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0868 - Die Toten-Krypta

0868 - Die Toten-Krypta

Titel: 0868 - Die Toten-Krypta
Autoren: Jason Dark
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komme damit nicht zurecht. An welch einen verfluchten Fall sind wir da geraten? Weißt du mehr?«
    »Kaum.«
    Er wollte auf Nummer Sicher gehen und untersuchte die unmittelbare Umgebung des Baumstamms.
    Zu finden war nichts.
    Kein Rückstand, kein Knochen, kein Fetzen Haut, kein Blut, aber auch kein Stück Stoff.
    »Da steht uns noch einiges bevor, Shao«, murmelte er.
    »Wir müssen die echte finden und ausschalten.«
    »Du weißt doch, wo du zu suchen hast.«
    Shao winkte ab. »Nicht ich. Ich werde mich nicht noch einmal in ihre Aura hineinbegeben. Vergiß nicht, daß wir zu dritt sind. John müßte mehr wissen, denke ich.«
    Suko drehte sich nach links. Es war die Richtung, wo auch das düstere Haus lag. »Er ist dort«, murmelte er. »Und er ist schon relativ lange hinter den Mauern verschwunden.«
    »Hindert dich das?«
    »Nein.«
    »Dann laß uns gehen.«
    Suko blickte sich noch einmal um. Die Umgebung hatte sich etwas verändert, es lag am Wetter. Die Sonne war im Begriff, sich zu verabschieden. Sie zeichnete den Himmel mit ihrem kräftigen Rot, und sie schob diese Farbe in das herannahende Grau des Abends hinein.
    Leider stand die Schwüle noch immer über dem Garten und dem Haus. Kein Windhauch spielte mit den Blättern. Die Welt war in dieser dumpfen Luft erstarrt.
    Sie gingen auf das Haus zu.
    Ein alter Bau, dessen Mauern sich dunkel vor der allgemeinen Kulisse abhoben. Wer hier seinen Platz als Patient gefunden hatte, konnte noch kranker werden. Äußerlich hatten sich die modernen Erkenntnisse der Medizin zumindest nicht durchsetzen können.
    Shao streckte ihren Arm aus. Der Finger deutete auf das Gemäuer. »Dahinter, Suko, dahinter werden wir die Lösung finden.«
    »Bist du sicher?«
    »Zumindest glaube ich daran.«
    »Dann ist es gut!«
    ***
    Als ich eintrat, hatte Emily Craton den Kopf gedreht und schaute mich sehr genau an. Das leichte Lächeln war auf ihren Lippen geblieben, und mir fiel auf, daß sie sich für die Wäsche in der Maschine nicht interessiert hatte, denn neben ihr auf dem Boden lagen der Zeichenblock und die zahlreichen Stifte.
    Ich wurde den Eindruck nicht los, jemandem gegenüberzustehen, der genau wußte, was er wollte und dies auch durch einen überheblichen Ausdruck in seinem Gesicht zur Geltung brachte.
    Ich war der Diener, sie war der Chef im Ring.
    Claire war an meiner Seite geblieben. »Das ist sie, Monsieur Sinclair. Sind Sie nun zufrieden?«
    »Ja.«
    »Freut mich.«
    »Danke.«
    Emily hatte dem kurzen, von Spott getragenem Dialog zugehört, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Als sie bemerkte, daß die Unterhaltung nicht mehr weitergeführt wurde, wandte sie sich an Claire. »Was will dieser Mann schon wieder? Kann er mich nicht endlich in Ruhe lassen? Ich habe ihn schon einmal erleben müssen, was ich nicht freiwillig tat. Ich will ihn gar nicht sehen.«
    »Das mußt du ihn fragen.«
    »Ich rede nicht mit ihm.«
    »Das ist deine Sache und bleibt dir überlassen, Emily. Macht es dich trotzdem nicht etwas stolz, wenn sich jemand für dein außergewöhnliches Zeichentalent interessiert? Das müßte doch eigentlich dein Ego anheben, denke ich.«
    »Nicht bei jedem.«
    Ich ließ mich nicht beirren und deutete auf den Zeichenblock. »Hast du denn gemalt?«
    Sie verfolgte meine Bewegung mit ihren Augen. »Nein, der Block ist leer. Ich habe nicht gemalt.«
    »Warum hast du ihn dann mit in den Keller genommen?«
    »Ich brauche Ihnen keine Antwort zu geben - oder?«
    Claire stand auf ihrer Seite. Sie schüttelte den Kopf. »Das mußt du auch nicht.«
    »Eben«, sagte sie.
    Ich blieb beim Thema. »Du wolltest also nicht malen?«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Sie schlug die Beine übereinander. »Ich hätte vielleicht gemalt, wenn es mir zu langweilig geworden wäre. Das ist alles.«
    »Verstehe.«
    »Dann können Sie ja gehen. Die Wäsche muß sowieso gleich fertig sein.«
    »Ich möchte mich aber mit dir unterhalten, und Doktor Prudomme hat seine Zustimmung gegeben.«
    »Wenn ich aber nicht will.«
    »Es tut nicht weh, glaube mir. Ich habe im Garten eine Frau getroffen, die ich gut kannte.«
    »Das ist schön für Sie.«
    »Sie hatte nur einen kleinen Fehler. Sie wollte mich unbedingt mit einem Fleischerbeil umbringen.«
    Emily lächelte zuckend. »Sie hat es nicht geschafft. Sonst wären Sie nicht hier.«
    »Stimmt genau. Sie war plötzlich verschwunden. Aber sie ist nicht weggelaufen. Sie verschwand einfach so, stückweise. Ihr Körper löste sich vor meinen Augen auf.
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