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0868 - Die Toten-Krypta

0868 - Die Toten-Krypta

Titel: 0868 - Die Toten-Krypta
Autoren: Jason Dark
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»Ich dachte mir, Barry, daß ich Ihnen zum Abschluß noch einen Wachmacher bringe.«
    »Das ist aber toll.«
    »Und gewissermaßen eine Entschuldigung.«
    »Für was denn?«
    Susan stellte die Tasse auf Brachts Schreibtisch. »Dafür, daß ich Ihnen die Arbeit gebracht habe.«
    Barry F. lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Nacken. »Dafür können Sie doch nichts.«
    Aus den grünen Augen schaute sie den Lektor an. »Ich habe trotzdem ein schlechtes Gewissen.«
    »Wenn das so ist, dann bedanke ich mich noch einmal. Kaffee ist genau das, was ich jetzt brauche.«
    »Dachte ich es mir doch. Auch etwas zum Knabbern.«
    »Kekse?«
    »Sicher.« Ihre Stimme nahm einen verschwörerischen Klang an. »Wir haben frische bekommen.«
    »Dann ja.« Als Susan aus dem Zimmer gegangen war, murmelte Barry: »Das alte Zeug kann man nicht mal einem Hund vorsetzen.«
    Susan kehrte rasch mit einem kleinen Teller zurück. Die Kekse waren mit Schokoladenüberzug.
    Susan wußte schon, was dem Lektor schmeckte.
    »Wie lange bleiben Sie noch, Susan?«
    »Ich muß mich noch um die Ablage kümmern. Das wird ungefähr eine Stunde dauern, dann mache ich Schluß. Und Sie?«
    »Ich bleibe noch.«
    Sie drohte mit dem Finger. »Aber nicht zu lange. Denken Sie daran, das Leben besteht nicht nur aus Arbeit und Überstunden. Es, gibt auch noch andere Dinge.«
    »Ich weiß«, antwortete Barry lächelnd und dachte dabei weniger an das, was Susan gemeint hatte, sondern an die Vollmondnächte, in denen er zu Zebulon wurde.
    Links von ihm stapelten sich die noch nicht gelesenen Manuskripte, auf der rechten die durchgearbeiteten. Der Stapel auf der linken Seite überragte den anderen um mehr als das Dreifache.
    Seufzend griff der Lektor nach einem Manuskript. Er schlug es auf und runzelte die Stirn, als er den Titel las. Dieses Stirnrunzeln war das erste negative Zeichen bei ihm. Der Titel hörte sich auch wirklich komisch an.
    »Wo alle Liebe endet«, murmelte Barry und fügte eine Frage hinzu. »Ja, wo endet sie denn?«
    Er wollte es herausfinden und schlug das Manuskript auf. In der Inhaltsangabe las er, daß es dabei um eine junge Frau ging, die sich aus Liebeskummer zu schrecklichen Taten hinreißen ließ und ihre getöteten Liebhaber in der Scheune eines alten Bauernhauses sammelte. Dort also endete die Liebe.
    Für Barry war es nicht einfach, sich in die Geschichte hineinzuversetzen. Er gab sich ja Mühe, nur sprang der zündende Funke einfach nicht über.
    Er klappte das Manuskript sehr bald wieder zu, um sich dem Kaffee und dem Gebäck zu widmen.
    Ein zweites Manuskript wollte er sich an diesem Tag nicht mehr vornehmen. Es war einfach zu heiß geworden. Trotz der Stoffunterlage hatte er das Gefühl, auf seinem Stuhl zu kleben, was ihm überhaupt nicht gefiel. Er stand auf, zog die Hosenbeine von seiner Haut ab und - da er schon einmal stand - hatte er sich entschlossen, sich auch nicht wieder hinzusetzen. Er wollte Feierabend machen.
    Im Vorzimmer war Susan McCormick dabei, auch ihre Sachen in eine Beuteltasche zu stopfen.
    »Ich verschwinde auch«, sagte Barry.
    »Das ist vernünftig.«
    Er stellte das Geschirr auf den kleinen Kühlschrank. »Ist noch Post gekommen?«
    Susan lachte ihn an. »Nein, Mr. Bracht, Sie können beruhigt sein, für heute war das alles.«
    »Das lobe ich mir.« Er ging mit müden Schritten zurück in sein Büro und nahm die dünne Jacke vom Haken, deren Stoff ihn an Papier erinnerte, so leicht war sie. Er hängte die Jacke über seine Schulter, schloß noch das Fenster und spürte, als er dicht vor der Scheibe stand, den heißen Schwall der Sonne, der sich regelrecht in das Glas hineingebrannt hatte.
    Das war kein Wetter für ihn.
    Mit. Schrecken dachte er an die überfüllte U-Bahn, aber immer noch besser, als sich mit einem Auto über die verstopften Straßen zu quälen.
    Er nahm den Lift nach unten. Selbst in der Kabine stand die Luft wie dünnes Blei. Da schwitzte man sogar schon beim Denken.
    Draußen war es kaum besser. Jeder Schritt wurde zur Qual.
    Barry F. Bracht hatte es nicht weit bis zur U-Bahn. Zusammen mit zahlreichen anderen Menschen stieg er die schmale Treppe hinunter und verschwand in dem düsteren Schacht, durch den ebenfalls kein Windhauch strich.
    Er konnte fast ohne Wartezeit in den Wagen einsteigen. Da stand er eingeklemmt zwischen schwitzenden und auch mürrischen Menschen, die auf ihn wirkten wie stumme Puppen, denn nur die wenigsten hatten jetzt noch Lust, sich zu
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