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0865 - Aus Tinte geboren

0865 - Aus Tinte geboren

Titel: 0865 - Aus Tinte geboren
Autoren: W.K. Giesa
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jeder von euch bisher nur träumen konnte. Schon beim Versuch sind viele Dämonen umgekommen. Nun… seht selbst!«
    Sie warf die gefrorenen Bilder nach unten in die Arena. Bilder, welche sie in der anderen Dimension gemacht hatte; Bilder vom Friedhof der Vampire. Stygia zündete diese Bilder der Reihe nach.
    Ein Raunen ging durch die Zuschauer, als sie Professor Zamorra erkannten.
    Als sie sahen, wie Skelettvampire über ihn herfielen und ihn ebenfalls zum Vampir machten.
    »Ich habe Zamorra diese Falle gestellt«, sagte sie. »Mit der Kraft meiner Gedanken und meiner Magie habe ich diese spezielle Dimension geschaffen, die außer mir selbst niemand wieder verlassen konnte, der in sie hineingeriet. Aber das war ja ohnehin niemand außer diesem brutalen Dämonenmörder Zamorra.«
    Sie verschwieg, dass er künstliche Weltentore erschaffen konnte und durch ein solches die abgeschottete Dimension verlassen hatte, um später mit Zerstörungsplänen wieder zurückzukehren. Davon gab es wohlweislich auch keine Bilder.
    Die versammelten Dämonen sahen nur, wie Zamorra von einem der Skelette gepfählt wurde. Sie schleppten ihn dann zu einem bereits für ihn vorbereiteten Grab und warfen ihn hinein. Derweil schrumpfte die Fallen-Dimension bereits.
    »Ich verließ den Friedhof der Vampire nun«, sagte Stygia. »Er schrumpfte zu einem mikroskopischen Punkt im Universum zusammen und verlosch endgültig, als mein magischer Gedankenbefehl dies forderte. Das für uns alle erfreuliche Resultat ist, dass es mir gelang, den gefährlichen Dämonenmörder Zamorra zu töten. Etwas, das kein anderer geschafft hat«, fügte sie hinzu.
    Totenstille trat ein.
    Einer der Erzdämonen wollte applaudieren. Aber da räusperte sich Lucifuge Rofocale.
    »Ach, ja?«, sagte er spöttisch.
    ***
    Rhett dachte immer noch an die Llewellyn-Magie in ihm, die ihn während der Fahrt wieder verlassen hatte, auf unbestimmte Zeit bis zum nächsten überraschenden Erwachen. Und angesichts des auf dem Monitor laufenden Video-Clip auch wieder an den Test in der Schule. Vor allem an diesen Rorschach-Test mit den Tintenklecksen.
    Wieder erfasste ihn der Ärger. »Ich bin doch kein Idiot!«, sagte er ebenso laut wie wütend. Er sprang auf und hieb mit der Faust gegen die Wand. »Au, verdammt!«
    Er hatte ziemlich fest zugeschlagen, und der Schmerz machte ihn nur noch wütender. Er sah auf seinem kleinen Schreibtisch die Kalligrafie-Garnitur: Papierbögen, beschriftet und unbeschriftet, Vorlagenseiten, Kiele und austauschbare Schriftfedern, und ein noch fast volles Tintenfass. Hier übte er gern antike Schriften, auch moderne Schönschrift. Es machte ihm Spaß - zumindest bisher. Aber jetzt war das Tintenfass plötzlich sein Feind geworden! Denn mit der Tinte konnte man auf Löschpapier Kleckse erzeugen - diese verdammten Rorschach-Kleckse!
    Er bekam seinen Feind zu fassen und schraubte den Deckel auf.
    »Hol dich der Teufel!«, schrie er und schleuderte das Tintenfass an die Wand.
    ***
    In Höllentiefen starrte Stygia den uralten Erzdämon an. Für einen Moment war sie sprachlos. Sie hatte mit einer solchen Reaktion Lucifuge Rofocales nicht gerechnet. Eher hatte sie gedacht, er würde seine Loge einfach kommentarlos verlassen, um ihr nicht den gebührenden Respekt zollen zu müssen, wie die anderen Dämonen, selbst der stets finstere Zarkahr, es beabsichtigt hatten. Aber jetzt schwiegen sie und sahen ihn nur überrascht an.
    Stygia fing sich wieder. »Was heißt ›ach ja‹? Was willst du uns damit sagen?«
    Lucifuge Rofocale lehnte sich bequem zurück. Ein dünnes, spöttisches Lächeln zeigte sich auf seinem scharfkantigen Gesicht.
    »Ach, weißt du, geschätzte Fürstin der Finsternis, ich habe ja überall auf der Welt der Menschen meine Informanten.«
    »Deine Spione!«
    »Wenn dir dieser Begriff lieber ist, meinetwegen. Also, ich habe überall auf der Menschenwelt meine Spione. Sie berichten mir alles, was ihnen auffällt, ob es nun wichtig ist oder nicht. Zum Beispiel gibt es da einen, der mich immer wieder über das unterrichtet, was der Erbfolger tut. Zwar kann er ihn nicht töten, weil dieser sehr gut abgeschirmt ist. Und wo das nicht der Fall ist, wäre so ein kleiner Mord viel zu auffällig, würde zu viel Aufsehen erregen. Also beschränkt sich der Spion darauf, ihn zu beobachten. Und vielleicht ergibt sich ja doch irgendwann mal eine Chance, den Erbfolger unschädlich oder unschädelig«, er grinste, »zu machen, ehe sein magisches Erbe endgültig
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