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0864 - Karas grausame Schwester

0864 - Karas grausame Schwester

Titel: 0864 - Karas grausame Schwester
Autoren: Jason Dark
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sie tat nichts, und sie bewegte sich auch nicht, aber sie war trotzdem noch da.
    Wir hörten sie.
    War diese Person nicht als Sirene von Atlantis bekannt geworden? In diesem Moment zeigte sie uns, wozu sie fähig war. Unter dem dunklen Mantel begann sie mit ihrem Gesang. Es waren Töne, die allen einen Schauer über den Rücken trieben. Dumpf und gleichzeitig schrill, gespickt mit Dissonanzen, als wollten sie damit Glasgefäße zum Zerspringen bringen.
    Ein Vergleich schoß mir durch den Kopf. Es war der von einem Hund, der zum Steinerweichen heulte.
    Auch in dieser Umgebung befanden sich Steine, aber sie wurden nicht weich, sie strömten nach wie vor die Hitze ab, obgleich sie auch Schatten spendeten.
    Die Sirene von Atlantis sang noch immer.
    Sie jammerte, schrie, es war ein Weinen, ein verzweifeltes Schluchzen, gemischt mit Lauten, die, wären sie sichtbar, als Sprechblasen vor unseren Augen umhergeweht wären.
    Der Körper unter dem Mantel zuckte.
    Immer wieder bäumte er sich auf. Manchmal verrutschte der dunkle Mantel, aber er glitt letztendlich wieder an die alte Stelle zurück.
    Roya bewegte sich. Wir hörten, wie die Fingernägel über den harten Boden kratzten. Keiner von uns hatte bisher eingegriffen, aber ich war immer mißtrauischer geworden, je länger ich den Tönen lauschte. Meinem Geschmack nach mußte unter dem Mantel etwas passieren, auch der Gesang hatte sich verändert. Er klang nicht mehr so hoch und schrill, sondern dunkel und drohend.
    Ein dämonisches Moll wehte durch das Zentrum der Steine.
    Kara wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sie schaute Myxin, dann den Eisernen Engel an, aber auch die zeigten sich ziemlich ratlos. Der Mantel mußte einfach hoch.
    Ich wollte ihn anheben.
    Den ersten Schritt war ich gegangen, dann hörte ich den gellenden und schrillen Schrei, der mich auf der Stelle bannte. Plötzlich flog der Mantel in die Höhe, fast nackt stand die Frau vor uns, denn auch sie war nicht mehr in ihrer hockenden Haltung geblieben.
    Aber wer war sie?
    War das noch die Sirene von Atlantis?
    Nein, sie hatte sich verwandelt und war zu einem fürchterlichen Monstrum geworden, zu einem riesigen grauenhaften Insekt, vor dem selbst Myxin und der Engel zurückzuckten…
    ***
    Mir war es nicht anders ergangen. Auch ich hatte wieder meine alte Stelle erreicht, und plötzlich schritten zwei große Glasflügel hinter ihrem Rücken hoch.
    Die menschengroße Mischung aus Fliege und Biene wollte in die Höhe steigen und uns entwischen.
    Kara schlug zu.
    Das Schwert streifte die Riesenfliege nur. Sie kam hoch, und sie drehte dabei den Kopf.
    Das war Royas Gesicht. Ihre Augen, ihre Stirn, auch ihre Nase, aber mit einem weit geöffneten Mund. Kara hatte schon ausgeholt, um das Schwert nach ihr zu werfen, als ein anderer eingriff und ebenfalls in die Höhe stieg.
    Es war der Eiserne Engel!
    Roya mußte die Gefahr bemerkt haben, denn sie stieg noch schneller in die Höhe, um kurz danach oberhalb der Steine zu schweben, aber der Engel gab nicht auf.
    Im Flug zog er mit einer glatten Bewegung sein mächtiges Schwert hervor, und mit zwei schnellen Schlägen seiner Schwingen war er gefährlich nahe an das Rieseninsekt herangekommen.
    Suko und ich nahmen es hin. Wir suchten erst gar nicht nach Erklärungen, denn diese Magie trieb an uns vorbei, weil sie vor urlanger Zeit in Atlantis geboren war.
    »Ein Dämon!« sagte Kara. »Sie war ein Dämon, ein böses Insekt, und sie hat die menschliche Verkleidung angenommen. Sie muß von den fernen Besuchern zurückgelassen worden sein, und sie hat es so lange verstanden, sich zu verstecken.«
    Das war wohl die Erklärung, die mir und Suko auch reichte.
    Diese verfluchte Mutation sollte und durfte nicht mehr länger am Leben bleiben.
    Und der Eiserne Engel wollte dafür sorgen.
    Roya hatte keine Chance. Plötzlich drehte sie sich um, dann stellte sie sich als Insekt auf. Ein schrilles Zirpen oder Schreien traf unsere Ohren.
    Der Eiserne hatte sich durch das Geräusch nicht beirren lassen und von oben nach unten zugeschlagen. Ebenfalls mit einem mächtigen Schwert, dessen Klinge doppelt so breit war wie die der goldenen Waffe.
    Durch die Wucht des Treffers wurde das Rieseninsekt in exakt zwei Hälften geteilt.
    Wir hörten es weder schreien noch rufen, wir hörten überhaupt nichts mehr.
    Vor unseren Augen fielen die beiden Reste zu Boden. Zwischen den Steinen waren sie gelandet.
    Kara trat darauf.
    Es hörte sich an, als wäre ihr Fuß dabei, durch Asche zu
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