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0864 - Karas grausame Schwester

0864 - Karas grausame Schwester

Titel: 0864 - Karas grausame Schwester
Autoren: Jason Dark
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McNeill hatte seine Waffe bereits hervorgerissen. Wir sahen es nicht, wir hörten nur die Echos der Schüsse aus einer anderen Dimension zu uns herüberklingen, und wir zuckten zweimal zusammen, denn zweimal hatte McNeill auch geschossen.
    Danach war es für einen Moment still. Aber wirklich nur für einen Moment, still, dann hörten wir McNeill aufheulen und gleichzeitig sprechen. »Morgan, ich habe sie getroffen. Du hast es doch gesehen, verflucht noch mal! Ich habe sie erwischt.«
    »Ja, aber…«
    »Dann war sie weg.«
    »Sie hat sich… sich… aufgelöst…«
    »Mist! Und jetzt?«
    »Ich weiß es nicht, McNeill.«
    Beide Männer schwiegen. Was hätten sie auch sagen sollen? Sie waren in ein Umfeld hineingeraten, mit dem sie nicht zurechtkamen. Es war ihnen unbegreiflich, wie so etwas überhaupt hätte geschehen können. Für sie mußte eine Welt zusammengebrochen sein, sie standen vor vollendeten Tatsachen und gleichzeitig vor dem Nichts.
    »Jedenfalls habe ich sie vertrieben«, murmelte McNeill nach einer Weile.
    »Und…?«
    »Was heißt das?«
    »Ist es ein Vorteil?«
    »Weiß ich doch nicht!« knirschte McNeill. »Vielleicht haben sie die beiden Kugeln aus Atlantis herausgepustet. Ich bin mir da nicht sicher. Ich weiß überhaupt nichts mehr, ich…«
    »Hör auf zu reden, Kumpel.«
    »Wieso?«
    »Hinter dir.«
    »Was ist denn?«
    »Dreh dich nicht um. Sie ist da, sie ist… verdammt noch mal, das kannst du nicht tun!« Flints Stimme endete in einem irren Schrei, und trotzdem hörte er und hörten auch wir ein schlimmes und fürchterliches Geräusch. Einen Laut, der uns durch und durch ging, als hätte jemand mit einer Faust auf altes Fleisch geschlagen.
    Flint Morgan blieb stumm.
    Wahrscheinlich vor Grauen. Und ich konnte mir auch vorstellen, was da geschehen war, aber ich wollte nicht daran denken. Doch Roya dachte anders darüber.
    Zuerst warf sie den Körper, dann den Kopf.
    Beide verließen die andere Dimension und prallten dicht vor uns auf!
    ***
    Der Schock erwischte uns wie ein Hammerschlag. Es war eine Szene, aus der ich mich wegwünschte. Sie wollte auch die Augen schließen, um das Grauenhafte nicht mehr zu sehen, doch ich konnte einfach nicht. Jemand war da und hielt sie mir unfreiwillig offen, und so schaute ich auf dieses schreckliche Bild.
    Mit einem Hieb mußte die Blonde den Kopf vom Körper getrennt haben. Sie hatte damit bewiesen, wie perfekt sie mit ihrem oder Karas Schwert umgehen konnte.
    Ich schaute unwillkürlich in die Höhe, aber da war nichts. Ich sah nur diesen sonnengrellen Himmel, auch die Steinplatten, einige Schatten, aber sonst war alles verschwunden.
    Ich sah weder Roya noch Flint Morgan, und ich sah auch nicht die Toteninsel. Alles war weit entfernt und gleichzeitig so nah, verbunden durch eine magische Brücke.
    Ich bewegte mich etwas zur Seite, weil ich einfach nicht in die starren Augen des Kollegen hineinschauen konnte, und ich dachte daran, daß auch Flint Morgan keine Chance haben würde.
    Selbst Suko, ansonsten ein Monster an Beherrschung, stand wie auf dem Sprung. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt. Seine Augen waren starre Teiche, und trotzdem flackerten sie. Ich hörte ihn flach atmen und sah sein Gesicht, auf dem der Schweiß lag.
    Wie lange die schon tödliche Ruhe angedauert hatte, wußten wir nicht, aber aus der anderen Dimension vernahmen wir die nächsten Geräusche. Zuerst Tritte, die sehr sicher klangen, also mußte sich die Mörderin voranbewegen, dann vernahmen wir die lauten, keuchenden Atemzüge.
    Wahrscheinlich versuchte Flint Morgan jetzt, dieser grausamen Person zu entkommen. Er würde es nicht schaffen, denn auf der Insel der Toten war sie die Herrin und keine andere.
    Die Haut auf meinen Lippen hatte sich gespannt. Über meinen Rücken floß der Schweiß in kalten Bächen. Das Gefühl, den Tod greifen zu können, machte mich fast irre.
    »Warum hast du das getan?«
    Morgans Flints Frage war kaum zu verstehen. Er mußte unter einem wahnsinnigen Schock stehen, und nach seinen Worten drang ein langgezogenes Jammern aus der Kehle.
    »Ich werde alle töten, die mir im Wege stehen. So habe ich es schon immer gehalten.«
    »Hör zu, wir können reden. Wir können uns bestimmt irgendwie einigen, Roya.«
    »Nie!«
    Dieser Antwort folgte ein Knirschen, als abermals bleiche Gebeine zerdrückt wurden. Ich konnte nicht anders und warf wieder einen Blick in die Höhe.
    Da war noch immer nichts zu sehen.
    »Neinnnn!« Der Schrei war kurz, aber schrill.
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