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0866 - Aura des Unheils

Titel: 0866 - Aura des Unheils
Autoren: Unbekannt
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eine weitere freie Wohnung - und so fort.
    Die vor Schmutz und Speiseresten sowie faulenden Vorräten starrenden verlassenen Wohnungen erhielten als Nachmieter Ratten, Schlangen, Mäuse, Vögel und anderes Getier.
    Hin und wieder führten Kommandos der Überschweren eine Säuberungsaktion durch, indem sie Kerosin auf ein Viertel regneten und anzündeten. Da jedoch in den hochmodern gebauten Häusern von Trade City so gut wie kein brennbares Material enthalten war, ließ das Feuer die Gebäude zwar geschwärzt, aber ansonsten nur unwesentlich beschädigt zurück - und meist waren sie bereits Stunden später wieder dicht „besiedelt „.
    Kaiser Anson Argyris und seine Räte hatten nach eingehenden Überlegungen deshalb beschlossen, Trade City mit Desintegratoren aufzulösen und an ihrer Stelle - weil es eben ein idealer Platz für eine Großstadt war - das Neue Trade City nach Plänen des Architekten K'yon de Moraine zu bauen.
    Da Eile not tat, waren Teile der neuen Stadt bereits fertiggestellt, während an anderen Stellen die Desintegratormaschinen noch Häuserblock um Häuserblock „fraßen" und hinter ihnen computergesteuerte Fundamentsetzmaschinen die bis zu dreihundert Meter tief unter die Oberfläche reichenden Fundamente mit Verkehrsund Versorgungsschächten usw. in den Boden rammten. Die Vibrationen waren noch in dreißig Kilometern Entfernung zu spüren. „Das Neue Trade City wird zweifellos die schönste Stadt innerhalb der Milchstraße sein", sagte Nchr. „Bist du zu mir gekommen, um mir das zu sagen, Pedar?" fragte Ilma verärgert.
    Nchr lächelte, wandte sich um, überwand sich und drückte sie kurz an sich. Als er sie losließ, merkte er, daß sie keineswegs zufrieden war, aber ihm wäre beinahe übel geworden.
    Rasch öffnete er die Flasche und schenkte die Gläser voll. Der Wein war rot, dick und süß - mit einer milden, angenehmen Säure. Obwohl Nchr vorbeugend ein Kompensationsmittel genommen hatte, trank er nur in kleinen Schlucken.
    Ilma dagegen leerte ihr Glas in einem Zug, legte den Kopf mit geschlossenen Augen und halbgeöffnetem Mund zurück und sagte: „Mehr, Pedar!"
    Nchr gehorchte.
    Das GESETZ ist heilig! sagte er in Gedanken auf. Niemand darf sich den Forderungen des GESETZES entziehen! Und eine Forderung des GESETZES lautet, eine Rolle kompromißlos und ohne Zaudern zu Ende zu spielen!
    Wieder trank Ilma, dann legte sie abermals den Kopf zurück und flüsterte: „Küß mich, Pedar!"
    Nchr war kein Feigling. Das hatte er bei der Eroberung eines Fragmentraumers und bei dem harten und verlustreichen Kampf gegen die Posbi-Besatzung bewiesen. Doch diesmal zitterte er so stark, daß er Wein verschüttete.
    Es war eine Ironie des Schicksals, daß ausgerechnet er das ernten sollte, was der echte Pedar von Margulien so begehrt hatte.
    Nchr riß sich zusammen. „Ich bin ein Gys-Voolbeerah! flüsterte er, unhörbar für Ilma, wie er hoffte. Er stellte sein Glas ab und erhob sich. „Du bist voll?" fragte Ilma und öffnete die Augen. „Von einem halben Gläschen Wein?" Sie kicherte und breitete die Arme aus.
    Nchr biß die Nachahmung von Pedars Zähnen zusammen, hatte eine Menge Fragen, wußte keine Antworten und nahm „seine" Nichte entschlossen in die Arme. Sie klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende - und plötzlich spürte er, wie etwas hart gegen sein Brustbein drückte.
    Ilma mußte es ebenfalls gespürt haben, denn mit einem leisen Wehlaut drängte sie „ihren Onkel" mit den Händen von sich, dann wollte sie das Medaillon kurz entschlossen auf ihren Rücken schieben. Ungewollt berührte sie dabei gleichzeitig die drei Sensorpunkte der Verschlußautomatik, die man berühren mußte, damit sich das Medaillon öffnete.
    Der glasartige, grünschimmernde Kristall schärfte und erweiterte das Wahrnehmungsvermögen des Gys-Voolbeerah - und während er noch fürchtete, daß das auch bei Ilma der Fall sein könnte, erblickte die Akonin zum erstenmal den Kristall.
    Ihre Augen weiteten sich, aber nur ein wenig. Ihr Mienenspiel verriet Überraschung.
    Nchr befürchtete schon, daß das Wahrnehmungsvermögen Ilmas so sehr geschärft worden sei, daß sie merkte, daß er nicht ihr Onkel wäre. Er überlegte, ob er sie ausschalten und kopieren sollte, doch erstens wußte er nicht, wo er sie verstecken sollte, und zweitens mußte das Verschwinden des Kommissionsmitglieds Pedar von Margulien, das sich ja zwangsläufig ergeben würde, bei den anderen Kommissionsmitgliedern und auch bei Argyris Argwohn
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