Jason Dark
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dem Haus nach rechts abbog, zur Garage hin. Als Anbau klebte sie an diesem ziemlich extravaganten Haus. Der Hausherr selbst war Architekt. Er hatte sich an seinem eigenen Bau austoben können und dabei viel Glas verbaut und nur wenig helle Steine. Ein schmaler Pfad führte an der linken Seite entlang. Bill roch das Aroma der Rosen, die in einem tiefen Rot blühten. Es war warm. Wespen und andere Insekten summten. Er hörte auch den Klang von Musik hinter dem Haus, wo er Susan Stone fand.
    Sie hatte es sich am Pool bequem gemacht. Da stand die Liege, da stand auch der kleine Tisch mit dem Radio und dem Drink darauf, aber die Hauptattraktion war Susan Stone, die ein Nichts von Bikini trug und ansonsten nur hochhackige offene Schuhe an den perfekt gebräunten Füßen. Sie sah eigentlich immer aus, als wäre sie soeben aus dem Urlaub gekommen, auch im Winter. Ihr Haar war dunkel, kurz geschnitten und an den Seiten in die Höhe gekämmt. Der gelbe Stoff des Bikinis kontrastierte perfekt mit der sonnenbraunen Haut.
    Sie hatte die dunkle Sonnenbrille hochgeschoben und lächelte Bill an, als sie ihm die Hand reichte.
    »Das ist aber eine Überraschung, Mr. Conolly. Seien Sie willkommen und nehmen Sie bitte Platz.«
    Sie deutete auf einen zweiten Stuhl, fragte nach einem Drink, aber Bill lehnte höflich ab.
    Auch sie setzte sich, ohne allerdings den dünnen Bademantel überzustreifen, der griffbereit lag. Aus ihrem Glas schaute ein Strohhalm hervor, mit dessen Hilfe sie das Glas austrank.
    »Nun«, sagte sie dann. »Sie überraschen mich wirklich. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
    »Ich bin auch gleich wieder weg, Mrs. Stone, und…«
    »Nein, nein, ich habe Zeit. Sie sehen ja, ich liege hier und versuche, mir das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Mein Mann ist unterwegs und kehrt erst in zwei Tagen zurück.« Sie lachte etwas schrill. »Ich bin eine Garten-Witwe.«
    »Ja, sehr originell«, brachte Bill hervor und lächelte säuerlich. Er wollte sich keinesfalls von dieser leicht frustrierten Lady anmachen lassen, ihm kam es auf andere Dinge an, obwohl es schwer war, sich von ihrem Anblick zu lösen, das mußte er zugeben. Um den Hals hatte sie eine Kette gehängt.
    An deren unterem Ende schimmerte eine goldene Madonnenfigur. Sie spielte mit ihr und blickte Bill an, was dieser nicht so genau sehen konnte, weil die Augen hinter den dunklen Gläsern der Brille verborgen lagen.
    »Es geht mir eigentlich um Ihren Sohn, Mrs. Stone.«
    »Susan, bitte. Bei unserem letzten Fest, haben wir beschlossen, uns in der Nachbarschaft beim Vornamen zu nennen.«
    »Pardon, ich vergaß.«
    Sie winkte lässig ab. »Macht nichts, Bill. Also, es geht um Marty, sagten Sie.«
    »Ja.«
    »Da bin ich gespannt. Hat er etwas angestellt, das Sie mir sagen müßten? Jungen in seinem Alter sind eben keine Kinder mehr. Die versuchen das Leben auszuloten und die Grenzen zu erreichen. Aber was erzähle ich Ihnen da? Sie haben ja selbst einen Sohn.«
    »Stimmt alles, Susan. Ich wollte Sie eigentlich fragen, ob Ihnen an Marty in der letzten Zeit etwas aufgefallen ist.«
    »Hm.« Sie dachte nach. »Wie meinen Sie das denn?«
    »Hat er sich verändert gezeigt? Reagierte er anders als sonst?«
    Susan Stone schlug die Beine übereinander. »Also mir ist nichts aufgefallen, Bill. Da müßten Sie schon etwas konkreter werden.«
    »Ich werde es versuchen.« Bill runzelte die Stirn und schaute auf die weiße Tischplatte. »Haben Sie erlebt, daß er aggressiver wurde?«
    »Marty?«
    »Ja, Ihr Sohn.«
    »Ich bitte Sie, Bill. Nein, Marty ist okay. Er ist wirklich gut. Wir haben keine Probleme mit ihm. Natürlich ist er manchmal etwas wild, er macht auch vieles mit, was gerade in ist, aber da unterscheidet er sich kaum von den anderen, denke ich mal. Oder ist es bei Ihrem Sohn anders? Ich glaube nicht, denn Johnny und Marty sind auch außerhalb der Schule öfter zusammen, wenn dies auch in der letzten Zeit etwas nachgelassen hat, wie ich hörte.«
    »Das weiß ich nicht mal.«
    »Marty hat sich einer anderen Clique zugewandt. Sie ist fast jeden Abend unterwegs.«
    »Wo sind sie denn?«
    »Ach, was weiß ich? In diesen neuen Discos - die plötzlich in sind und dann wieder out.«
    Bill nickte. »Das ist eigentlich normal.«
    »Meine ich auch«, stimmte ihm Susan Stone zu. »Deshalb verstehe ich nicht, daß sich unser Gespräch gerade um Marty dreht.« Wieder lachte sie unnatürlich. »Wo es doch wirklich andere Dinge gibt, über die wir beide uns
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