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0868 - Die Toten-Krypta

0868 - Die Toten-Krypta

Titel: 0868 - Die Toten-Krypta
Autoren: Jason Dark
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Schnitt. Er bestand plötzlich nur aus zwei Hälften, zwischen denen klumpiges Blut klebte. Das reichte Zebulon nicht. Er machte weiter. Er ließ den Strahl über die Person wandern und handelte in diesem Fall eigentlich nicht anders als Emily, wenn sie mit der Schere ihre Blätter zerschnitt.
    Auch La Luna starb auf diese Art und Weise, und nicht einmal Reste blieben zurück, denn dieser scharfe Strahl verdampfte alles, auch den letzten Krümel.
    Ich drehte die Handflächen nach außen. »Und jetzt gibt es sie nicht mehr?« fragte ich, was in meinen Ohren ziemlich dumm klang.
    »Ja und nein…«
    »Da - seht!« Absalom hatte gerufen. Er stand etwas entfernt, hatte sich gedreht und den Arm ausgestreckt. Halbhoch hielt er ihn, um über die Dächer der wenigen Häuser hinwegzudeuten.
    Wir schauten hin - und staunten!
    ***
    Sie saß auf einem Pferd. Sie hatte ihre Kleidung abgelegt, und beide, Tier und Mensch, wirkten, als wären sie aus dem Mondlicht entstanden, das zu einem festen Körper geworden war.
    Um die nackten Schultern hatte Emily den roten Mantel geschlungen, in der rechten Hand hielt sie den Säbel oder Degen, dessen Spitze gegen den Mondkreis deutete.
    Sie war nicht einmal weit von uns entfernt, und doch hatte zumindest ich die Idee, daß sie sich in einer anderen Dimension befand und in unsere Welt nur hineinschaute wie durch ein großes Fenster, das die beiden Dimensionen voneinander trennte.
    »Sie hat mir den Gefallen getan!« flüsterte Zebulon.
    »Wieso?« fragte ich.
    »Ich wollte, daß sie sich euch gegenüber noch einmal zeigte. Daß ihr mir glaubt.«
    »Die neue Mondgöttin also«, murmelte Shao versonnen. »Es ist kaum zu glauben.«
    »In dieser Welt bestimmt nicht.«
    Ich schwieg, auch Suko hielt sich zurück. Wir beobachteten beide die Person auf dem Pferd. Es war ein weißes Tier, ein Schimmel und schien ebenfalls aus Mondstaub zu bestehen. In seinem Körper gab es nie Ruhe. Ein nicht enden wollendes Flimmern bewegte sich darin, als wäre dort einiges durcheinandergeraten.
    Die neue Mondgöttin kam nicht näher.
    Aber sie sah uns.
    Und sie winkte uns mit ihrem Säbel zu. Ein Gruß zum Abschied, denn urplötzlich riß sie ihr Tier herum und jagte hoch - ja, wohin denn? Es kam mir so vor, daß sie in den Himmel jagte, weil ich eben menschlich dachte und mein Geist nicht so beweglich war. Es konnte aber auch sein, daß sie von einer anderen Welt verschluckt wurde, von der Mondmagie, wer auch immer.
    Ich wußte es nicht.
    Wie auch die anderen, mußte ich akzeptieren, daß Emily Craton in ihrer Welt verschwunden war, daß es auch einen Zebulon nicht mehr gab, denn er hatte sich ebenfalls zurückgezogen, ohne daß es von uns bemerkt worden wäre.
    »Und was tun wir?« fragte Shao.
    »Wir fahren wieder zurück in die Klinik, wo wir Doktor Prudomme erklären werden, daß er eine Patientin weniger hat, weil sie eben die Nachfolge einer Mondgöttin angetreten hat. Ist das nicht toll?«
    »Ja, er wird uns bestimmt glauben.«
    Mir war es egal, was er glaubte oder nicht. Der Fall war beendet, okay, aber wie es diesmal gelaufen war, konnte uns einfach nicht gefallen. Denn wer war schon gern frustriert?
    Einer war es nicht. Eigentlich der Mann, mit dem alles begonnen hatte. Er kam zu mir. »Wissen Sie, Monsieur Sinclair, ich sehe Ihnen an, daß Sie sauer sind.«
    »Das stimmt.«
    »Ich bin es nicht, denn ich habe zum erstenmal seit langer Zeit wieder das Gefühl, frei atmen zu können.«
    »Das freut mich für Sie«, erwiderte ich und hatte es grundehrlich gemeint…
    ENDE des Zweiteilers
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