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0864 - Karas grausame Schwester

0864 - Karas grausame Schwester

Titel: 0864 - Karas grausame Schwester
Autoren: Jason Dark
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waren wir da.
    Das heißt, Suko übernahm den Anfang. Er warf sich plötzlich in eine Welle hinein, die auch den Körper der Frau weitergetragen hatte. Bevor das Wasser ihn wieder zurückreißen konnte, hatte Suko bereits zugegriffen. An den langen Haaren und an den Schultern hatte er sie zu fassen gekriegt, und er ließ sie nicht los.
    Er war eisern.
    Ich ebenfalls. Ich half ihm, während das Wasser unsere Hüften umgurgelte und versuchte, uns zu seiner Beute zu machen.
    Gemeinsam schafften wir es. Die Frau lag mit dem Gesicht nach unten in unserem Griff.
    So schleiften wir sie an Land.
    Sehr mühsam, aber es klappte. Unser Keuchen mischte sich in das Geräusch der anlaufenden Wellen, auch wir waren naß bis auf die Haut, aber das gehörte dazu.
    Endlich auf dem Trockenen.
    Wir hielten die Frau noch fest, als Suko sagte: »Sie lebt, ich habe es gespürt.«
    »Super!«
    Bevor wir sie in den Sand betteten, sorgten wir dafür, daß sie sich erbrechen konnte.
    Die Frau war noch nicht ganz bei sich, sie hustete, sie würgte, und noch immer hatten wir ihr Gesicht nicht gesehen. Nur auf das lange, nasse Haar schauten wir, aber in mir machte sich ein Gefühl breit, mit dem ich nicht zurechtkam.
    Irgend etwas stimmte da nicht.
    Ich schaute Suko an.
    Er hatte nichts bemerkt und war voll und ganz auf die Rettung der Frau konzentriert.
    Nachdem sie sich ausgehustet hatte und keuchend Luft holte, legten wir sie im Sand nieder und drehten sie auf den Rücken. Die Haare hingen wie festgeklebt auf ihrem Gesicht.
    Suko streifte sie zur Seite.
    Der Schlag traf uns synchron.
    Wir waren nicht mehr in der Lage, auch nur ein Wort zu sprechen. Die Person, die vor uns lag, kannten wir. Es war Kara, die Schöne aus dem Totenreich…
    ***
    In den folgenden Sekunden wurde alles anders. Da fror die Zeit ein, da kamen wir uns vor wie in einem Gefängnis, das seinen Platz zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart gefunden hatte.
    Es war wie ein Wunder oder wie eine Halluzination. Da lag Kara vor uns, aber war sie das wirklich?
    »Soll ich es glauben, John?«
    Ich hob die Schultern.
    »Sie ist es, ja, sie ist es. Und wir sind in die Vergangenheit geschleudert worden. Also gehört dieser verfluchte Flecken Erde tatsächlich zu Atlantis. Wenn du eine bessere Möglichkeit weißt, dann sag sie mir bitte.«
    »Es wird wohl sie sein, Suko.«
    »Gut, und was jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.« Das war nicht mal gelogen. Ich mußte mich erst zurechtfinden, fragte mich aber schon jetzt, ob das überhaupt möglich war. Suko und ich konnten uns nur als Figuren fühlen, die im Mahlstrom der Zeiten umherruderten und irgendwann an irgendein Ufer geschleudert wurden.
    Ich strich über Karas Gesicht. Es sah so bleich aus. Sie war nur knapp mit dem Leben davongekommen. Ich fragte mich, ob sie die Rettung uns zu verdanken hatte oder ob sie nicht sowieso ans Ufer gespült worden wäre. Das letzte traf sicherlich zu, sonst hätte sie nicht überleben können. Wir hatten Zeit genug gehabt, uns auf sie zu konzentrieren, und uns war beiden aufgefallen, daß sie jünger aussah als zu der Zeit, in der wir sie kennengelernt hatten, wo sie die Schöne aus dem Totenreich war.
    Noch war sie down und erholte sich nur langsam. Ich tupfte ihr Gesicht ab und stellte dabei fest, daß sich ihre Lippen bewegten. Suko war aufgestanden. Er hatte sich gedreht und schaute dorthin, wo die Weißblonde stand.
    Sie sang nicht mehr. Nur die anlaufenden Wellen bildeten die ewige Melodie.
    »Was macht sie?« fragte ich. »Sie hält sich zurück.«
    »Okay…«
    Suko behielt die Mörderin weiterhin im Auge, während ich mich weiterhin auf Kara konzentrierte.
    Das leise Stöhnen ließ mich hoffen. Ich strich über ihre Wangen, die allmählich die Blässe verloren und wieder eine gesunde Gesichtsfarbe annahmen.
    Dann öffnete sie die Augen.
    Es geschah so schnell, daß sie mich damit überraschte und ich ein wenig zurückzuckte.
    »Kara«, flüsterte ich.
    Sie gab keine Antwort. Sie schaute mich nur an. Ihre Lippen zuckten, die Augen bewegten sich. Sie wurden geschlossen und wieder geöffnet, aber noch immer stand kein Erkennen in ihnen. Dann murmelte sie Worte, die ich nicht verstand. Es war eine für mich fremde Sprache, die ich zwar schon des öfteren gehört hatte, aber in diesem Fall hatte Kara einfach zu leise gesprochen.
    Mir war längst klar, daß wir uns in einer Zeit befanden, die wir bisher noch nicht auf diesem Kontinent erlebt hatten. Kara sah eben noch sehr jung aus, doch darüber
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