Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0863 - Die schlafende Göttin

Titel: 0863 - Die schlafende Göttin
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
anderen, unwirklichen Welt.
    Dann aber wandte er sich dem Schrein der Demeter zu. Er ballte die Hände zu Fäusten und schlug sie wuchtig gegen die Stahlstreben der Treppe. Der Schmerz ließ ihn aufstöh-nen, klärte aber auch seine Sinne.
    Er fuhr herum und schrie die Wissenschaftler an. „Weiter! Öffnet den Schrein. Was steht ihr herum? Arbeitet. Ich befehle es euch. Ich will, daß der Schrein geöffnet wird."
    Er stürzte sich förmlich auf das tote Mädchen, packte es bei den Armen und schleifte es über den Boden bis hin zu den Kisten. Hier ließ er sie zwischen zwei Kisten liegen.
    Die Wissenschaftler hantierten an der Maschinerie des Schreins herum. Sie diskutierten miteinander, doch sie kamen zu keiner Erkenntnis. Sie wußten nicht, wie sie den Schrein öffnen sollten, da die transparenten Scheiben offenbar miteinander verschweißt waren und nirgendwo ein Hinweis zu finden war, wie Demeter aus der komplizierten Maschinerie be-freit werden konnte.
    Boyt Margor beobachtete sie.
    Er versuchte, sich wieder völlig unter Kontrolle zu bringen. Bewußt hielt er sich zurück und mischte sich in nichts ein, weil er spürte, daß er noch nicht da war, wo er sein wollte.
    Nach einigen Minuten hielt er es nicht mehr aus. Er fuhr herum und stürmte zu einer Tür, durch die er ins Freie gelangte. Der Orkan warf ihn fast um. Der Regen peitschte ihm ins Gesicht. Er spürte jeden einzelnen Tropfen wie einen Nadelstich.
    Die kalte Luft tat ihm gut.
    Margor straffte sich. Er stellte sich mit dem Rücken in den Wind und atmete einige Male tief durch.
    Ein spöttisch herablassendes Lächeln glitt über sein Gesicht. Er kehrte in die Halle zurück und schloß die Tür hinter sich.
    Na und? sagte er zu sich. So etwas wirft dich doch nicht aus der Bahn.
    Er ging zu den Wissenschaftlern, die ratlos an der Maschinerie des Schreins herumhan-tierten, ohne wirklich etwas zu tun. Sie wagten nicht, irgend etwas zu verändern, weil sie fürchteten, damit Demeter zu töten.
    Boyt Margor sah ihnen an, daß sie nicht wußten, was sie tun sollten. Die Überlebensma-schine der Demeter war ihnen allzu fremd.
    „Zur Seite", befahl er und griff nach einer Eisenstange, die zwischen den Kisten auf dem Boden lag. „Ich weiß jetzt, was wir tun werden."
    „Sie dürfen den Schrein nicht zerschlagen", wandte einer der Wissenschaftler ängstlich ein. „Damit könnten Sie eine Explosion auslösen."
    Margor schüttelte trotzig den Kopf.
    „Wir halten uns nicht lange auf", entgegnete er. „Wir haben lange genug nach einer ele-ganten Lösung gesucht. Ich glaube nicht mehr daran, daß wir sie finden."
    Er stieg die Treppe hoch und schob die Wissenschaftler zur Seite. Seine Blicke richteten sich auf Demeter, die friedlich schlafend im Schrein lag. Er überlegte, wo er den transpa-renten Behälter zerschlagen sollte. Er wollte Demeter auf keinen Fall verletzen, war aber auch davon überzeugt, daß er sie so schnell wie möglich aus dem Schrein herausholen mußte, wenn er diesen erst einmal aufgebrochen hatte.
    „Tun Sie es nicht", sagte der Wissenschaftler, der neben ihm stand.
    Boyt Margor stieß ihn zur Seite, hob die Eisenstange über den Kopf und schlug wuchtig zu.
     
    *
     
    Dichter Regen prasselte auf sie herab.
    „Muß denn das wirklich sein?" fragte Eawy ter Gedan keuchend. „Der Orkan hätte doch vollauf ausgereicht."
    Dun Vapido antwortete nicht. Er rannte zwischen zwei Sanddünen hindurch und war im dichten Regen kaum noch zu sehen.
    „Ich glaube, er liebt den Regen", brüllte Bran Howatzer ihr zu. Blitze zuckten aus den schwarzen Wolken herab und erhellten das Gelände vor ihnen. Sie waren nur noch etwa hundert Meter von den Hallen der Forschungsanstalt entfernt. „Und es scheint ihm Spaß zu machen, wenn wir naß wie die Pudel werden."
    Er hob drohend seinen Paralysator.
    „Aber das zahle ich ihm noch heim", erklärte er. „Darauf kannst du dich verlassen."
    Sie strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht.
    „Ich gieße ihm einen Eimer Wasser über den Kopf, wenn er überhaupt nicht damit rech-net", entgegnete sie.
    „Weiter", rief er. „Wir müssen bei ihm bleiben."
    Sie rannten hinter Dun Vapido her. Schlamm und Wasser spritzten unter ihren Füßen auf. Der PSI-Analytiker hatte einen Zaun erreicht, der das Forschungsinstitut umgab. Er riß ihn mit bloßen Händen von den Pfählen herunter, bis ein genügend großes Loch ent-standen war, so daß er hindurchkriechen konnte.
    „Da drüben ist Margor", schrie Eawy ter Gedan. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher