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0868 - Die Toten-Krypta

0868 - Die Toten-Krypta

Titel: 0868 - Die Toten-Krypta
Autoren: Jason Dark
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ist.«
    »Wo steht sie denn? Wo ist sie?«
    »Nicht einmal weit von hier. Hast du sie schon einmal gesehen?«
    Emily schloß die Augen. »Ja, im Traum. Ich habe sie im Traum gesehen. Sie ist eine wunderschöne Frau gewesen. Sie hatte so herrlich lange Haare, sie war richtig toll, aber dann gab es Träume, da hat sie sich nicht bewegt, da war sie wie eine Gefangene, denn sie hat in der tiefen Dunkelheit eines Hauses gestanden.«
    »Das hat sie so gewollt.«
    Das Mädchen öffnete die Augen. »Wieso hat sie das denn so gewollt? Was soll das bedeuten?«
    »Sie hat sich mit einer magischen Glasur bestreichen lassen. Es befand sich die Kraft des Mondes darin, und es ist allein das Mondlicht, das sie am ›Leben‹ hält. Mal stark, mal schwach. Immer dann stark, wenn der Mond rund ist und wie in dieser Nacht so kräftig leuchtet. Dann ist auch La Luna wieder mächtig.«
    »Das wußte ich noch nicht.«
    »Ist nicht schlimm. Komm zu mir.«
    »Was dann?«
    »Werden wir reisen?«
    Diese schlichte Antwort sorgte bei Emily schon für gewisse Probleme. Unter dem Begriff Reisen hatte sie sich bisher immer etwas anderes vorgestellt. Da stieg man in ein Auto, in einen Zug oder auch in ein Flugzeug. Ihr Freund aber stand am Fenster und streckte ihr nur die Arme entgegen.
    Aber es war nicht irgendwer, der es tat. Es war Zebulon, ihr Traummann, und sie konnte ihm vertrauen. Emily wollte ihre Malutensilien ebenso mitnehmen wie die Schere, dagegen aber hatte ihr Freund etwas, und so ließ sie die Dinge im Zimmer zurück.
    Starke Arme umfaßten sie. Für einen winzigen Moment zitterte das Mädchen. »Geht auch alles gut?«
    »Natürlich.«
    »Aber…« Emily kam nicht mehr dazu, eine Frage anzuschließen, denn ihre Umgebung hatte sich verändert. Sie beide befanden sich nicht mehr im Zimmer. Sie waren durch die Wand oder durch die Scheibe des Fensters geglitten, und beide spürten den Atem der Nacht, wobei der Mond sie aus seinem gelben Auge beobachtete.
    »Schließ deine Augen!«
    Emily gehorchte.
    Der Druck um sie herum verstärkte sich. Sie hörte ein Rauschen, ein leises Pfeifen, sie spürte auch einen Ruck - und dann nichts mehr. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie die Augen wieder aufschlug und sich in einer anderen Umgebung sah.
    »Wo sind wir hier?« So lautete ihre erste Frage.
    »Bei La Luna«, erwiderte Zebulon…
    ***
    Stimmte es wirklich? Waren sie tatsächlich dort gelandet, wo sich auch La Luna befand?
    So richtig glauben konnte sie es nicht, deshalb schaute sich Emily auch um, gab aber acht, immer sehr dicht bei ihrem großen Freund zu sein, der seine Flügel zusammengelegt hatte und nun wirkte wie ein normaler Mensch, allerdings verkleidet.
    Häuser standen um sie herum. Sie sahen leer aus, aber so wirkte wohl alles in der Nacht. Nur brannte hinter keinem Fenster Licht, sie hörte auch keine Stimmen, es war sehr still, und nur der Mond schickte sein Licht über die stille Landschaft.
    Da war es wieder.
    Der Mond!
    Sie sah ihn, und sie freute sich, daß er sie nicht im Stich gelassen hatte. Der Mond war für sie etwas Wunderbares, etwas Phantastisches und auch etwas, an das sie sich klammern konnte, bisher hatte er stets für ihren Schutz gesorgt.
    »Wo müssen wir hin?« wollte sie wissen, nachdem sie sich die Kehle freigeräuspert hatte.
    »Wir werden hier durch den Ort gehen und unser Ziel bald erreicht haben. Es ist ein besonderes Haus, und es ist nur für sie gemacht, verstehst du?«
    »Ein Grab?«
    »So ähnlich. Man nennt es Krypta, obwohl ich glaube, daß es keine Krypta ist.«
    »Dann lasse ich mich überraschen.«
    »Das soll auch so sein.«
    Sie gingen Hand in Hand durch den leeren Ort, der eigentlich kein Dorf war, sondern nur eine willkürliche Ansammlung von Häusern, was Emily letztendlich egal war. Sie wollte nur La Luna sehen, und ihr Freund würde sie zu ihr bringen.
    »Mein Gott, da bist du ja!«
    Die Stimme erschreckte beide. Selbst Zebulon hatte damit nicht gerechnet. Er blieb stehen und nahm eine gespannte Haltung an, bereit, sofort zu kämpfen.
    Es war nicht nötig, denn der Mann, der sich ihnen näherte, sah nicht aus, als wäre er in kriegerischer Absicht hier erschienen. Er machte einen beinahe schon erschöpften Eindruck, zumindest schien er durcheinander zu sein.
    »Den kenne ich«, flüsterte Emily.
    »Ja…«
    Sie nickte heftig. »Ich habe ihn auch gemalt, ich habe ihn auch getötet, als ich das Blatt zerschnitt.«
    »Es war dein Werk, das du vernichtet hast. Dies aber ist ein anderer, der
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