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087 - Der sentimentale Mr. Simpson

087 - Der sentimentale Mr. Simpson

Titel: 087 - Der sentimentale Mr. Simpson
Autoren: Edgar Wallace
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Valentine. Ich konnte einfach nicht mehr weitermachen.«
    Mr. Valentine paffte nachdenklich an seiner Zigarre.
    »Sie schulden mir siebzig Pfund, das wissen Sie doch!« meinte er barsch. »Siebzig Pfund sind siebzig Pfund.«
    Simpson nickte.
    »Dreißig Pfund für den Verteidiger«, fuhr Valentine fort, »fünfundzwanzig für den nagelneuen Satz Werkzeuge, den ich Ihnen besorgt habe, als sie im vergangenen Mai aus dem Kittchen kamen, zehn Pfund habe ich Ihnen für den Job in Manchester geborgt und auch nie zurückbekommen. Das Zeug von dort war ja nichts wert - und Sie hatten endlich eine Chance, wirklich Geld zu verdienen ... Ich bin wirklich sehr überrascht, das muß ich Ihnen schon sagen, Simpson.«
    Simpson schüttelte unglücklich den Kopf.
    Mr. Valentine, der das Gefühl hatte, weit genug gegangen zu sein, winkte dem Kellner - das Gespräch fand in einer kleinen Kneipe Sohos statt - und lud seinen Begleiter ein.
    »Was möchten Sie trinken, Simpson?«
    »Gin«, erwiderte Simpson zerknirscht.
    »Na hören Sie!« brummte Mr. Valentine. »Das ist doch kein Getränk für Männer!«
    »Bier«, korrigierte sich Simpson verzweifelt.
    »Jetzt will ich Ihnen einmal etwas sagen«, erklärte Mr. Valentine, nachdem sie bedient worden waren. »So geht es nicht weiter. Ich bin Geschäftsmann und muß Geld verdienen. Ein Risiko gehe ich schon mal ein, wenn etwas dabei herausschaut, aber offengestanden geb' ich es lieber auf, wenn ihr euch nicht etwas mehr anstrengt. Früher - ja, da war's etwas anderes! Willie Topple hat mich nicht eine Minute Schlaf gekostet.«
    Es wurde ernst, wenn Mr. Valentine Willie Topple aus dem Grab im Zuchthaus Exeter zerrte und als Vorbild hinstellte. Simpson rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
    »Die Zeiten haben sich geändert«, klagte Mr. Valentine. »Ein paar von euch sind so nachlässig geworden, daß mich jedesmal fast der Schlag trifft, wenn einer von der Polente in meinem Lokal aufkreuzt. Und was hab' ich schließlich davon? Du lieber Himmel, Willie Topple hat in einem einzigen Jahr siebzehnhundert Pfund Provision von mir bekommen - und Sie schulden mir siebzig!«
    »Ich gebe zu, daß es riskant ist, als Hehler -«, begann Mr. Simpson.
    »Als was?« fuhr der andere auf. »Was haben Sie da eben für einen Ausdruck gebraucht, Simpson?«
    Aber Mr. Simpson schwieg.
    »Das will ich lieber überhört haben. Ich bewahre für andere Leute ein paar Sachen auf, das ist alles. Ich muß mich über Sie wundern, Simpson!«
    Er wartete Mr. Simpsons Entschuldigung nicht ab, sondern beugte sich über den Tisch und senkte die Stimme.
    »Ich habe da was in Park Crescent 176«, sagte er. »Genau das Richtige für Sie, Simpson. Nächste Sonntagnacht ist die beste Zeit, weil dann nur das Kind im Haus ist. Schmuck, Perlenketten, Diamantenbroschen und so weiter. Die Eltern fahren übers Wochenende nach Brighton zu einer Hochzeit. Ich habe einen Fensterputzer als Kundschafter ins Haus gebracht, und er sagt, daß der ganze Schmuck in einem kleinen Safe unter dem Bett der Mutter aufbewahrt wird. Am besten klappt es wohl nach elf. Man geht früh zu Bett ... Sie brauchen nur eine Mauer zu übersteigen und können durchs Fenster der Speisekammer eindringen. Was meinen Sie, Simpson?«
    Mr. Simpson kratzte sich am Kinn.
    »Ich werde mich mal umsehen«, meinte er vorsichtig. »Auf Fensterputzer gebe ich nicht viel. Mir hat einer den Job in Purley vermasselt -«
    »Lassen Sie doch die alten Geschichten«, sagte Mr. Valentino. »Ich weiß recht gut Bescheid. Sie hätten einen netten Profit erzielt, wenn Sie nicht im Schlafzimmer der Köchin die Beileidskarten gelesen hätten. Und das, obwohl wir die Köchin aus dem Haus gelockt hatten, damit Sie in Ruhe arbeiten konnten! Die Frage ist jetzt, wollen Sie diesen Job übernehmen, oder soll ich ihn Harry Welting geben? Gewiß, er ist nicht so auf Draht wie Sie, Simpson, aber dafür hat er auch nicht Ihre Schwächen.«
    »Ich mache es«, sagte Mr. Simpson, und der andere nickte befriedigt.
    »Wenn Sie mit fünf Pfund etwas anfangen können ...?«
    »Und ob«, erwiderte Mr. Simpson inbrünstig und ließ den Schein in der Tasche verschwinden.
    Es war der 26. Juni um Mitternacht, und es regnete in Strömen, als Mr. Simpson in die Park Mews, eine düstere und einsame Straße einbog. Er hatte das kleine Türchen in der Mauer schon bei Tageslicht besichtigt. Die Mauer selbst war zweieinhalb Meter hoch und mit spitzen Zacken bewehrt. Mr. Simpson fand solche Mauern besonders
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