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0868 - Die Toten-Krypta

0868 - Die Toten-Krypta

Titel: 0868 - Die Toten-Krypta
Autoren: Jason Dark
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besaß andere Möglichkeiten. Sie konnte sich in einem See aus Mondlicht versteckt halten. Sie war einfach anders als die Menschen.
    Sie war selbst Mondlicht, sie war ein Teil dieses Erdtrabanten, sie lebte von und mit ihm.
    Jetzt schien er voll. Er versteckte sich nicht mehr. Jeder konnte ihn sehen und genießen.
    Besonders Emily, die urplötzlich die Veränderung spürte, als diese über sie kam.
    Es traf sie nicht wie ein Schlag, es war auch nicht weit davon entfernt. Sie kam sich vor, als hätte ihr jemand ein hauchdünnes Kleid aus Licht übergestreift, so herrlich sanft, so wunderbar ruhig und weich fiel es nach unten. Sie spürte, wie es an ihrem Körper entlangglitt und sich ihre feinen Härchen an den Armen aufrichteten. Das Rieseln gab ihr ein gutes Gefühl, sie schwamm in einer sicheren Woge. Sie stellte sich auf etwas völlig Neues ein, und sie wußte auch, daß La Luna dicht bei ihr war.
    Sie griff nach ihr!
    Das Licht - das Licht! Es war so herrlich, es trug sie, und aus Emilys Mund löste sich ein halblauter Schrei.
    Längst stand sie nicht mehr auf dem Podest. Vor den Augen der Zuschauer schwebte sie hoch, eine wundersame Gestalt, eingehüllt und auch durchdrungen vom Licht des Mondes, oder war es der Geist der allgegenwärtigen La Luna?
    Es war ihr egal.
    Freude tanzte in ihr auf, vermischt mit Jubel. Und jubelnd klang auch ihre Stimme, als sie rief. »Ich komme! Ich komme endlich zu dir…«
    ***
    Ich war bis zu Zebulon gelaufen und wollte auch weiter, aber der Schattenkrieger hielt mich mit einem harten Griff zurück. »Nein, John«, sagte er, »laß sie!«
    »Warum?«
    »Sie gehört dorthin. Sie ist ein Teil der La Luna. Ich weiß es, ich habe es von Beginn an gewußt.«
    »Aber sie ist ein Mensch!« beschwerte ich mich. »Ein Mensch und kein Geist oder strahlendes, mit Magie gefülltes Mondlicht.«
    »Das stimmt alles.«
    »Und trotzdem soll ich sie lassen?«
    »Ja.«
    Ich hatte meinen Zweifel, aber ich wollte auf ihn hören. Zebulon kannte sich aus, er war die Traumgestalt, und er konnte in seinen Träumen die Welten durchwandern, die dann plötzlich zur Realität wurden.
    Und wir schauten zu, wie das Mädchen langsam mit gestreckten Glieder in die Höhe schwebte, der Kuppel entgegen, wo sich der Ausschnitt befand, diese Lichthöhle, von der sie immer noch wie ein Magnet angezogen wurde.
    Und sie verschwand.
    Es war kein Klirren oder Brechen zu hören, als sie durch das Glas hindurchglitt. Der Vorgang lief in einer nahezu beklemmenden Stille ab. In dieser alten Toten-Krypta hatten sich die Dimensionen verschoben, hier war alles anders geworden, nicht mehr rational zu fassen, gefüllt mit einer Mondmagie.
    Aber das war mir nicht neu. Ich erlebte es fast bei jedem Fall. Nur paßte mir die eigene Inaktivität nicht.
    Dann war Emily weg.
    Ich atmete schnaufend aus. Auch Suko und Shao ließen ihrer Atemluft freie Bahn. Als ich sie anschaute, stellte ich fest, daß sie ebenfalls nicht gerade glücklich aussahen, denn diese Flucht hatte ihnen auf keinen Fall gepaßt.
    Auch die Atmosphäre war wieder eine andere geworden. Man konnte sie als normal ansehen, ziemlich kühl, denn die dicken Mauern schirmten die Hitze ab.
    »Sie ist gegangen«, sagte Shao leise, »und ich frage mich, ob es so vorgesehen war.«
    Ich fühlte mich angesprochen und deutete auf Zebulon. »Das mußt du mit ihm besprechen.«
    Shao schaute ihn an. Sie sah sein Nicken. »Ja, es war so vorgesehen«, gab er zu. »Von Beginn an schon. Die Mondgöttin hat sie gesucht, gefunden und sie zu sich geholt.«
    »Aber sie ist auch weg!« sagte Suko.
    »Das war ich auch«, murmelte Shao, »als ich mich im Reich der Sonnengöttin aufhielt. Aber ich war nicht wirklich weg. Nicht für immer und nicht für ewig. Das ist es doch.«
    »Sie hat recht!« stimmte Zebulon zu.
    »Und was sollen wir jetzt machen?«
    »Ihr nichts.« Der Schattenkrieger lächelte. »Was noch zu tun ist, werde ich erledigen.«
    »Und was ist das?«
    »Ihr werdet es sehen.« Nach diesen rätselhaften Worten schob er mich zur Seite, um Platz zu haben.
    Er ging auf die Tür zu, ohne daß einer von uns auch nur den Versuch unternahm, ihn aufzuhalten…
    ***
    Kurze Zeit später!
    Wir hatten die Kühle der Krypta verlassen, standen draußen und waren ziemlich frustriert. Suko schaute aus der Wäsche, als wäre ihm das halbe Leben verhagelt gewesen. Ich blickte ins Leere und hatte das Gefühl, überhaupt nichts mehr sehen zu können.
    Auch Shao sah nicht gerade glücklich aus, nur
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