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0869 - Die Tage des Ungeheuers

Titel: 0869 - Die Tage des Ungeheuers
Autoren: Unbekannt
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da Jentho Kanthall plötzlich. „Mein Gott, ich verstehe! Er ruft die Aphiliker, die ihn und die ganze Sicherheitsanlage Die Tage des Ungeheuers 59 erschaffen haben. Er hat die BASIS in seinen Besitz gebracht, jetzt will er sie den Aphilikern übergeben. Den Herren!"
    „Es gibt keine Aphiliker mehr!" sagte Walik bestürzt.
    „Woher soll Dargist das wissen? In seinem Grundwissen haben die Aphiliker ihm seinerzeit wohl kaum die Ahnung mitgegeben, daß die Aphilie eines Tages aufhören könnte zu existieren!"
    „Was wird er tun?" fragte Walik voller Aufregung. „Ich meine - es kommt doch bestimmt keiner!"
    „Wir werden sehen."
    Dargist rief zum zweiten Mal. Walik wußte nicht, ob er es seiner Einbildung zuschreiben sollte - aber es schien ihm, als klänge die Stimme des Ungeheuers nicht mehr so laut, nicht mehr so selbstbewußt wie zuvor. Wiederum vergingen ein paar Minuten, dann rief Dargist zum dritten Mal. Und diesmal gab es keinen Zweifel: Er war unsicher geworden, seine Stimme hatte nur noch die Hälfte des ursprünglichen Volumens. Niemand, auch Jentho Kanthall nicht, hatte eine Vorstellung von Dargists Denkvermögen. Konnte er kombinieren? Schlüsse ziehen? Konnte er anhand einer Beobachtung einen Zusammenhang erkennen, der nicht zuvor schon als Muster in seinem Bewußtsein gespeichert war?
    Dargist selbst beantwortete alle diese Fragen. Nachdem abermals mehrere Minuten verstrichen waren, begann er sich plötzlich aufzublähen. Die neblige Wolke wuchs und wuchs. Die Mikromechanismen in ihrem Innern bewegten sich mit stetig zunehmender Geschwindigkeit. Gleichzeitig gab das Ungeheuer ein wahrhaft ohrenbetäubendes Kreischen von sich.
    Er wird platzen! schoß es Walik Kauk durch den Sinn.
    Seine Vermutung bewahrheitete sich im selben Augenblick.
    Längs der nebligen Wolkenhülle entstand eine glühende Spur - eine Naht, entlang der die Wolke aufriß. Das neblige Gebilde verging in einem unerträglich hellen Blitz. Brüllender Donner tobte über die weite Fläche des Parks.
    Walik Kauk schloß eine Sekunde lang geblendet die Augen.
    Als er sie wieder öffnete, war der Nebel verschwunden. Dafür ergoß es sich wie ein Funkenregen über den leergebrannten Boden in der Mitte der Anlage und über die angrenzenden Grünflächen: Das waren die Mi-kroelemente, die bisher das Innere des Nebels erfüllt hatten. Durch die Explosion waren sie ins Glühen geraten. Wo sie aufschlugen, stiegen kleine Rauchwölkchen aus dem Boden.
    Der riesige Bogen der Transmitteröffnung begann zu flackern. Das Leuchten wurde schwächer. Knisternd und knackend brach das energetische Gebilde in sich zusammen. Die Luft roch nach Ozon. Das Tor, durch das die Herren hatten kommen sollen, bestand nicht mehr.
    Dargist hatte seinen Irrtum erkannt. Im Augenblick des höchsten Triumphs war er gewahr geworden, daß die Aufgabe, die seinen Daseinszweck bedeutet hatte, sinnlos geworden war. Er hatte die BASIS für die Aphilie erobert - das „Feld", wie er das Fahrzeug nannte -, aber die Aphilie existierte nicht mehr. Dargist hatte umsonst gekämpft.
    Auf diese Erkenntnis hatte er in seiner eigenen Weise reagiert: Er hatte sich selbst vernichtet.
    Atemlose Stille lag ein paar Sekunden lang über der Weite des Parks. Dann begannen die Menschen sich zu rühren.
    Irgendwo schrie eine schrille Stimme: „Das Ungeheuer ist tot!"
    Die Menge nahm den Ruf auf. Aus Dutzenden, dann Hunderten und schließlich Tausenden von Kehlen erklang, sich immer wiederholend, der Triumphschrei: „Das Ungeheuer ist tot!"
    In so gelöster Stimmung hatte schon lange keine Stabsbesprechung im Hauptgebäude des Zentralsegments mehr stattgefunden. Achtzehn Stunden nach Dargists Selbstzerstörung stand fest, daß der Schaden, den die Schreckensherrschaft des Ungeheuers an den technischen Installationen der BASIS angerichtet hatte, relativ gering war und mit Bordmitteln in kürzester Zeit wieder behoben werden konnte.
    Unersetzlich allerdings waren die insgesamt einundsechzig Menschenleben, die das Monstrum auf dem Gewissen hatte.
    Der verdächtige Rechner wurde kurzerhand vernichtet. Daraufhin traten an mehr als einhundert verschiedenen Orten in mehreren Segmenten des BASIS-Kontrollsystems kleinere Fehlfunktionen auf. Auf diese Weise ermittelte man, wie das technische System der BASIS mit Dargist zusammengearbeitet hatte. Die Verbindungen des verdächtigen Peripherierechners reichten bis in eine Reihe automatischer Fertigungsstätten und vor allen Dingen bis in die
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