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0868 - Die Toten-Krypta

0868 - Die Toten-Krypta

Titel: 0868 - Die Toten-Krypta
Autoren: Jason Dark
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zu wollen, daß sie auf keinen Fall mit mir sprechen wollte, drehte auch den Kopf zur Seite und flüsterte ihrem Freund Zebulon etwas zu, das ich nicht verstand, wohl aber dessen Antwort.
    »Es sind auch meine Freunde, Emily, und Sie werden bleiben. Daran kannst du nichts ändern.«
    Sie nickte. »Schon gut, auch du bist mein Freund.«
    Zebulon wurde konkret mit seiner Frage. »Was ist geschehen? Erzählt mal.«
    »Es gibt La Luna nicht mehr«, sagte Shao.
    »Bitte?«
    »Der Mond hat sie geholt. Sein Strahl dampfte sie förmlich vor unseren Augen weg.«
    Alle hatten die Worte gehört, Emily eingeschlossen. Auf sie hatten die Erklärungen eine besondere Wirkung. Sie fing plötzlich an zu schreien, sie riß sich von Zebulons Hand los, sie raufte sich die Haare und wirkte tatsächlich wie ein kleiner Satan, der einfach nicht mehr still stehen konnte, denn sie trampelte mit beiden Füßen auf dem Boden herum. »Jetzt ist sie weg! Jetzt ist sie weg! Ich kann sie nicht mehr sehen. Sie wird nicht mehr kommen…«
    »Sei ruhig, Emily.«
    Auf mich hörte sie nicht, nur auf Zebulon, der trotzdem die Krypta besuchen wollte.
    »Dann gehe ich mit«, sagte Emily.
    »Das kannst du.«
    Wir ließen beide zunächst gehen und schauten ihnen nur nach. Als die Tür wieder hinter ihnen zugefallen war, da schüttelte Absalom den Kopf. »Ich habe es noch immer nicht begriffen. Mich hat es hergetrieben, und plötzlich wird meine Vergangenheit durch die Emily wieder lebendig. Ich wollte gar nicht hier sein, aber ich mußte einfach kommen. Was ist das nur für eine Scheiße?«
    »Eine große«, gab ich zu.
    »Ja, das ist es.« Er wandte sich weiter an mich. »Können Sie mir sagen, weshalb ich mich nicht freue? Warum ich nicht jubele? Ich hätte doch allen Grund dazu oder nicht?«
    »Möglich.«
    »Aber ich tue es nicht, verdammt! Ich habe weiterhin das Gefühl, daß es noch nicht vorbei ist.« Er ballte die rechte Hand zur Faust und streckte sie mir entgegen. »Es ist eine große Scheiße, ich wiederhole mich da, aber ich komme nicht zurecht.«
    »Sie waren ihr erstes Opfer«, sagte Shao.
    »Von wem? Von dem Mädchen oder dieser… dieser La Luna?«
    »Von beiden.«
    Absalom schüttelte den Kopf. »Glauben Sie nur nicht, daß ich jetzt nach einer Erklärung verlange. Nein, die will ich gar nicht haben. Ich will nichts anderes als meine Ruhe.«
    »Die werden Sie auch bekommen!« versprach Shao.
    »Damit habe ich nicht die ewige Ruhe gemeint.«
    »Ich auch nicht.«
    Mochte das Gespräch auch hin und her laufen, es brachte nichts ein. Wir würden allein durch Reden zu keinem Ergebnis gelangen. Mich interessierte vielmehr das Verhalten einer gewissen Emily. Ich war fest davon überzeugt, daß La Luna dieses Mädchen nicht im Stich lassen würde. Sie würde wissen, wer sich in der Krypta aufhielt, und es mußte meiner Ansicht nach zu einer Begegnung kommen.
    Ich hatte es plötzlich eilig.
    ***
    Emily interessierte es nicht, ob die Tür hinter ihr zugefallen war oder nicht. Sie kümmerte sich auch nicht darum, ob Zebulon weiterhin an ihrer Seite blieb, sie hatte die unheimliche Krypta betreten und war in eine fremde Welt hineingekommen, die so fremd für sie nicht war, weil sie noch etwas anderes spürte, das sich in diese Welt hineingeschoben hatte wie ein bleicher Streifen.
    Es war das Bewußtsein, das Emily empfing. Sie stellte schon nach wenigen Schritten fest, daß ihr die große La Luna noch nie so nahe gewesen war wie in diesem Augenblick, obwohl sie nichts von ihr entdecken konnte und gegen ein leeres Podest starrte.
    Aber dort hatte sie einmal gestanden.
    Emily ging weiter. Jeder Schritt war ein erneutes Herantasten an ihre große Freundin und Helferin.
    In diesem Raum hatte sie sich befunden, auf dem Podest hatte sie gestanden und wahrscheinlich auf Emily gewartet. Ja, auf sie, denn Emily fühlte sich wie jemand, der nach einer langen Abwesenheit wieder nach Hause zurückkam.
    Es tat ihr gut, so zu denken, und dieses wunderbare Feeling durchströmte sie wie wohltemperiertes Wasser. Das Gesicht verlor den Ernst, auf ihre Lippen legte sich ein Lächeln. Obwohl sie das leere Podest noch nicht erreicht hatte, streckte sie ihm bereits die Arme entgegen, als wollte sie die dort noch verbliebenen Reste einfach einfangen und in sich hineindrücken.
    Ach, es war so wunderbar. Eine Heimkehrerin, die endlich das Tor wieder aufgestoßen hatte.
    Zebulon holte sie ein. Er blieb neben ihr stehen und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Was willst
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