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0868 - Die Toten-Krypta

0868 - Die Toten-Krypta

Titel: 0868 - Die Toten-Krypta
Autoren: Jason Dark
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Bullauge der Maschine schauen konnte, als wäre es der Bildschirm eines Fernsehapparats. Hinter dem Sichtfenster drehte sich die Wäsche. Dafür aber hatte sie keinen Blick mehr, sie schaute einzig und allein uns an und lächelte dabei.
    Mir gefiel dieses Lächeln nicht…
    ***
    Der Druck der kleinen Klaue war hart und schmerzhaft. Er biß in die dünne Halshaut hinein. Suko spürte, wie sie an verschiedenen Stellen riß und das Blut in kleinen Bächen hervorströmte. Er war von der Kraft dieses etwas pummligen Teenagers überrascht und verwundert, aber die Schmerzen und das Blut waren ihm Warnung genug. Er mußte sich so schnell wie möglich aus dieser Klemme befreien.
    Shao stand in seiner Nähe. Er hörte ihre wütend klingenden Worte, verstand aber nicht, was sie sagte.
    Bevor ihn noch eine zweite Hand erwischen konnte, packte er zu. Mit beiden Händen erwischte er das Gelenk und riß sich frei. Der Hals wurde nicht mehr malträtiert, er kriegte endlich wieder Luft, und er spürte die Feuchtigkeit des Blutes. Mit etwas müde wirkenden Schritten taumelte er zurück.
    Suko kam mit diesem Angriff nicht zurecht. Er hätte damit nicht gerechnet und stellte sich die Frage, was er Emily so Schlimmes getan hatte, daß sie ihn hatte töten wollen.
    In sicherer Entfernung zu ihr blieb er stehen. Sie hatte ihre Haltung nicht verändert. Nach wie vor hockte sie im Schatten vor dem Baum, wobei sie den Stamm als Stütze im Rücken spürte. Sie war umgeben von altem Laub.
    Emily hatte sich verändert.
    Ihre Augen sahen anders aus. Die Pupillen waren verschwunden und hatten einer glatten Fläche Platz geschaffen. Der kleine Mund zeigte einen verkniffenen Zug, überhaupt strahlte das Gesicht eine Bösartigkeit aus, die den Inspektor erschreckte.
    Mit einem Taschentuch tupfte er das Blut am Hals ab. Er sah dabei auf Emilys Hände und auf die Spitzen der Finger, die aussahen wie mit rotem Nagellack lackiert. Dann schüttelte sie beide Hände, und die Tropfen verteilten sich als rote Perlen in der Umgebung. Auf dem alten Laub ließen sie ein Muster zurück.
    »Das ist nicht Emily«, sagte Shao.
    »Wie meinst du?«
    »Das ist sie nicht.«
    »Ich sehe sie vor mir.«
    »Trotzdem!« Shao blieb bei ihrer Behauptung. »Ich glaube nicht, daß sie es ist. Irgend etwas läuft hier verkehrt und stimmt nicht. Ich habe das Gefühl, eine völlig Fremde vor mir zu sehen.«
    »Aber Emily hast du auch nicht gekannt.« Suko steckte sein verfärbtes Tuch wieder weg.
    »Stimmt. Aber ich konnte sie spüren. Du weißt, daß ich das Zimmer verlassen mußte, weil ich ihre Aura nicht vertragen konnte. Suko, diese Aura existiert hier nicht. Es ist Emily, aber sie ist es trotzdem nicht. Man hat uns geleimt.«
    Shao hatte dermaßen intensiv gesprochen, daß Suko kein Widerspruch dazu eingefallen war. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr zu glauben. Sie hatte in diesem Fall den besseren Riecher, und sie war tatsächlich bei der ersten Begegnung mit der Patientin aus dem Zimmer verschwunden, weil sie es nicht aushalten konnte.
    »Ich werde es testen«, sagte er und holte die Dämonenpeitsche hervor. »Bist du einverstanden?«
    »Es ist das Beste, was du machen kannst.«
    Emily rührte sich kaum. Sie hatte nur den Kopf mit den wuscheligen Haaren schief gelegt, um die beiden vor ihr stehenden Menschen anschauen zu können. Ihr Mund zeigte ein Lächeln, das weder Shao noch Suko gefiel. Es war wissend, es war hintergründig. Als Suko die Peitsche mit einer langsamen Bewegung hervorzog und einmal den Kreis über den Boden schlug, verfolgte sie auch diese Bewegung.
    Durch den Schleier in ihren Augen wirkte sie wie eine Blinde, die trotzdem alles mitbekam. Sie senkte auch den Kopf, um genau mitzubekommen, wie die Riemen aus dem Ende des Peitschengriffs hervorrutschten und für einen Moment auf dem Boden liegenblieben. Sie sahen aus wie Schlangen, die sich zusammengerollt hatten.
    Suko hob die Peitsche an.
    Es war das Signal auch für Emily, denn sie drückte die Beine zusammen und stand ebenfalls auf.
    Etwas schwankend blieb sie vor den beiden stehen, als versuchte sie, das Gleichgewicht auf dem unebenen Boden zu halten. Die Füße mit den Turnschuhen waren im Laub verschwunden, die kleinen Arme hatte sie halb erhoben und angewinkelt. Sie wirkten wie lange Würste, über die jemand Stoff gestreift hatte.
    Sie wollte weg.
    Es war genau zu sehen, wie sie zurückging und sich dabei am Stamm des Baumes entlangdrückte, als wollte sie dort die Rinde mit ihrem
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